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Der Kreis schließt sich (MM)

Mannheim. Als Tomas Svensson 1990 seinen schwedischen Heimatklub IF Guif Eskilstuna verließ, begann für ihn eine einzigartige Karriere. Der damals 22-Jährige kehrte dem beschaulichen 65 000-Einwohner-Städtchen den Rücken und zog hinaus in die weite Welt. Er spielte in den Metropolen Madrid und Barcelona. Und aus dem hochbegabten Talent wurde ein Weltklasse-Torwart, der so ziemlich alles gewann, was es zu gewinnen gibt in einer Handball-Karriere. Weltmeister, Europameister, Champions-League-Gewinner, spanischer Meister und Pokalsieger wurde der Skandinavier. Fast jeder Wunsch erfüllte sich, nur ein einziger nicht: ein Spiel gegen IF Guif Eskilstuna.

Gestern Mittag geschah bei der Auslosung der Achtelfinalpartien im EHF-Cup jedoch genau das, was Svensson schon so lange herbeisehnt: Der Torwart der Rhein-Neckar Löwen kann endlich gegen seinen Heimatverein antreten. Gespielt wird am 11./12. Februar beim schwedischen Vizemeister, eine Woche später folgt das zweite Duell vermutlich in der Mannheimer MWS Halle. „Darauf habe ich 23 Jahre lang gewartet. 18 Jahre trug ich das Trikot von Eskilstuna, diesem Verein habe ich alles zu verdanken. Er ist ein großer Teil meines Lebens“, sagt der Schlussmann, der wenige Tage vor dem Hinspiel 44 Jahre alt wird. Ein schöneres Geschenk kann es da doch gar nicht geben.

Aus Svensson sprudeln die Sätze nur so heraus, als er über den nächsten Löwen-Kontrahenten auf europäischer Bühne spricht. „Eskilstuna ist ein echter Traditionsverein, der seit 50 Jahren in der ersten Liga spielt. Leider ist er noch nie Meister geworden“, berichtet der Keeper. Ihm geht das Herz auf, er plaudert aus dem Nähkästchen: „Das Team ist sehr heimstark. Uns erwartet ein Hexenkessel in einer engen Halle wie in Szeged. Aber auswärts hat Eskilstuna Probleme. Das war schon so, als ich dort noch gespielt habe.“

Bevor sich die Löwen, die ihr Optionsrecht auf eine Rückkehr von Steffen Fäth aus Wetzlar nicht wahrgenommen haben, aber mit den Schweden beschäftigen, müssen sie heute (20.15 Uhr) erst einmal die Bundesliga-Aufgabe gegen den TV Großwallstadt lösen. „Seit der Länderspielpause haben wir Probleme“, räumt Svensson ein, der zuletzt in Berlin den Vorzug vor Ersatz-Keeper Henning Fritz erhalten hatte.

„Meine Aufgabe ist unverändert. Ich bin Torwarttrainer und unterstütze unseren Coach Gudmundur Gudmundsson. Aber ich muss auch Spielpraxis bekommen, weil unsere Nummer eins Goran Stojanovic nach wie vor Probleme mit dem Rücken hat. Wir hoffen, dass ihm nichts passiert. Aber wir müssen für alles gerüstet sein“, meint der Schlussmann, der nach wie vor Spaß hat, zwischen den Pfosten zu stehen: „Das gibt mir einen Adrenalinkick.“ Und der dürfte mit Blick auf den nächsten EHF-Cup-Gegner nicht kleiner geworden sein. Svensson verließ einst als Talent seine Heimat, jetzt kehrt er als Altstar zurück.

Von Marc Stevermüer