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Der Traum geht weiter (RNZ)

Kronau/Minden. Die Nacht war lang, zog sich wie Kaugummi. Das Nachspiel hatte es nämlich in sich, war rund 450 Kilometer lang: In der Nacht auf Mittwoch tuckerten die Rhein-Neckar Löwen über die Autobahn. Von Minden nach Kronau, von der Kampa-Halle ans Trainingszentrum. „Vor 3.30 Uhr werden wir wohl nicht da sein“, seufzte Gudmundur Gudmundsson, der Trainer der Gelben, im RNZ-Gespräch. Erst kurz zuvor war der Mannschaftsbus gestartet.

Doch Gudmi wusste die Zeit zu nutzen. Der Isländer betrieb Ursachenforschung, suchte nach Gründen für den unerwarteten 26:23-Kraftakt gegen die Grün-Weißen. Sein Fazit: „Unser Hauptproblem war, dass wir in der ersten Halbzeit viel zu viele klare Chancen ausgelassen haben. Dadurch haben wir es nie geschafft, uns abzusetzen.“ An Keeper Goran Stojanovic lag es jedenfalls nicht. Der hielt was zu halten war und teilweise noch etwas mehr. Vom Trainer gab es dafür ein Sonderlob: „Goran war in der ersten Halbzeit überragend, ein ganz wichtiger Rückhalt.“

Später, knapp 18 Minuten vor Schluss, wurde Stojanovic dann aber doch noch abgelöst. Niklas Landin, der zweite hexende Ausnahme-Könner der Löwen, rückte zwischen die Pfosten. Und mit ihm wechselte Gudmundsson den Sieg ein. Landin ist eben einer, der immer sofort da ist und über unglaubliche Reflexe verfügt. Bis zur Schluss-Sirene fischte der Däne noch sieben „Hundertprozentige“ raus, darunter auch ein Siebenmeter. Thorsten Storm hat da ganz genau hingeschaut. Der Manager drückte von der Tribüne aus die Daumen. Nach 60 umkämpften Minuten pustete er erst mal tief durch: „Das war heute ganz harte Arbeit, ein echter Fight. Wobei eigentlich alle unsere Spiele umkämpft waren. Nun geht der Traum eben noch ein bisschen weiter.“

Richtig, bis nächsten Mittwoch, dann ist es nämlich endlich soweit: Es geht gegen Kiel, daheim in der ausverkauften SAP Arena. Das Spiel, in dem sich die Löwen möglicherweise ihre erste Niederlage abholen werden. Gegen den Rekordmeister wäre das auch keine Schande, doch wer sagt denn, dass es nicht auch gegen die Riesen von der Ostsee klappen kann? Trainerfuchs Gudmundsson hat sicher längst seinen Masterplan aufgesetzt. Und der hat nur ein Ziel: den 14. Sieg in Serie.

Doch das ist Zukunftsmusik. Vor Kiel ist nämlich erst einmal EHF-Cup-Zeit. Am Samstag um 19 Uhr empfangen die Löwen den A.C. Diomidis Argous in der Mannheimer GBG-Halle. Ein Gegner, über den selbst Gudmundsson am Dienstag noch nichts Brauchbares wusste. „Tut mir leid, ich werde mich erst ab Mittwoch intensiv mit den Griechen beschäftigen“, verrät er, „und dann werden wir uns optimal vorbereiten.“

Für Uwe Gensheimer und Co. war am Mittwoch erst mal Ruhe angesagt. Trainer Gudmundur Gudmundsson gab trainingsfrei, verordnete lediglich ein individuelles Auslaufen.

Von Daniel Hund