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„Das hat uns nicht so gefallen“ (MM)

Nach dem definitiven Gudmundsson-Abschied versuchen sich die Löwen neu zu sortieren / Groetzki verlängert bis 2016

KRONAU. Auch wenn der Abschied von Gudmundur Gudmundsson zum Saisonende seit Montag definitiv ist, scheint kein Zweifel daran zu bestehen, dass der Trainer der Rhein-Neckar Löwen sich bis zum letzten Tag für seinen Klub einsetzt. Gestern brachte er im Kronauer Trainingszentrum sogar die Kaffeemaschine wieder eigenhändig in Schwung, der 52-Jährige will sich nichts nachsagen lassen. „Es geht auch um die Details“, schmunzelte der Coach, der sich erleichtert zeigte, dass die Fronten nun geklärt sind. „Jetzt können wir die Gedanken wieder ganz alleine auf das nächste Spiel lenken“, versuchte der künftige Nationaltrainer Dänemarks den Fokus auf die morgige Champions-League-Partie gegen den HC St. Petersburg (20.30 Uhr/Sportzentrum Harres, St. Leon-Rot) zu richten.

Doch ganz ohne den Blick auf die vergangenen Wochen und Tage ging es natürlich nicht, denn warum die erfolgreiche Zusammenarbeit zwischen dem Isländer und dem aktuellen Tabellenzweiten nun wirklich zu diesem abrupten Ende kam, ist weiter die Frage.

„Ich fühle mich hier wohl, wir haben einiges erreicht, ich habe ein gutes Verhältnis zum Team und der Neuaufbau ist auf dem richtigen Weg“, zählte Gudmundsson auf, was alles für die Löwen sprach, bevor das verlockende Angebot kam, den Vize-Weltmeister zu übernehmen. Aber ganz alleine die Aussicht, um internationale Medaillen spielen zu können, war für den Löwen-Coach wohl nicht ausschlaggebend. „Ich werde mich nicht über alle Gründe äußern und möchte, dass man das respektiert“, ließ der Isländer Raum für Spekulationen.

So könnte etwa die nun von Gudmundsson gezogene Ausstiegsklausel ein Knackpunkt in den schon länger andauernden Gesprächen gewesen sein, doch hier machte Löwen-Geschäftsführer Thorsten Storm klar: „Wir müssen hier jeden Monat die Gehälter zahlen. Da hatte ich andere Sorgen, als so eine Option aus dem Vertrag zu kaufen.“ Das Risiko, dass der Coach von der Klausel Gebrauch machen könnte, ging Storm dabei ein. „Top-Leute wie Gudmundur haben immer mehrere Möglichkeiten und er hinterlässt hier schließlich etwas Gefestigtes. Das kann für seinen Nachfolger nur ein Vorteil sein“, meinte der Manager, der nun auf Trainer-Suche gehen muss und dabei auch die Führungsspieler mit einbinden möchte.

Zu denen gehört nicht zuletzt Patrick Groetzki, der gestern erwartungsgemäß seinen 2014 auslaufenden Vertrag bis 2016 verlängerte und mit Blick auf die Personalie Gudmundsson aus dem Mannschaftskreis berichtete. „Wir waren natürlich schon ein bisschen geschockt und uns hat das nicht so gefallen“, meinte der Nationalspieler, der aber zugleich den Zusammenhalt im Kader der Badener unterstrich.

„Wir sind mittlerweile wie eine kleine Familie“, führte der Rechtsaußen nicht zuletzt die Freundschaften mit Kollegen wie Bjarte Myrhol und Spielmacher Andy Schmid an. „Dass sie und Gedeon Guardiola zuvor verlängert haben, war auch für meine Entscheidung ausschlaggebend“, betonte Groetzki, der nun noch auf das „Ja“ von seinem Nationalmannschaftskollegen Uwe Gensheimer hofft. „Er soll es genau so machen wie ich“, hatte Groetzki den treffenden Ratschlag für den Kapitän parat. „Es würde mir auch persönlich viel bedeuten, wenn er bei uns bleiben würde.“

Von Thorsten Hof