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Der Spitzenplatz rückt in weite Ferne

Hamburg. Am Ende hing alles von Karol Bielecki ab. Der polnische Rückraumstar der Rhein Neckar-Löwen aber warf den finalen Freiwurf weit über das Tor – und die 11 000 Fans in Hamburg brachen in Jubel aus. Die Rhein Neckar-Löwen verloren gestern Abend trotz langer Führung das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga beim HSV Hamburg mit 31:32 (16:13) und haben bei nun fünf Punkten Rückstand auf den Tabellenführer kaum noch Chancen auf die Meisterschaft. Bester Werfer bei den Löwen war einmal mehr Linksaußen Uwe Gensheimer, der elf Mal traf und dennoch mit gesenktem Haupt die Halle verließ.

„Wenn wir gewinnen, dann spielen wir mit um die deutsche Meisterschaft“, sagte Löwen-Aufsichtsratschef Jesper Nielsen vor Anpfiff. Entsprechend motiviert gingen die Badener zu Werke: Aggressiv, attackierend, aufmerksam, schnell auf den Beinen – so kaufte die Abwehr den HSV-Angreifern anfangs den Schneid ab.

So erzielten die Gastgeber kaum Tore aus dem Positionsspiel heraus, und doch lagen die Löwen bis zum 5:4 (13. Minute) hinten. Bis dahin zeigte Nationalkeeper Johannes Bitter seine ganze Klasse, indem er klare Chancen gegen Patrick Groetzki und Bielecki zunichte machte.
Erst Gensheimer brach den Bahn und setzte sich immer wieder gegen den starken HSV-Keeper durch. Cool verwandelte er die Strafwürfe, die zumeist Bjarte Myrhol herausholte. Aus acht Versuchen bis zur Pausensirene traf der 24-Jährige sieben Mal und sorgte damit für Ruhe auf den Rängen. Beim Stand von 5:8 (16.) versuchte es HSV-Coach Martin Schwalb mit einer Auszeit, aber die Löwen zogen ihr Spiel weiter durch und lagen zur Pause verdientermaßen vorne. Allein mit Blazenko Lackovic und dem bulligen Kreisläufer Igor Vori hatte die ansonsten glänzend eingestellte Löwen-Defensive größere Probleme.

Das Vertrauen der HSV-Fans, eine ähnlich erfolgreiche Aufholjagd wie vor acht Tagen gegen Kiel zu starten, war beim Seitenwechsel dennoch groß. Und die Hanseaten kamen wie verwandelt aus der Kabine und glichen innerhalb von nur fünf Minuten zum 17:17 aus. Doch die Löwen reagierten: Mit vier Toren in Folge kämpften sie sich wieder zurück ins Spiel. Vom 23:23 (45.) bis zum 29:30 (54.), als Olafur Stefansson per Sprungwurf verwandelte, genehmigten die Löwen dem Gastgeber keine Führung mehr. Doch dann parierte HSV-Torwart Bitter die entscheidenden Würfe von Gensheimer und Myrhol und hielt den Hamburger Sieg fest.

HSV Hamburg: Vori 7, Duvnjak 6, Lackovic 5, Jansen 3, Hens 3, M. Lijewski 2, B. Gille 2, Kraus 2/2, G. Gille 1, Lindberg 1.
Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 11/6, Bielecki 6, Groetzki 4, Lund 3, Myrhol 3, Tkaczyk 2, Stefansson 2.

Von Erik Eggers

 25.11.2010