Veröffentlichung:

„Das hat sich die Mannschaft verdient“ (MM)

Melsungen. Als Michael Roth vor Jahresfrist mit seiner neuen Mannschaft MT Melsungen bei den Rhein-Neckar Löwen antrat, waren die Nordhessen nicht mehr als Kanonenfutter und unterlagen mit 25:40. Doch der Ex-Trainer des Löwen-Vorgängers SG Kronau/Östringen schaffte die Wende, verhinderte den Abstieg und betreut nun die „Mannschaft der Stunde“. Vor dem erneuten Duell in der SAP Arena heute Abend (19 Uhr) liegt Melsungen mit 8:2-Zählern sogar vor den Löwen.

Herr Roth, die Partie der Löwen gegen Ihre Melsunger ist auf dem Papier ein echtes Spitzenspiel …

Michael Roth (lacht): Ja, tatsächlich und diese Momentaufnahme hat sich die Mannschaft verdient. Aber im Ernst: Wir müssen auch der Realität ins Auge blicken und sind natürlich noch keine Spitzenmannschaft wie die Löwen. Um in Mannheim zu gewinnen, müssten alle über sich hinauswachsen. Wir wollen ein gutes Ergebnis erzielen und zeigen, wo es mit der MT Melsungen hingeht.

Im Moment scheint es ja steil nach oben zu gehen. Wie lautet die Zielsetzung?

Roth: Im Vorjahr sind wir dann doch noch Dreizehnter geworden, jetzt wollen wir uns verbessern und die Top Ten anpeilen. Wir wollen mehr nach oben, statt immer nach unten zu schauen.

Wie erklären Sie sich den Wandel vom Abstiegskandidaten zur Mannschaft der Stunde?

Roth: Melsungen hatte schon immer einen guten Kader, zuletzt haben wir es geschafft, daraus auch eine Mannschaft zu formen. Zudem bringen Per Sandström im Tor sowie Patrik Fahlgren zusätzliche Qualität ins Team und außerdem hatten wir auch einen machbaren Spielplan. Aber den muss man erst einmal so bewältigen.

Die ganze Liga schaut momentan nach Nordhessen. Ist dort schon die große Euphorie ausgebrochen?

Roth: Na ja, die Nordhessen sehen sich selbst nicht gerade als schnell zur Euphorie neigenden Menschenschlag. Ich würde eher von vorsichtigem Optimismus sprechen. Aber wir konnten schon einiges an Vertrauen zurückgewinnen, nachdem die Mannschaft oft hinter den Erwartungen zurückblieb.

Viele konnten Ihren Wechsel von Wetzlar zum damaligen Abstiegskandidaten nicht nachvollziehen.

Roth: Ja, das war alles andere als ein Hurra-Wechsel. Aber ich wusste um die Möglichkeiten in Melsungen und ich bin jemand, der Herausforderungen mag. In der vergangenen Saison noch so die Kurve gekriegt zu haben, war vielleicht sogar die größere Leistung als unser jetziger Start.

Am 25. Oktober geht es im Pokal gleich wieder gegen die Löwen …

Roth: Eine Auslosung, mit der wir so früh im Wettbewerb beide nicht glücklich sein können. Aber immerhin haben wir ein Heimspiel.

Apropos Heimspiel – das haben Sie heute Abend trotz Auswärtsfahrt.

Roth: Natürlich. Jeder weiß, dass ich ein Kind der Region bin und ich freue mich immer auf die Heimat, Familie und Freunde. Deshalb bin ich schon einen Tag früher angereist. Auch die Löwen sind immer noch ein Teil von mir, ich habe den Verein fast zwölf Jahre mitgeprägt. Aber mit Wehmut hat das nichts zu tun. Und wer weiß – vielleicht bietet sich mal wieder die Gelegenheit, zurückzukehren.

Von Thorsten Hof