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Der olympische Traum des Señor Guardiola

Der Titelhamster der Rhein-Neckar Löwen spielt mit Spanien eine fantastische EM und hat nun ein großes Ziel vor Augen

Gedeón Guardiola macht das spanische Zentrum dicht.

Hauptrunde gespielt, Halbfinals vor der Brust: Die Handball-EM nimmt am Donnerstag eine kurze Auszeit, um am Freitag auf die Zielgerade einzubiegen. Nach dem letzten Hauptrunden-Spieltag am Mittwoch steht fest: Im schwedischen Stockholm spielen Spanien gegen Slowenien und Norwegen gegen Kroatien um die beiden Finalplätze. Deutschland bekommt es im Spiel um Platz fünf mit Portugal zu tun.

„Die Leistung der Mannschaft bisher ist überragend“, sagte Gedeón Guardiola vor dem letzten Hauptrundenspiel seiner Spanier gegen Kroatien. Beim 22:22 verspielte die Mannschaft des Rhein-Neckar Löwen einen 21:15-Vorsprung und zeigte dabei erstaunliche Parallelen zur deutschen Leistung gegen die feurigen Kroaten. Der Unterschied: Spanien war nach sechs Siegen aus sechs Spielen bereits für das Halbfinale qualifiziert. Das Unentschieden sicherte zudem Platz eins und ein Duell mit Slowenien anstelle von Norwegen.

„Wir spielen sehr sicher in der Deckung, im Angriff mit viel Geduld und starkem Zug zum Tor“, analysiert „Gede“ die Performance seiner Spanier, die mit den bisher tadellosen Norwegern nach der Hauptrunde zu den Top-Favoriten auf den EM-Titel zählen. Als Abwehr-Spezialist legt der Titelhamster der Rhein-Neckar Löwen – er stand bei sämtlichen Titelgewinnen der Badener auf der Platte – besonderes Augenmerk auf die Defensive: „In der Abwehr gelingt es uns, sowohl in der 6:0-, als auch in der 5:1-Formation jeden Gegner vor große Probleme zu stellen.“

Spanier „wollen jetzt unbedingt ins Endspiel“

Bei der EM 2018 holte Gede den Titel.

Steckenpferd der traditionell in Spanien antizipativ ausgelegten Abwehrstrategie ist das Verunsichern des Gegners, das Abfangen von Pässen und Provozieren von Fehlern. „Dazu machen unsere beiden Torhüter einen guten Job“, so Gedeón Guardiola weiter: „So können wir viele Tore im Gegenstoß erzielen.“ Mit seiner eigenen Leistung zeigt sich „der Señor“ zufrieden: „Meine Rolle habe ich vor allem in der 6:0-Abwehr. Die versuchen wir sehr kompakt hinzustellen, ähnlich wie bei den Rhein-Neckar Löwen.“

Nach dem Erreichen des ersten großen Zieles, das da Halbfinale hieß, schielen die stolzen Spanier als Titelverteidiger naturgemäß auf mehr: „Wir wollen jetzt unbedingt ins Endspiel – denn wir haben ein weiteres großes Ziel: die Qualifikation für die Olympischen Spiele in diesem Sommer.“ Dass dieser Meilenstein nur für den kommenden Europameister zu erreichen ist, macht die ganze Angelegenheit aber nicht nur für die Spanier, sondern auch für alle anderen Halbfinalisten noch einmal interessanter. Und so legen die Männer um Löwe Guardiola erst einmal alle Konzentration auf das Halbfinal-Duell am Freitag gegen Slowenien.

Wenn Gede mit seinen Kollegen auf die Platte geht am Freitag um 20.30 Uhr, weiß er schon, gegen wen es in einem möglichen Finale gehen würde. Bereits um 18 Uhr treffen in Halbfinale Nummer eins Kroatien und Norwegen aufeinander. Beide Partien werden im Livestream von sportdeutschland.tv übertragen.

Schweden zeigen gute Moral

Mikael Appelgren wurde Man of the Match.

Am Samstag um 16 Uhr (live auf ARD One und im Livestream) ist die deutsche Nationalmannschaft noch einmal im Einsatz mit den Guardiola-Kollegen Uwe Gensheimer und Jannik Kohlbacher. Gegen Portugal geht es zum einen um Platz fünf, zum anderen um ein gutes Gefühl zum Abschluss der insgesamt eher durchwachsenen EURO. Die Portugiesen gehören mit Slowenien, Ungarn und Island zu den positiven Überraschungen des Turniers und werden sich noch einmal voll reinhängen gegen die favorisierte DHB-Auswahl.

Einen versöhnlichen Abschluss feierten am Mittwoch die Schweden. Löwen-Coach Kristjan Andresson sah zum Abschied von seinem Amt als Nationaltrainer ein 32:25 gegen Island, bei dem „seine Löwen“ Jerry Tollbring (5 von 5 verwandelte Würfe) und Mikael Appelgren (10 Paraden, 32 Prozent Fangquote) einen Sahnetag erwischten. Löwen-Kapitän Appelgren wurde gar zum Man of the Match gewählt, konnte die Auszeichnung wegen Schmerzen im Knie aber nicht entgegennehmen. Nach einer ersten Einschätzung ist es nichts Ernstes. Für Schweden endet das Turnier mit zwei Siegen auf Platz vier in Hauptrundengruppe II und damit ähnlich versöhnlich wie für die Deutschen – auch wenn beide Teams das Ziel Halbfinale verpasst haben.

Genau anders herum verlief die EURO für Löwe Alexander Petersson und seine Isländer: Nach starkem Turnierstart mit einem Sieg über Dänemark ging den Wikingern am Ende die Luft aus, steht nach Niederlagen gegen Norwegen und Schweden der letzte Platz in der starken Malmö-Gruppe – und damit das Verpassen des großen Ziels, der Qualifikation für Olympia.

Bilder: Steffen Hoffmann