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Dänemark erteilt DHB-Team eine Lehrstunde
Einseitiges Olympia-Finale – Deutschland wird mit Silbermedaille getröstet und leistet insgesamt Historisches
Dänemark erteilt DHB-Team eine Lehrstunde. Deutschlands Handballer haben im Olympia-Finale am Sonntagmittag nicht den Hauch einer Chance, unterliegen Branchenprimus Dänemark sang- und klanglos 26:39 (12:21). Vor allem im Angriff offenbaren die Deutschen größte Schwächen, in der Abwehr werden sie von den dänischen Ausnahmekönnern schier auseinandergenommen. Das Beste an allem: Die Jungs um die Löwen Juri Knorr, Sebastian Heymann, Jannik Kohlbacher und David Späth werden für ein ansonsten bärenstarkes Turnier mit der Silbermedaille belohnt und stellen sich damit in eine Reihe mit den großen deutschen Handball-Mannschaften von 1984 und 2004.
Ausgerechnet im Olympia-Finale spielen die Deutschen ihre schlechteste Halbzeit. Gegen hochkonzentrierte Dänen kassieren sie Gegentore im Minutentakt, bekommen vor allem Rasmus Lauge und Simon Pytlick überhaupt nicht in den Griff. Der Top-Favorit schaltet und waltet im Angriff nach Belieben und wird in der Defensive so gut wie nicht gefordert. Zu langsam und durchschaubar das deutsche Offensivspiel. Bis zum 5:6 halten sie noch einigermaßen mit (8.). Dann kommt der Bruch.
Sieben Minuten später steht es 5:12 (15.), sind die Dänen viel zu leicht viel zu weit davongezogen. Weil sie gegen die starke gegnerische 6:0-Abwehr kein Mittel finden, fahren die Deutschen den Risikofaktor hoch – und überspannen den Bogen. Acht technische Fehler leisten sie sich bis zur 24. Minute, die Dänen keinen einzigen. Beim 9:19 ist es erstmals zweistellig (23.). Bundestrainer Alfred Gislason hält seinen Jungs in der bereits zweiten Auszeit eine schallende Standpauke. In die Pause geht es mit einem fast schon deprimierenden 12:21.
Nach dem Seitenwechsel kommen die Deutschen zwar schneller und leichter zu Toren, aber nicht in den Rückzug gegen Dänemarks schnelle Mitte. Beim 14:26 sind es minus 12 (34.), ist von Schadensbegrenzung nichts zu sehen. Gislason muss seine dritte und letzte Auszeit nehmen (37). Das dänische Schaulaufen, zu dem das Finale mittlerweile geworden ist, kann der erfahrene Trainer damit nicht aufhalten. Stellvertretend für den Klassenunterschied das 15:28 von Mathias Gidsel, der durch die komplette deutsche Abwehr flanieren darf wie über die Champs Élysées (38.).
Beim 20:35 verkommt die Partie zu einem Debakel für den DHB (49.). Es ist ein Jammer für die bis dahin so mitreißend aufspielende Mannschaft, die an diesem Tag schlichtweg keinen Fuß vor den anderen und eine Lehrstunde vom Feinsten bekommt. Nach 60 einseitigen Minuten steht ein 26:39, krönt sich Dänemark hochverdient zum Olympiasieger, können sich die Deutschen mit einem fantastischen Gesamtergebnis – einer äußerst bemerkenswerten Silbermedaille – trösten.