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Wiedersehen mit Józek

Mariusz Jurasik freut sich auf die Löwen

 

Sechs Jahre, von 2003 bis 2009, spielte Mariusz Jurasik für die Rhein-Neckar Löwen. Mit 925 Toren in 155 Bundesliga-Einsätzen hat sich der polnische Rückraumspieler einen Platz in den jungen Annalen – und in den Herzen vieler Fans – erworfen. Seit einem Jahr spielt er nun wieder in seiner Heimat und geht für den KS Kielce auf Torejagd, wurde auf Anhieb Meister und landete in der Torschützenwertung mit 155 Treffern in 25 Begegnungen auf Rang fünf. Schon in der vergangenen Champions-League-Saison kam es in der Gruppenphase zum Wiedersehen mit „Józek“. Am kommenden Sonntag kommt es nun in Kielce erneut zum Aufeinandertreffen von Jurasiks altem und neuem Klub. Mariusz Jurasik über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Mariusz, hast Du Dich in Kielce gut eingelebt? Nächstes Jahr wird auch Sławomir Szmal den Klub weiter verstärken. Seid ihr dann gerüstet, um in Europa durchzustarten?

Ich fühle mich sehr wohl in Kielce. Ich bin in Polen, meiner Heimat. Und ich bin in der Stadt, in die ich wollte, als ich Deutschland verließ. Wenn Sławek nächste Saison zu uns stößt, werden wir noch stärker sein, als in dieser Runde. Wir hatten jetzt zwar keinen guten Start in die Champions League, aber wir werden in den kommenden Partien um jeden Punkt hart kämpfen. Auf jeden Fall haben wir gezeigt, dass wir mit den besten Mannschaften in Europa mithalten können. Wir werden von Jahr zu Jahr stärker.

Ihr seid aber mit zwei Niederlagen in die Königsklasse gestartet. Wie schätzt Du die Chancen ein, die nächste Runde zu erreichen?

Wir haben immer noch eine realistische Chance, ins Achtelfinale einzuziehen, weil wir noch 16 Punkte holen können. Zugegeben: Wir spielen jetzt erst mal gegen die stärksten Teams aus dieser Gruppe, aber wie ich schon sagte, wir haben wirklich das Zeug dazu, die Zähler zu holen.

In der vergangenen Saison ist Kielce ungeschlagen polnischer Meister geworden und auch in diesem Jahr steht ihr ungeschlagen an erster Stelle. Ist das auf die Dauer nicht langweilig ohne ernsten Wettbewerb?

Nein, wir spielen ja nebenbei auch noch Champions League, da haben wir eine gute Mischung aus Liga und Europa. Daher ist es für mich auch sicher nicht langweilig, Meister zu werden und mich für die Königsklasse zu qualifizieren. Außerdem haben wir durchaus auch in Polen schwere Spiele.

Es ist nun über ein Jahr her, dass Du die Rhein-Neckar Löwen verlassen hast. Hast Du noch Kontakte zu Deinen ehemaligen Team-Kollegen, zum Beispiel zu Deinen Landsleuten?

Klar. Mit den polnischen Jungs bin ich ständig in Kontakt, wir sprechen über unsere Spiele, über unser Privatleben und viele andere Dinge. Zudem gibt es ja ganz viele Gelegenheiten, uns zu treffen. Wir haben letztes Jahr in einer Gruppe gegeneinander gespielt und tun es dieses Jahr wieder. Hinzu kommen die vielen Länderspiele mit Deutschland oder Island. Wir laufen uns doch ständig über den Weg.

Verfolgst Du die Löwen-Spiele in der Bundesliga? Was meinst Du, was in dieser Saison drin ist?

Natürlich verfolge ich die Partien der Löwen, manche schaue ich mir im Fernsehen an. Sie haben in dieser Saison einen sehr starken Kader. Ich denke, dass sicherlich das Potenzial vorhanden ist, um im Titelkampf ein Wörtchen mitzureden. Und in der Champions League ist allemal das Final Four drin.

Du bist jetzt 34 Jahre alt. Wie lange willst Du noch auf der Platte stehen? Hast Du Dir schon Gedanken über die Zeit nach der Karriere gemacht?

Ich denke noch nicht an mein Karriereende. Ich habe einen Dreijahresvertrag und ich will bis zum Ende spielen. Ich fühle mich sehr gut, habe überhaupt keine gesundheitlichen Probleme. Ich denke gar nicht daran, jetzt schon aufzuhören. Ich habe zu viel Spaß.

Du führst mit 925 Bundesliga-Toren noch immer die Torschützenliste der Rhein-Neckar Löwen an. Macht Dich das stolz oder bedeutet Dir Statistik nichts?

Statistik ist nicht so wichtig für mich. Andererseits freue ich mich natürlich, wenn die Leute zwischen Mannheim und Kronau sich an meine Tore erinnern. In jeder einzelnen Saison, die ich für die Löwen gespielt habe, habe ich um jeden Punkt gekämpft und alles gegeben, um gute Leistungen abzuliefern.

Letztes Jahr hat Kielce einen Punkt aus Karlsruhe entführt, aber zu Hause verloren. Wie sieht’s diesmal aus?

In Karlsruhe haben wir letztes Jahr wirklich sehr gut gespielt. Ich hoffe auf ein sehr spannendes Match am Sonntag. Es wird mit Sicherheit hoch hergehen.

Zwei tragische Ereignisse haben in 2010 ihre Spuren hinterlassen. Im Januar starb Dein langjähriger Löwen-Weggefährte Oleg Velyky an Krebs, im Juni erlitt Dein Nationalmannschaftskollege Karol Bielecki eine schwere Augenverletzung. Wie sehr haben diese Hiobsbotschaften Deinen Alltag beeinflusst?

Als ich erfahren habe, dass Oleg gestorben ist, waren wir ja gerade bei der EM in Österreich. Es war ein Schock für mich, ich habe die Nachricht nicht glauben wollen. Ich kannte Oleg sehr gut, er war ein freundlicher, guter Mensch – und ein großer Spieler. Er war ein guter Freund. Als er schon in Hamburg spielte, hat er mich und meine Familie hier besucht. Es war wirklich ein Schock. Karol ist ein starker Kerl, er wird nicht aufgeben. Er hat mir gesagt, dass er keine großen Probleme hat. Er fühlt sich gut. Er wollte unbedingt zurückkommen und er schafft das auch, darüber freue ich mich natürlich.

Gibt es irgendwas, was Du den Löwen-Anhängern mitteilen möchtest?

Ich grüße alle Löwen-Fans und wünsche ihnen, viele Erfolge bejubeln zu können. Vielleicht nicht unbedingt am Sonntag, aber gerne über die gesamte Saison gesehen! Ich freue mich auf die Spiele gegen die Löwen.