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Den Löwen droht ein eiskalter Winter-Sturm (MM)

Flensburg/Kronau. Die Handball-Profis der Rhein-Neckar Löwen hatten es eilig. Nach dem Abpfiff schnell duschen, dann ab in die Mini-Busse Richtung Hamburger Flughafen. Die Wunden nach dem 34:37 bei der SG Flensburg-Handewitt sollten gestern wenigstens in heimischen Gefilden geleckt werden. Geschäftsführer Thorsten Storm blieb dagegen noch eine Nacht in der Ex-Heimat, und als seine Handballer davongebraust waren, blies ihm auf dem Parkplatz hinter der Campus-Halle der eisige Förde-Wind ins Gesicht – und das durchaus auch sinnbildlich.

„Das ist ein schweres Jahr für uns“, blickte Storm auf die Situation zum Jahresende. Nach dem Pokal-Aus und der Niederlage bei einem direkten Konkurrenten um einen der drei begehrten Champions-League-Plätze müssen sich die Löwen erst einmal wieder hinten anstellen.

Jetzt gilt es, vor der EM-Pause noch die Partien gegen Aufsteiger TV Hüttenberg (Mittwoch, 20.15 Uhr, SAP Arena) und am zweiten Weihnachtsfeiertag beim Bergischen HC erfolgreich zu absolvieren, um dann noch einmal angreifen zu können.

„Gerade nach dem Hamburg-Spiel wäre es wichtig gewesen, so eine Partie zu gewinnen“, sinnierte Torhüter Henning Fritz über das „Vier-Punkte-Spiel“ an der dänischen Grenze. Kapitän Uwe Gensheimer stellte fest, dass die Löwen den Flensburgern im entscheidenden Moment „ins offene Messer gelaufen“ waren. Eine doppelte Zeitstrafe in der zweiten Hälfte, dann mit zu viel Hast den Faden verloren – wieder einmal brachten sich die Badener auch ein wenig selbst um den Lohn einer engagierten Leistung trotz der personellen Probleme.

„Unser Kader ist momentan nicht breit genug für einen solchen Top-Gegner. Damit müssen wir leben“, resümierte Trainer Gudmundur Gudmundsson, Manager Storm wollte sich insgesamt auch nicht beschweren, aber: „Vielleicht wäre mehr drin gewesen.“

Manager Storm bemängelt Patzer

In den entscheidenden Phasen können die Löwen momentan solche Top-Partien aber nicht zwingen, Platz fünf resultiert laut Storm aber keineswegs aus diesen speziellen Situationen. „Wir haben Punkte an anderer Stelle leichtfertig liegengelassen.“ Ohne die Patzer von Hannover und Nettelstedt stünden die Badener nun auf Platz drei.

Doch es sind nicht nur die aktuellen Baustellen, die dem Manager Kopfzerbrechen bereiten, auch die Gestaltung der Zukunft scheint nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig. Vor allem die Unsicherheiten bei den eigentlich bis 2015 vertraglich zugesagten Zahlungen von Aufsichtsratschef und Mäzen Jesper Nielsen lassen bislang keine solide Etatplanung für 2011/12 zu, was auch bestimmte Personalien betrifft. So hätte Nationalspieler Oliver Roggisch gerne noch vor der EM ein Signal bezüglich seines auslaufenden Vertrags. „Im Moment sind mir aber die Hände gebunden“, verweist Storm auf die Gespräche mit Nielsen, der in Flensburg ebenfalls Zeuge der Niederlage war.

Bis zum Jahresende soll allerdings Klarheit herrschen, weitere Spekulationen um seine Finanzkraft kann sich der badische Bundesligist auch gar nicht leisten. Schon kreisen die ersten Geier über dem zerzausten Löwen-Rudel, Storm bestätigte eine Anfrage des HSV Hamburg am Rande des jüngsten Pokalspiels, ob beispielsweise nicht Krzysztof Lijewski im nächsten Jahr wieder nach Hamburg wechseln könnte. Eine besinnliche Vorweihnachtszeit sieht definitiv anders aus, ohne baldige Ergebnisse könnte sich der eisige Wind noch zu einem echten Wintersturm auswachsen.

Von Thorsten Hof