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Deutschland zittert sich ins Spiel um Platz 5

Gegen Ägypten braucht man die Verlängerung, um sich im Rennen um den besten noch möglichen Rang zu halten

Deutschland zittert sich ins Spiel um Platz 5: Nach einem Komplett-Einbruch in den letzten 17 Minuten der regulären Spielzeit schafft die deutsche Handball-Nationalmannschaft doch noch den Umkehrschwung und qualifiziert sich durch ein 35:34 (33:33, 30:30, 17:14) gegen Ägypten für das Spiel um Platz 5 bei der 28. Weltmeisterschaft in Polen und Schweden. Einmal mehr Mann des Spiels: Andreas Wolff.

Wieder einmal startet Deutschland fantastisch. Zwei Klasse-Paraden von Andreas Wolff, drei klare Abschlusschancen, und schon steht es 3:0 (4.). Das 4:1 ist bereits der dritte Treffer von Johannes Golla (6.). Nach der sechsten (!) Wolff-Parade erhöht Kai Häfner auf 7:3 (10.). Stark das Paket Abwehr / Torwart, cool der Abschluss: So übernehmen die Deutschen direkt das Kommando. Und sie behalten es auch. Wolff steht in Minute 20 bei einer sagenhaften 50-Prozent-Fangquote, bildet das Fundament für die deutliche 13:7-Führung. Beachtlich, wie gewissenhaft die Deutschen diese Pflichtaufgabe annehmen – und dabei sogar noch einiges an Spielfreude verbreiten.

Beim 15:8 nimmt Ägypten-Coach Roberto Garcia Parrondo, der in der Bundesliga die MT Melsungen trainiert, seine erste Auszeit (26.). Knorr aus dem Stand hält den Vorsprung konstant (17:11, 28.). Ägypten stemmt sich jetzt energisch gegen die deutsche Dominanz. Durchbruch Ali Zein: Da steht es nur noch 17:13 (29.). In die Pause geht es mit einem 17:14 und ganz und gar ohne Vorentscheidung. Halbzeit zwei beginnt wie Halbzeit eins: Andreas Wolffs Paraden-Produktion läuft auf Hochtouren, Juri Knorr zieht per schneller Mitte durch: 19:15 (33.). Beim Stand von 24:19 landet Wolff seine 16. Parade (39.). Es ist wieder ein Wahnsinnsspiel des deutschen Torhüters. Knorr per Siebenmeter schraubt die Führung wenig später auf 27:19 (42.).

Deutschland zittert sich ins Spiel um Platz 5: Black-out bringt Ägypten zurück

Mit Treffer Nummer sieben stellt Knorr auf 28:21 (43.). Nach einem 0:3-Lauf und dem 28:24 durch Ali Zein sind die Ägypter wieder deutlich näher dran (47.). Bei 28:25 nimmt Bundestrainer Alfred Gislason seine erste Auszeit im zweiten Durchgang (48.). Plötzlich ist die Partie wieder eng. Vorne fahrig, hinten nicht aggressiv genug: So bringen die Deutschen ihren Gegner zurück ins Spiel. Wenig überraschend ist es Wolff, der seinen Vorderleuten den Hintern rettet, beim Stand von 28:26 die 18. Parade aufbietet (53.). Zehn Minuten ist man ohne Treffer. Dann macht Lukas Mertens das 29:26 (53.). Beim 29:28 sind die Ägypter auf ein Tor dran (56.).

30:30 – drei Minuten vor Schluss ist die Partie komplett offen (57.). Unfassbar. Eigentlich war nach knapp 40 Minuten alles entschieden. Fehlpass Deutschland, Lattenknaller Ägypten: So geht es in die Verlängerung. Die letzten 17 Minuten der regulären Spielzeit sind mit 9:2 an die Nordafrikaner gegangen. Mit Abpfiff der ersten Halbzeit macht Jannik Kohlbacher auf Knorr-Pass im Rückwärtsfallen das 33:33. Schwer zu verstehen, warum sich die Deutschen hier schon wieder um den Lohn einer weitgehend starken Leistung zu bringen drohen. In der letzten Minute wirft sich Golla auf einen Pass, holt den Ball. Das reicht zum 35:34. Was ein Fehler-Festival! Was ein Zittersieg!

Bilder: Sascha Klahn / DHB