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Demütige Löwen vor großer Prüfung (BNN)

Gudmundssons Auswahl besticht durch Teamgeist / „Spielen mit Leidenschaft, Herz und Wille“

Kronau/Östringen. Die Rhein-Neckar Löwen sind unbestritten die große Überraschungsmannschaft in der noch jungen Saison der Handball-Bundesliga. Die Auswahl von Trainer Gudmundur Gudmundsson ist als einziges Team der deutschen Eliteklasse noch ohne Verlustpunkt, doch in ihrem siebten Ligaspiel wartet auf die Badener „eine große Prüfung“ – das versichert der Erfolgscoach aus Island. „Wir spielen gegen den amtierenden Vizemeister, eine absolute Spitzenmannschaft, die auf jeder Position mit Weltklasseleuten doppelt besetzt ist“, erklärt Gudmundsson, dessen Auswahl heute um 20.15 Uhr (live in Sport1) die SG Flensburg-Handewitt in der Mannheimer SAP-Arena zum Gipfeltreffen empfängt.

„Wir sind gut gestartet und haben Selbstvertrauen. Allerdings haben wir in dieser Saison noch viele Spiele und einen langen Weg vor uns“, sagt der Übungsleiter und wiederholt fast schon gebetsmühlenartig sein Credo: „Wir denken von Spiel zu Spiel.“ Schließlich haben die Löwen und ihr Umfeld aus den Fehlern der vergangenen Jahre, als oftmals vorschnell und forsch Ziele verkündet wurden, Demut gelernt – was der Mannschaft um Kapitän Uwe Gensheimer augenscheinlich gut tut. Der neuformierte Kader, der trotz einer kurzen Vorbereitungsphase bislang durch exzellenten Teamgeist besticht, durfte ohne allzu großen Erwartungsdruck in die Saison gehen – und legte dann mit 12:0 Punkten prompt einen neuen Vereins-Startrekord hin.

„Wir haben einige neue Spieler dazu bekommen. Dabei haben wir aber ganz genau überlegt, welche Typen wir holen“, sagt Gudmundsson, der in Sachen Personalplanung zusammen mit Manager Thorsten Storm weitgehend richtig lag. Denn besonders drei der insgesamt neun Neuzugänge haben großen Anteil am sportlichen Höhenflug der Löwen.

Im Tor bildet Niklas Landin Jacobsen zusammen mit Goran Stojanovic ein bärenstarkes Duo, zudem verleihen die filigranen Rückraumspieler Kim Ekdahl Du Rietz und Alexander Petersson dem Angriff Kontur. Daneben blüht Spielmacher Andy Schmid auf, der unter anderem am Samstag beim 31:26-Heimsieg über den TBV Lemgo eine starke Leistung ablieferte. Zudem sind Torjäger Gensheimer, der unermüdliche Kreisläufer Bjarte Myrhol sowie Abwehrhaudegen Oliver Roggisch wichtige Stützen einer Mannschaft, die endlich auch als solche auftritt und so auf dem besten Weg ist, verspielten Kredit bei ihren Anhängern zurückzuholen.

„Wir spielen mit Leidenschaft, Herz und Wille. Das spüren unsere Zuschauer, die uns hoffentlich auch gegen Flensburg wieder zahlreich unterstützen werden – das pusht die Mannschaft zusätzlich“, erklärt Gudmundsson, der trotz des perfekten Starts seiner Mannschaft die Flensburger in der Favoritenrolle sieht: „Aber wir haben nichts zu verlieren und können die Flensburger ärgern. Davon bin ich überzeugt.“ Und gegen den Vizemeister haben die Löwen ohnehin noch etwas gutzumachen, nachdem die Norddeutschen bei ihrem letzten Gastspiel in Mannheim den Badenern eine empfindliche Niederlage beigebracht hatten. „Unsere Leistung in der zweiten Halbzeit damals war enttäuschend, ein echter Tiefpunkt“, sagt Gudmundsson mit Blick auf das 27:34 am 16. Mai. Heute Abend wollen sich seine Schützlinge dafür revanchieren und weiter ihre weiße Weste wahren.

Von Christof Bindschädel