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Das allerbeste Gesicht zeigen

Ausschlafen ist für die Rhein-Neckar-Löwen heute ein Fremdwort. Bereits um 7 Uhr düst das Rudel mit dem Bus in Richtung Frankfurter Flughafen. Dort wird eingecheckt, abgehoben nach Polen, Kurs auf die Champions League genommen. Am Sonntag um 15 Uhr wartet nämlich bereits das vierte königliche Kräftemessen: Die Löwen gastieren bei Vive Kielce, dem polnischen Meister, dem Klub von Ex-Löwe Mariusz Jurasik. „Dort erwartet uns ein ganz heißer Tanz“, warnt Löwen-Manager Thorsten Storm, „ein Hexenkessel, in dem unsere Mannschaft ihr allerbestes Gesicht zeigen muss, und ich bin mir sicher, dass sie das auch tun wird.“

Nimmt man die Tabellenkonstellation als Maßstab, so reisen die Badener als klarer Favorit an: Die Löwen, der ungeschlagene Spitzenreiter der Gruppe A, fordert den Letzten, die Null-Punkte-Mannschaft. Doch das Tableau täuscht, verschleiert das tatsächliche Potenzial von Kielce, das nach einem Katastrophenstart in die Königsklasse immer besser in Fahrt kommt. Was zuletzt auch der ruhmreiche THW Kiel zu spüren bekommen hat: „Kiel konnte sich erst in der Schlussphase entscheidend absetzen“, sagt Storm, „vor allem Kielces dänischer Torwart Marcus Cleverly hat eine überragende Leistung gezeigt. Und was Mariusz Jurasik, Michal Jurecki oder Rastko Stojkovic können ist ja bekannt.“

Verwundert reagierte Storm übrigens auf die neuerlichen Gerüchte, die die Löwen mal wieder mit Transferaktivitäten in Verbindung gebracht haben. Angeblich seien sie auch am ungarischen Linkshänder Marko Vujin interessiert gewesen, der unter der Woche beim THW Kiel unterschrieben hat: „Das ist doch absoluter Blödsinn! Wir haben mit Krzysztof Lijewski längst einen Topspieler mit großer Zukunft verpflichtet. Man kann wirklich nur noch mit dem Kopf schütteln, mit wem wir alles in Verbindung gebracht werden.“

Schließlich ist der rechte Rückraum der Löwen ohnehin bereits besetzt, überbesetzt: Mit Krzysztof Lijewski, mit Michael Müller (Vertrag bis 2012) und mit Olafur Stefansson (Vertrag bis 2011), der gerne noch ein weiteres Jahr bei den Löwen dranhängen würde, haben die Gelbhemden drei Linkshänder unter Vertrag. Drei Asse, von denen eines wohl durchs Raster fallen wird. Klar ist: Lijewski ist gesetzt. Storm sagt: „Alles weitere warten wir in Ruhe ab. Hier hat es noch keine Gespräche gegeben.“

Michael Müller hat jedoch einen Nachteil. Durch seinen Kreuzbandriss kann er sich derzeit nicht empfehlen. Und das ist ärgerlich: Denn unmittelbar vor seiner Verletzung zeigte seine Formkurve nach oben.

Von Daniel Hund