Veröffentlichung:

„Das rote gegen das gelbe Trikot tauschen“

Michael Müller im Interview / Karten für Berlin gibt es noch an der Abendkasse

Ein halbes Jahr müsse er pausieren, hatten die Ärzte Michael Müller nach dessen Kreuzbandriss im September 2010 prophezeit – mindestens. Die sechs Monate sind inzwischen vorbei und die Mediziner lagen mit ihrer Prognose richtig, denn bald wird der Linkshänder der Rhein-Neckar Löwen aufs Spielfeld zurückkehren. Mit der Mannschaft trainiert der Rückraumspieler bereits. Bald will Müller auf dem Spielberichtsbogen weiter oben auftauchen, denn während seiner Rekonvaleszenz fungierte er als vierter Offizieller für die Badener. Viel lieber zieht er sich allerdings das Trikot mit der Nummer 15 über. Wie sich der gebürtige Franke seine Rückkehr vorstellt verrät er im Interview vor dem Bundesliga-Spitzenspiel gegen die Berliner Füchse am Dienstag (19 Uhr, SAP ARENA). Karten für das Topmatch gib es noch an der Abendkasse.

Michael, wie ist im Augenblick Dein körperlicher Zustand?

Es geht mir sehr, sehr gut. Ich bin absolut zufrieden, wie es im Augenblick ist.

Wie reagiert das Knie auf die Trainingseinheiten mit der Mannschaft?

Es läuft alles nach Plan. Ich merke das Knie manchmal noch ganz leicht, aber das ist völlig normal. Das Gelenk wird nicht dick, was entscheidend ist. In dieser Woche habe ich noch einen Termin beim Arzt und dann hoffe ich, dass ich wieder gesund geschrieben werde.

Bedeutet das, dass Du danach direkt wieder spielen kannst?

Wenn der Trainer mich braucht, bin ich bereit. Vom Laufen und von der Kraft bin ich sehr zufrieden, auch wenn klar ist, dass man mir das halbe Jahr Pause anmerkt. Das kann man nicht so einfach aus den Klamotten schütteln.

Welches zeitliches Ziel hast Du Dir gesteckt?

Vielleicht reicht es ja schon für die Champions-League-Duelle gegen Zagreb. Das wäre eine tolle Sache. Wenn es aber noch eine Woche länger dauert, ist es eben so. Ich habe mir fest vorgenommen, mich nicht unter Druck zu setzen und bin mit dieser Einstellung in der Rehabilitation bislang wirklich sehr gut gefahren.

Welche Ziele hast Du Dir bei Deiner Rückkehr gesteckt?

Ich habe mir vorgenommen, mich nicht mehr so unter Druck zu setzen wie im vergangenen Jahr. Ich will das Beste geben, weiß aber, dass Rückschläge kommen werden.

Wie hast Du Dich darauf vorbereitet. Hast du Psychologische Hilfe in Anspruch genommen, um darauf vorbereitet zu sein?

Nein, das habe ich nicht. Ich habe in den vergangenen Monaten viele Spiele von außen gesehen und hatte darüber hinaus Zeit zur Reflektion. Das hat mir geholfen, mein erstes Jahr bei den Löwen neu zu bewerten und deshalb glaube ich, jetzt besser vorbereitet zu sein.

In jedem Fall geht Deine Zeit als Statistiker auf der Bank zu Ende. Gib es schon einen Nachfolger?

Das weiß ich gar nicht, aber ich bin in jedem Fall froh, wenn ich das rote Hemd gegen das gelbe Trikot tauschen kann und auf dem Spielberichtsbogen an anderer Stelle aufgeführt werde. Nicht mehr bei den Offiziellen, sondern bei den Spielern.

Immerhin hat Dein „Aushilfsjob“ dazu geführt, dass Du nah an der Mannschaft dran geblieben bist.

Ja, das stimmt. Eigentlich verliert man schnell den Kontakt zum Team, wenn man ständig alleine trainiert. Man ist dann zwar auch in Kronau im Trainingszentrum, aber macht seine Einheiten ohne die Truppe. Deshalb hat es mir geholfen, bei den Partien mit dabei zu sein, auch wenn die Tätigkeit als Statistiker nicht mein Traumjob ist.

Als Du Dich verletzt hast, war Guðmundur Guðmundsson noch kein Trainer. Wird es Dir helfen, dass Du ihn und seine Arbeit in der Kabine bereits kennst?

Ja, das glaube ich. Ich weiß, wie er sich verhält und deshalb wird es für mich nicht neu sein, wenn ich in den Spielerkader zurückkehre.

Wie waren Deine Emotionen, als Du zum ersten Mal wieder mit der Mannschaft trainiert hast?

Ich freue mich immer noch auf jede Einheit, es ist ein tolles Gefühl, wieder Bälle aufs Tor zu werfen. Jetzt habe ich natürlich eine große Vorfreude, wieder im Trikot in der SAP ARENA aufzulaufen.

Gegen die Berliner Füchse wird das noch nicht der Fall sein. Was erwartest Du von der Partie?

Das ist für uns ein enorm wichtiges Spiel. Wir müssen gegen Berlin auch noch etwas gutmachen, weil wir in der vergangenen Saison beide Spiele verloren haben und auch dieses Jahr auswärts nur einen Punkt geholt haben. Im Heimspiel wollen wir jetzt zwei Punkte holen. Wir wollen schließlich Dritter werden und um das zu schaffen, ist ein Sieg notwendig.

Vor einem Jahr hatten die Löwen Ende März eine ganz ähnliche Ausgangslage und konnten ihre Ziele am Ende nicht erreichen. Was macht Dich zuversichtlich, dass dies jetzt anders wird?

Ich bin davon überzeugt, dass wir dieses Jahr den DHB-Pokal holen. Ich kann nicht genau erklären, warum, aber ich bin sicher. Außerdem haben wir in der Champions League die Möglichkeit, das Final Four zu erreichen. Der Kader ist stark und deshalb wollen wir auch in der Bundesliga unseren Plan umsetzen und uns auf direktem Weg für die Königsklasse qualifizieren.

Was sorgt dafür, dass Du den Pokalsieg erwartest?

Die Löwen sind inzwischen zum sechsten Mal in Hamburg dabei – hintereinander. Deshalb sind wir an der Reihe. Ich denke, dass wir mit Flensburg ein gutes Los fürs Halbfinale erwischt haben. Beim Final Four sind vier Topteams dabei, aber die Flensburger liegen uns etwas mehr als Kiel oder Göppingen. Und wenn wir die gleiche Leistung zeigen wie vor einem Jahr, werden wir gewinnen. Anders herum: Warum sollten wir das Endspiel nicht für uns entscheiden?