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„Das tut weh“ (BNN)

Kronau/Östringen. Die finale Demütigung bekamen die Rhein-Neckar Löwen nach der Schlusssirene. Die Fans von FA Göppingen entrollten ein Banner mit der Aufschrift „10 Jahre titellos – seelenlos – ein Traumlos: Seht ihr Löwen, so wird es gemacht“ und feierten ihre Europapokal-Helden, während die Spieler von Gudmundur Gudmundsson in die Katakomben der EWS-Arena trotteten. „Die Enttäuschung ist riesengroß“, gestand Michael Müller nach dem mit 29:33 (13:16) verlorenen Halbfinal-Rückspiel im EHF-Pokal. „So eine Chance kommt so schnell nicht wieder“, ergänzte Thorsten Storm, der Manager des badischen Handball-Bundesligisten, der das Hinspiel zwar mit 33:32 gewonnen hatte, in der Addition beider Partien jedoch den Kürzeren zog.

„Göppingen hat zweimal mehr aus seinen Möglichkeiten gemacht, obwohl wir eigentlich die größere Qualität im Kader haben“, meinte Storm und verwies darauf, dass man im Vorjahr in Barcelona und Montpellier sowie beim THW Kiel gewonnen hat. „Jetzt haben wir in Göppingen verloren – mit nahezu der gleichen Besetzung“, sagte der Manager, dem die Niederlage sichtlich nahe ging: „Wir haben über 60 Minuten kein Mittel gefunden, um hier zu gewinnen. Das tut weh.“ Mitte März hatten die Badener das Ligaspiel beim EHF-Cup-Titelverteidiger mit 30:29 für sich entschieden – diesmal drehten die Schwaben den Spieß um.

Den Grundstein für den dritten Finaleinzug in Folge legte die Auswahl von Velimir Petkovic in der Anfangsviertelstunde, als sie die Löwen überrannte. „Ich hatte vor den ersten Minuten gewarnt, denn es war klar, dass Göppingen da Vollgas geben würde. Deshalb bin ich enttäuscht darüber, wie wir angefangen haben“, sagte Gudmundsson. Allerdings lobte der Isländer die Moral seines Teams, das sich nach einem 5:13-Rückstand (18.) in die Partie kämpfte und bis auf ein Tor herankam; den Ausgleichstreffer schafften die Badener, bei denen Kapitän Uwe Gensheimer trotz Bänderverletzung spielte und als kämpferisches Vorbild vorneweg marschierte, aber nicht. „Wir haben alles gegeben und hatten unsere Möglichkeiten. Aber die Aufholjagd nach dem schwachen Start hat zu viel Kraft gekostet“, meinte Gudmundsson, dessen Auswahl auch diese Saison ohne Titel beenden wird. Nach dem Pokal-Aus gegen Hamburg waren die Löwen nun in den Duellen mit Göppingen in den entscheidenden Phasen nicht auf der Höhe.

Einer der Matchwinner beim Titelverteidiger war Bastian Rutschmann. Der Keeper aus Ettlingenweier lief erneut zu Höchstform auf und war ein starker Rückhalt. „Unterm Strich sind der Sieg und das Weiterkommen verdient. Unser großes Plus war der Kampfgeist“, meinte der Badener in Diensten der Schwaben: „Bei mir lief es ganz gut.“ Dagegen stellte Storm fest: „Wir haben zweimal das Torwart-Duell verloren.“ Doch das war letztlich nur einer der Gründe für das Ende aller Titelträume in dieser Saison.

Von Christof Bindschädel