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Dem Gala-Braten wird noch nicht so recht getraut
Mannheim. Bundestrainer Heiner Brand hatte schon beim 23:8 zur Halbzeit genug gesehen und schnappte sich seinen Mantel. Eine Viertelstunde vor Schluss schwappte die „La Ola“ durch die SAP Arena und nach dem 40:21 gegen den SC Magdeburg staunte selbst Löwen-Trainer Ola Lindgren über die Gala-Vorstellung seiner Mannschaft. „Das ist ein unglaubliches Ergebnis. Heute hat einfach alles geklappt“, hatte der schwedische Coach ein fast perfektes Spiel gesehen.
Nicht nur die rund 10 000 Fans waren deshalb begeistert, auch Geschäftsführer Thorsten Storm sah seine Appelle auf fruchtbaren Boden gefallen. „Das war der Korken, der endlich mal von der Flasche musste“, freute sich der Manager über eine „Spitzenleistung“ – auch wenn der Gegner ersatzgeschwächt und völlig neben der Spur war.
„Das war einer Bundesliga-Mannschaft nicht würdig“, urteilte SCM-Linksausßen Yves Grafenhorst selbstkritisch, der mit neun Treffern als einziger mithalten konnte. Doch auch gegen einen angeschlagenen Kontrahenten muss schließlich erst einmal diese Effizienz abgerufen werden.
Nach der ersten Euphorie fanden die Löwen am dritten Advent aber zugleich ein bisschen Zeit zur Besinnlichkeit. „Das war jetzt wieder so ein Hoch. Aber ich wünsche mir mehr Konstanz, wenn es mal nicht so läuft“, hatte Trainer Lindgren etwa die Gala in Lemgo und den folgenden Krampf gegen Flensburg im Hinterkopf.
Stefánssons neuer Parkplatz
Routinier Ólafur Stefánsson drückte es danach etwas poetischer aus. „Wir dürfen nicht weiter wie ein Schiff im Sturm immer hoch und runter rauschen, sondern unsere Fahrt auch mal auf stiller See fortsetzen.“ Das Erfolgsrezept gegen die Bördeländer erklärte der Linkshänder dagegen auf seine ganz eigene Art. „Ich habe heute auf einem neuen Parkplatz geparkt. Vielleicht lag’s daran“, flachste Stefánsson. „Da muss ich demnächst eben früher kommen, damit der nicht belegt ist.“
Schon am Mittwoch im Achtelfinale des DHB-Pokals gegen die MT Melsungen (19.30 Uhr, Stadthalle Östringen) wird sich der Isländer da aber einen neuen Kniff ausdenken müssen. Neue Aufgaben erfordern neue Lösungen – schließlich fehlen nur noch zwei Siege bis zum Final-Four-Turnier in Hamburg. Aufsichtsrats-Chef und Hauptsponsor Jesper Nielsen blickte dagegen erst einmal bis zum Jahresende. „Da dürfen wir jetzt kein Spiel mehr verlieren“, möchte der Däne möglichst keine weiteren Ausrutscher erleben. „Nach der EM starten wir bekanntermaßen gegen Kiel und Hamburg. Wenn wir da wieder ins Hintertreffen geraten, müssen wir uns wie in der Vorrunde wieder mühsam nach vorn arbeiten“, hat Nielsen weiter Platz drei und die Champions-League-Qualifikation im Visier.
Von Thorsten Hof
14.12.2009