Veröffentlichung:

X-Faktor Bitter führt Deutschland zu Arbeitssieg

Außenseiter Tschechien hält im letzten EM-Hauptrundenspiel lange gut mit

Bundestrainer Christian Prokop war zufrieden.

Sieg zwei nach dem bitteren K.o. im Kampf ums Halbfinale: Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat zum Abschluss der Hauptrunde der EHF Euro 2020 gegen Tschechien 26:22 (13:10) gewonnen. Gruppe I schließt die Auswahl des Deutschen Handball-Bundes (DHB) auf Rang drei mit 6:4 Punkten ab und duelliert sich am Samstag im Spiel um Platz fünf mit Turnierüberraschung Portugal.

Löwe Uwe Gensheimer durfte von Beginn an ran, arbeitete stark in der 6:0-Abwehr, sammelte dort einen Steal. Vorne wurde er nur zweimal eingesetzt und scheiterte jeweils am starken tschechischen Torwart Martin Galia. Nach der Pause durfte für ihn EM-Debütant Patrick Zieker ran, Gensheimer versenkte noch einen wichtigen Siebenmeter zum 22:19 (53.). Eine Hälfte lang geschont auf der Bank saß Gensheimers Löwen-Kollege Jannik Kohlbacher. In Durchgang zwei überzeugte er wie immer durch seine vorzügliche Arbeit am Kreis, die mit zwei Toren belohnt wurde.

Durchwachsen fällt der Start ins Spiel aus: Philipp Weber gelingt in Überzahl das erste Tor (3.), doch zwei Fehlwürfe später steht es durch den Doppelpack von Stanislav Kasparek 1:2 (6.). Kai Häfner mit Gewalt von acht Metern und Tobias Reichmann per Gegenstoß bringen Deutschland wieder nach vorne (8.). Weil der schon gegen Österreich überragende Jogi Bitter im DHB-Tor in Minute 9 bereits die dritte Parade setzt, Tschechien gegen die superaktive deutsche 6:0-Abwehr viele technische Fehler produziert, kann sich der Favorit Stück für Stück absetzen.

Tschechien kämpft sich zurück

Reichmann nach Steal von Johannes Golla und Julius Kühn aus zentraler Position im Rückraum stellen auf 6:3 (16.). Hendrik Pekeler mit einem Doppelpack hält die 3-Tore-Führung, erzielt das 8:6 und 9:6 (19.). Das 10:6 durch Golla bringt Deutschland mit 4 Treffern nach vorne (20.). Wie so oft im Turnier, lässt das Team im Moment der ersten Überlegenheit nach. Tschechiens Torwart-Legende Martin Galia bekommt mehr und mehr seine Finger ins Spiel, pariert unter anderem zweimal stark gegen Uwe Gensheimer. Beim 10:9 ist der Außenseiter wieder dran (24.).

Johannes Golla kämpft am Kreis.

Mit einer Auszeit rüttelt Bundestrainer Christian Prokop seine Jungs wach. Der starke Weber wuchtet aus acht Metern ein zum 11:9, Bitter pariert einen Siebenmeter, Golla versenkt einen Gegenstoß zum 12:9 (27.). Die drei Tore Vorsprung nimmt das DHB-Team mit dem 13:10 in die Pause. Jogi Bitter liegt bei wieder bärenstarken 41 Prozent gehaltene Bälle, Gegenüber Galia immerhin bei 28 Prozent.

Galia ist es auch, der die Deutschen zu Beginn der zweiten 30 Minuten ärgert. Seine siebte Parade gegen Patrick Zieker tut genauso weh wie die technischen Fehler, die sich die Truppe jetzt wieder leistet. Clever und mit dem nötigen Zug agierend nutzen die Tschechen die deutsche Schwächephase zu einem 4:0-Lauf. Kasparek mit seinem dritten Tor bringt Tschechien zum ersten Mal seit dem 1:2 mit 13:14 in Front (36.).

Jogi Bitter ist wieder der x-Faktor

Der eingewechselte Jannik Kohlbacher, Fabian Böhm und Tobias Reichmann holen den Deutschen die Führung zurück, da steht es wieder 16:14 (42.). Sicherheit bringt das ins Spiel der DHB-Auswahl aber nicht. Weiterhin leistet man sich zu viele einfache Fehler und muss sich bei Jogi Bitter bedanken, dass der Vorsprung hält. Mit seiner 12. Parade beim Stand von 19:18 bewahrt der Routinier seine Mannschaft vor dem Ausgleich (49.).

In den letzten zehn Minuten können sich die Deutschen Stück für Stück absetzen – und das trotz der Roten Karte gegen Golla wegen seiner dritten Zeitstrafe (52.). Beim 24:20 sind es wieder vier Treffer Vorsprung. Mit zwei Zeitstrafen infolge bringen sich die Tschechen selbst um die Chance, noch einmal für Spannung zu sorgen. Der eingewechselte Timo Kastening besorgt das 26:21 (57.). Am Ende steht ein doch noch einigermaßen souveräner 26:22-Sieg.

Deutschland: Wolff, Bitter – Gensheimer (1/1), Zieker (2), Kastening (1), Reichmann (4), Kohlbacher (2), Pekeler (2), Golla (2), Weber (5), Böhm (1), Kühn (2), Drux, Michalczik, Häfner (4), Schmidt

Bilder: Sascha Klahn / Steffen Hoffmann