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Die Auferstehung (RNZ)

Magdeburg. Befreiungsschlag oder Krise? Befreiungsschlag! Für die Rhein-Neckar Löwen war der Wilde Osten gestern eine Reise wert. Mit viel Kampf und noch mehr Können stürmten sie die Bördelandhalle, den Hexenkessel des SC Magdeburg. Nach 60 einseitigen Handball- Minuten stand es 29:24 (16:12). Für die Gelben, gegen die Weißen. Ein Sieg mit Sternchen war das. Manager Thorsten Storm nickte: „Wir haben eine tolle Mannschaftsleistung gezeigt und stark in der Abwehr gearbeitet, die auch von einem sehr gut aufgelegten Goran Stojanovic im Tor profitiert hat.“

Los ging’s wie gewünscht. Patrick Groetzki sei Dank. Der Nationalspieler mit den schnellen Beinen zündete zwei Mal den Turbo, traf doppelt zum 2:0. Und ein paar Meter weiter, in der zweiten Löwen- Reihe, wirbelte noch ein anderer. Einer, der zuletzt mehr Bankangestellter als Leistungsträger war. Gemeint ist Karol Bielecki, der Ex-Magdeburger. Mehrfach katapultierte sich der Pole in schwindelerregende Höhen – und machte das, wofür er bezahlt wird: Tore, schöne Tore. Storm verneigte sich: „Was Karol da gespielt hat, war beeindruckend.“

Vorne passte es also, hinten (noch) nicht. Löwen-Torhüter Goran Stojanovic war der Leidtragende. Immer wieder tauchten die „Gladiators“ frei vor seinem Kasten auf. Mal von links, mal von rechts, mal frontal, doch die Konsequenz war stets die gleiche: Die SCM-Werfer konnten sich die Ecke aussuchen. Aber eben nur bis Mitte der ersten Halbzeit. Ab der 15. Minute war der Tag der offenen Löwen-Tür nämlich beendet. Stojanovic und ein immer besser harmonierender Abwehrriegel sorgten dafür.

Mit einer 16:12-Führung ging es in die Pause. Beruhigend? Nicht bei den Löwen. Zuletzt präsentierten sie sich im Verspielen von Polstern meisterlich. Aber wie heißt es doch so schön: Aus Fehlern lernt man. Auch die Löwen. Diesmal gab es keinen Einbruch, eher eine Explosion: Es wurde besser und besser. Gensheimer, Groetzki und immer wieder Bielecki waren die Hauptdarsteller. Abwechselnd schraubten sie das Resultat Tor um Tor nach oben.

Und spätestens in der 43. Minute, als die Löwen auf acht Treffer davonziehen konnten, war die Magdeburger Festung gefallen. Viele Zuschauer sahen es offenbar ähnlich und erteilten ihren Lieben die Höchststrafe: Deprimiert suchten sie das Weite, flüchteten schon lange vor dem Abpfiff aus der Halle.

Unmittelbar nach Spielschluss war der komplette Löwen-Tross dann verschmolzen, bildete ein großes, menschliches Knäul, das sich hüpfend und trampelnd über die Platte bewegte.

Von Daniel Hund