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„Das wird richtig schwer für uns“ (RNZ)

Heidelberg. Gestern um die Mittagszeit rollte er los, der Mannschaftsbus der Rhein-Neckar Löwen. Das Ziel war Magdeburg, die Stadt, in der die Badener die Wende zum Guten einläuten wollen. Im Wilden Osten soll zurückgeschlagen werden. Und das ausgerechnet in Magdeburg, ausgerechnet dort, wo eigentlich fast alles passen muss, um am Ende die Platte als Sieger zu verlassen. Denn zum einen steht in der Bördelandhalle eine Heim-Sieben auf der Platte, die sich blind versteht, und zum anderen nimmt ein frenetisches Handball-Publikum auf der Tribüne Platz, keine Event-Touristen. Will heißen: Der Heimspieltempel der Gladiators ist ein Hexenkessel, gefürchtet in ganz Handball-Europa.

Gewinnen kann man in Magdeburg trotzdem. Die Berliner haben es vorgemacht. Die Füchse kamen, sahen und siegten mit 29:27. „Aber auch nur deshalb, weil Berlin an diesem Abend eine überragende Leistung abgerufen hat, anders hast du nämlich keine Chance“, pustet Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Löwen, tief durch. Und der Isländer weiß, warum. Er hat die Stärken und Schwächen des Altmeisters genau studiert. Gudmi mit einer gehörigen Portion Respekt: „Ihre Heimstärke ist das eine, die aggressive Abwehr und die schnellen Gegenstöße das andere. Das wird richtig schwer für uns.“

Schwer hin oder her, das komplette badische Umfeld erwartet dennoch einen Sieg. Einen Befreiungsschlag. „Den möchten wir natürlich auch und werden deshalb alles dafür tun“, erklärt Gudmundsson. Er wirkt kämpferisch, als er das sagt. Doch da ist auch noch etwas anderes, etwas, das ihn stark beschäftigt, mitnimmt. Gudmi zur RNZ: „Ich finde es nicht gut, dass die Mannschaft nach dem Melsungen-Spiel so niedergemacht wurde. Klar haben wir Fehler gemacht, dennoch ist das kein Grund plötzlich alles in Frage zu stellen. So sehe ich das zumindest.“ Es sei nun wichtig, nur noch von Spiel zu Spiel zu denken. Und sich dann eben auch mal zu freuen, wenn man gewinnt. Egal gegen wen.

Beispiel Lemgo: „Dort haben wir zwei Punkte geholt. Gelobt wird man dafür jedoch nur am Rande, weil es für viele offenbar eine Selbstverständlichkeit ist. Aber ist es das wirklich?“

Wie auch immer, Gudmundssons Plan sieht nun wie folgt aus: den Druck und die hohe Erwartungshaltung im Löwen-Umfeld in Energie umwandeln. Und vor allem eines: nicht über Ziele reden, sondern sie erreichen. Mit Kampf und Willenskraft. Der Trainer: „Taten statt Worte, das ist mein Weg, meine Philosophie.“

Anwurf in der Magdeburger Bördelandhalle ist heute um 19.45 Uhr. Letztes Jahr kassierten die Gelben dort die erste Saisonniederlage, die letztlich zur Beurlaubung von Ex-Trainer Ola Lindgren geführt hatte.

Von Daniel Hund