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Den Siebenmeter verwandeln

Heidelberg. Am Mittwoch hatte der VfL Gummersbach im Badischen Verbündete, viele Verbündete. In den Abendstunden bildete sich eine Gummersbacher Fan-Kolonie: Daumen wurden gedrückt, Fingernägel gekaut. Die Fans der Rhein-Neckar Löwen gingen fremd. 60 Minuten lang. Sie hofften auf Schützenhilfe der Oberbergischen, sehnten einen Heimsieg des VfL gegen Frisch Auf Göppingen herbei. Und sie wurden erhört: Gummersbach watschte die Schwaben mit 32:22 ab. Demnach haben es die Löwen also wieder selbst in der Hand: Mit einem Heimerfolg gegen die HSG Wetzlar (Samstag, 16.30 Uhr, Karlsruher Europahalle) hätten die Badener ihr Ticket für das Qualifikationsturnier zur Champions League sicher.

Löwen-Manager Thorsten Storm fieberte am Mittwochabend nicht mit. Er war abgelenkt. Storm weilte auf dem 70. Geburtstag von Klaus Greinert, dem Inhaber von Duravit, einem der Hauptsponsoren der Löwen. Wobei er sein Handy natürlich ständig im Blick hatte. Durch Kurzmitteilungen wurde er auf dem Laufenden gehalten. Unmittelbar nach Spielschluss kontaktierte Storm schließlich Gummersbachs Geschäftsführer Axel Geerken: „Ich habe dem VfL per Telefon ein Fass Bier in die Kabine geordert“, schmunzelt Storm, „das musste einfach sein.“

Gute Laune, die er auch gestern noch versprühte. Doch übermütig wird er nicht. Dazu ist in dieser Saison schon zu viel passiert, zu viel schief gegangen. Auch deshalb soll Wetzlar auf keinen Fall unterschätzt werden. Storm warnt: „Wir haben nun einen Siebenmeter vor uns, den wir sicher verwandeln müssen.“ Und das sollte eigentlich kein Problem sein: Die Hessen reisen als Tabellen-Dreizehnter an, sind der totale Außenseiter. Andererseits ist Wetzlar immer für eine Überraschung gut. Michael Roth sei Dank. Der ehemalige Trainer der SG Kronau/Östringen, der nach wie vor in Weinheim lebt, ist ein Schlitzohr, ein Taktikfuchs. „Michael, der für mich ein guter Freund geworden ist, wird sicher äußerst motiviert an die Sache herangehen“, prognostiziert Storm, „gegen ihn muss man immer auf alles gefasst sein.“

Rings um das letzte Saisonspiel der Löwen wird viel geboten. Vor der Partie wird Torhüter Kasa Szmal für seine Auszeichnung als Welthandballer geehrt. Nach der Partie kommt dann Wehmut auf. Sechs Spieler werden verabschiedet: Thomas Bruhn, Nikola Manojlovic, Snorri Gudjonsson, Andrej Klimovets, Siarhei Harbok und Carlos Prieto. Lediglich Prieto wird nicht anwesend sein. Er hält sich derzeit schon bei der spanischen Nationalmannschaft fit.

Mit seinem vorzeitigen Abschied soll derweil auch Michael Müller liebäugeln. Angeblich sei er unzufrieden mit seiner eigenen Situation im rechten Rückraum. Storm kann die Wechselabsichten nicht bestätigen: „Ich weiß davon nichts“, beteuert er, „aber ich kann mir schon vorstellen, dass e rmit seinen bisherigen Einsatzzeiten nicht zufrieden ist.“

Endgültig abgehakt ist der vorzeitige Wechsel von Szmal nach Kielce. Storm mit Nachdruck: „Er bleibt bis 2011. Schluss, Aus, Basta. So langsam nerven mich die ständigen Gerüchte aus Polen wirklich.“ Anfang nächster Woche soll nach RNZ-Informationen auch die Akte Krzysztof Lijewski endgültig geschlossen werden: Die Löwen werden ihn dann wohl auch schon offiziell vorstellen.

Von Daniel Hund

 04.06.2010