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Der Kampf um die Medaillen geht in die letzte Runde, Gensheimer krank

Nach dem Spiel um Platz fünf mit Deutschland und Portugal (Samstag, 16 Uhr) fallen die finalen Entscheidungen bei der EHF EURO 2020

Löwe Guardiola greift wieder nach EM-Gold.

Wer setzt sich die Handball-Krone Europas auf? Am Sonntag um 16.30 Uhr spielen Spanien und Kroatien um den Titel. Einen eindeutigen Favoriten gibt es nach den Halbfinals am Freitagabend nicht. In einem jetzt schon historischen Thriller mit zweifacher Verlängerung setzte sich Kroatien mit einem Tor in letzter Sekunde gegen Top-Favorit Norwegen durch. Spanien mit Löwe Gedeón Guardiola musste gegen Slowenien am Ende zittern. Und Deutschland weiß, gegen wen es in der Olympia-Quali Mitte April geht.

Nach den Ergebnissen vom Freitag ist klar: Die DHB-Auswahl wird es beim olympischen Qualifikations-Turnier in Berlin mit Schweden, Slowenien und einer der besten afrikanischen Mannschaften (Algerien oder Angola) zu tun bekommen. Schweden gilt trotz schwacher EM als absolutes Top-Team in Europa. Die Slowenen sind nicht erst seit dem großen Kampf im EM-Halbfinale gegen Spanien (32:34) in der Weltspitze angekommen.

Neu-Trainer Ljubomir Vranjes hat innerhalb kürzester Zeit aus einer Ansammlung von Top-Spielern eine Top-Mannschaft geformt und dieser neben einem passenden System auch noch eine echte Gewinner-Mentalität vermittelt. Obwohl man gegen Spanien die meiste Zeit deutlich zurücklag, kämpften sich die Slowenen in den letzten Minuten bis auf ein Tor heran und hatten in den finalen 60 Sekunden sogar noch die Chance auf den Ausgleich.

Abgezockt und auf den Punkt voll da

In solchen Momenten zeigt sich die wahre Stärke der Spanier, die nicht nur unglaublich abgezockt agieren, sondern auch Spieler haben, die in den entscheidenden Aktionen weder Angst noch Zweifel kennen. Alex Dujshebaev ist so jemand: Nachdem Slowenien den Angriff zum möglichen Ausgleich liegen gelassen hatte, schnappte sich der Halbrechte den Ball, ging auf die gegnerische Abwehr und schleuderte einen seiner berüchtigten Hüftwürfe zum 34:32 ins Netz.

Domagoj Duvnjak ist für Kiel wie Kroatien unverzichtbar.

Am Sonntag im Finale gegen Kroatien wird es ganz sicher wieder auf solche Geniestreiche ankommen. Und auf den besten Torwart des Turniers, Gonzalo Perez de Vargas. Gegen Slowenien kam er zwar nur auf bescheidene 22 Prozent gehaltene Bälle. Die neun Paraden, die er landete, waren aber fast alle von entscheidendem Charakter. Bei Kroatien hingegen bleibt abzuwarten, wer nach dem 80-minütigen Abnutzungskampf gegen Norwegen noch einmal an seine Leistungsgrenze gehen kann.

Igor Karacic wirkte platt wie eine Flunder, Luka Cindric von seiner Verletzung nahezu komplett ausgebremst, Luka Stepancic glücklos. Es war Domagoj Duvnjak, der im Halbfinal-Krimi von Stockholm die Kontrolle übernahm und in Abwehr wie Angriff die entscheidenden Aktionen einleitete. Hinterher sprach der Welthandballer von einem „Wahnsinnsspiel“. Klar ist: Gegen Norwegen gingen die Jungs von Trainerlegende Lino Cervar auf dem Zahnfleisch. Wie viel sie noch einmal aus dem Tank kratzen können, wird letztlich den Verlauf des Finales am Sonntag zu einem Großteil beeinflussen.

Deutschland gegen Portugal ohne Löwe Gensheimer

Bevor die erste Medaillenentscheidung am Samstag um 18.30 Uhr zwischen Norwegen und Slowenien fällt, verabschiedet sich die deutsche Handball-Nationalmannschaft von der EHF EURO 2020. Gegen Überraschungsteam Portugal wird es eine Top-Leistung brauchen, wenn man ab 16 Uhr mit einem Erfolgserlebnis aus dem Turnier gehen will. Das Spiel der Deutschen, die auf das Trio Uwe Gensheimer, Patrick Wiencek und Hendrik Pekeler verzichten müssen, wird ab 16 Uhr live auf ARD One übertragen. Die beiden Medaillenspiele werden auf sportdeutschland.tv gezeigt.

Löwen- und DHB-Kapitän Gensheimer fehlt wegen einer Viruserkrankung. Das Kieler Duo laboriert an leichten Verletzungen.

Bilder: Marco Wolf / Sörli Binder