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Der vorerst letzte Löwen-Tanz

Für die Gelben geht es zum Saisonabschluss nach Flensburg – viel schwerer geht es nicht

Der vorerst letzte Löwen-Tanz: Für die Gelben geht es zum Saisonabschluss nach Flensburg - viel schwerer geht es nicht.
Patrick Groetzki prallt auf Magnus Rød.

Zu Gast bei einem der besten Heimteams der Liga: Die Rhein-Neckar Löwen haben zum Abschluss der Saison 2022/23 in der LIQUI MOLY Handball-Bundesliga wahrlich keine leichte Aufgabe vor der Brust. Ganz im Gegenteil. Bei der SG Flensburg-Handewitt erwartet den zweifachen Meister und Pokalsieger ein richtig dickes Brett. Und so lässt sich zu der Partie am Sonntag, 15.30 Uhr, eines mit Gewissheit sagen: Der vorerst letzte Löwen-Tanz wird ein heißer werden.

Wie üblich am letzten Spieltag der Saison: Um wettbewerbsverzerrende Szenarien zu vermeiden, werden sämtliche Partien zeitgleich gestartet. Ob dann auch Löwen-Spielmacher Juri Knorr auf der Platte steht, war am Freitagnachmittag noch nicht abzusehen. „Juri hat Erkältungssymptome“, berichtet Sebastian Hinze aus dem weiterwachsenden Löwen-Lazarett. Neben den langzeitverletzten Halil Jaganjac, Joel Birlehm und Robert Timmermeister fehlen in Flensburg Uwe Gensheimer (Knieprobleme) und Ymir Örn Gislason (Unterschenkelprellung).

Leichter macht es das für die Löwen nicht. Und dennoch wollen sie – gemäß ihrem Naturell – auch im letzten Saisonspiel alles raushauen. Zuletzt gab es vier Siege in Folge. Warum also nicht den fünften anstreben? Zumal man dann zumindest punktgleich mit den Flensburgern einlaufen würde. Um sie zu überholen, bräuchten die Löwen einen Sieg mit zehn Toren. Was niemand ernsthaft in Erwägung zieht. „Wenn man bedenkt, dass die SG bis zum letzten Spieltag überhaupt kein Heimspiel verloren hat – als einziges Team in der Liga“, sagt Löwen-Trainer Hinze, könne man kaum erwarten, nun einen Kantersieg in der Konter-Hochburg zu landen.

Der vorerst letzte Löwen-Tanz: Wer gewinnt den Tempo-Vergleich?

Der vorerst letzte Löwen-Tanz: Für die Gelben geht es zum Saisonabschluss nach Flensburg - viel schwerer geht es nicht.
Die Löwen feiern den Heimsieg in der Liga.

Das mit dem Kontern ist unter Interimstrainer Mark Bult zur größten SG-Stärke geworden. Davor haben die Löwen Respekt und den Fokus auf Ball-Verantwortung und Spiel-Kontrolle. Blaupause hierfür könnte die erste Halbzeit vom letzten Saison-Heimspiel gegen Erlangen sein. Das 24:10 zur Pause war eine Art Lehrstunde in Löwen-Handball. Wobei Sebastian Hinze auch hier ganz genau hinschaut: „Gegen den BHC haben wir viel mehr Tore aus dem Tempospiel gemacht. Gegen Erlangen waren 90 Prozent der Torerfolge aus dem Positionsangriff. In dieser Hinsicht war es vielleicht sogar unser bestes Saisonspiel.“

Nicht vergessen: Das Pokal-Halbfinale gegen die SG. Auch da spielten die Löwen fast fehlerfrei im gebundenen Angriff, leisteten sich erst in Durchgang zwei den ersten technischen Fauxpas. Und wenn man dem Gegner nichts anbietet, provoziert man damit mitunter Fehler auf dessen Seite. Ein Plan, der im Pokal blendend aufging – und auch gerne jetzt wieder funktionieren darf. Im Umkehrschluss ist anzunehmen, dass die Flensburger exakt diesen Aspekt ganz weit oben haben werden auf der eigenen Prioritätenliste. Denn das letzte Heimspiel – das will natürlich keiner verlieren.

Zumal es bei der SG Abschied nehmen heißt nach dem Spiel. Unter anderem zieht es das verdiente Trio Magnus Rød, Simon Hald und Goran Søgard zurück in die Heimat. Neue Gesichter stehen derweil in den Startlöchern – und nicht nur für auf dem Feld. Seit der vergangenen Woche ist klar, dass SG-Legende Ljubomir Vranjes, der von Februar bis Juni 2022 interimsweise Löwen-Cheftrainer war, als Sportlicher Leiter zurückkehrt zu seinem Herzensverein.

Die Bilanz der Löwen in Flensburg liest sich – wie bei den allermeisten HBL-Klubs – bescheiden: Einem Remis und fünf Siegen stehen zwölf Niederlagen gegenüber. Der vorerst letzte Löwen-Sieg in der Campushalle datiert auf den 28. Mai 2017 und damit auf die Saison der zweiten Meisterschaft. Sechs Jahre später wäre ein guter Zeitpunkt, um die jüngste Flensburger Heim-Serie im direkten Duell zu brechen. Nachdem man die SG in der Liga zuhause sowie erstmals in der Geschichte überhaupt im Pokal besiegen konnte, darf man getrost selbstbewusst fragen: Warum eigentlich nicht?