Veröffentlichung:

Die Löwen zwischen Freude und Wehmut (RNZ)

Kronau. Es war eine Pressekonferenz, die unterschiedliche Gefühle auslöste. Zunächst war die Freude groß, später machte sich dann Wehmut breit. Freude, weil Patrick Groetzki, der wieselflinke Rechtsaußen der Rhein-Neckar Löwen, seinen auslaufenden Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängert hat. Trauer, weil Trainer Gudmundur Gudmundsson nach dieser Saison vorzeitig in den hohen Norden zurückkehrt: Der Isländer übernimmt Dänemark, wird Nationaltrainer. Über beide Personalien, unter die nun auch offiziell ein Haken gemacht werden kann, berichtete die RNZ in den letzten Tagen bereits mehrfach.

Ach ja, ganz nebenbei ging es gestern auch noch um ein Spiel: Am morgigen Donnerstag ist Champion-League-Zeit. Ab 20.30 Uhr gastiert Gruppengegner St. Petersburg im Sportzentrum Harres in St. Leon-Rot. Ein Gegner, den die Löwen unbedingt schlagen wollen.

Storm: „Können keinen klonen“

Weg von der Gegenwart zurück in die Zukunft. Der Abschied von Gudmi wird bei den Löwen nur schwer zu kompensieren sein. Denn der kleine Mann, der aus den Löwen in den vergangenen beiden Jahren eine große Mannschaft geformt hat, ist kaum zu ersetzen. Das weiß auch Thorsten Storm. Der Manager: „Wir können jetzt keinen Menschen klonen, der genau so arbeitet wie Gudmi. Wichtig ist jedoch, dass es ein neuer Mann wird, der zu uns passt.“ Und weiter: „Das Gute ist, dass Gudmi etwas hinterlässt, das bereits gefestigt ist. Sein Nachfolger muss also nicht wieder bei null anfangen.“ Um einen passenden Erben zu finden, möchte der Manager auch seine Führungsspieler mit in die Suche einbinden. Storm schmunzelnd: „Vielleicht frage ich auch Gudmi selbst, wer passen könnte.“

Stichwort Gudmundsson, was sagt der eigentlich zu seinem Jobwechsel? Sätze wie: „Dänemark zu trainieren, ist eine Riesen-Ehre für mich.“ Aber auch: „Es war definitiv keine Entscheidung gegen die Löwen, sondern für etwas Neues.“ Leicht fielen ihm seine Worte im Videoraum des Kronauer Trainingszentrums gestern Nachmittag nicht. Das sah man ihm an, das spürte man. Gudmundsson starrte immer wieder ins Leere, wirkte dabei verlegen.

Und wurde gelobt. Auch von Patrick Groetzki: „Wir hätten mit ihm sehr gerne so weitergearbeitet, aber respektieren natürlich seine Entscheidung.“ Groetzki selbst hat sich anders entschieden. Für die Löwen, für seine „zweite Familie“, wie er es selbst formuliert. Mit den Badenern hat er noch viel vor. „Wir sind an einem Punkt angekommen, an dem sich die Chance auf höhere Ziele eröffnet“, sagt er. Die Chemie innerhalb der Mannschaft scheint zu stimmen. Der gebürtige Pforzheimer schwärmt. Von einer tollen Atmosphäre, von Super-Charakteren, von echten Freunden.

Vorzüge, die man im Profisport heutzutage meist vergeblich sucht. Typen wie Groetzki aber eben auch. Seit 2007 jagt der 24-Jährige nun schon bei den Löwen die rechte Außenbahn hoch und runter. Gekommen als Rohdiamant, gereift zum Leistungsträger. Storm, der Stolze: „Patrick ist einer, der Spiele mittlerweile entscheidet. Er ist ein Eckpfeiler des Teams. Von heute und morgen.“

Am Donnerstag will „Johnny“ das mal wieder unter Beweis stellen. Gegen St. Petersburg soll weiter an einer guten Ausgangsposition für die bald folgende K.o.-Runde der Königsklasse gearbeitet werden. Zwei Punkte sind das erklärte Ziel. Und Gudmundsson tut das, was er vor jedem Spiel tut, er warnt: „Das ist eine unberechenbare Mannschaft, die über eine gute Abwehr und einen guten Rückraum verfügt.“ 

Von Daniel Hund