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Die bewegenden Worte des Nikolas Katsigiannis
Löwen-Torwart spricht zu den Fans nach bitterem Finale gegen Leipzig und wird auch am Donnerstag wieder viel Verantwortung schultern müssen
„Wir fighten uns zurück und werden versuchen, es besser zu machen.“ Dieser Satz, gesprochen von Löwen-Torwart Nikolas Katsigiannis, könnte so etwas wie das Motto sein, mit dem die Rhein-Neckar Löwen am Donnerstag zur MT Melsungen reisen. In der Rothenbach-Halle steigt ab 19.05 Uhr das Duell MTM vs. RNL zum Auftakt des 13. Spieltages in der LIQUI MOLY HBL.
Nach dem dramatischen 28:28 im Nachholspiel gegen Leipzig wollen Katze & Co. in Kassel zeigen, dass sie sich selbst von einem schier unmöglichen Finale wie am Dienstag nicht umwerfen lassen.
„So ist Sport“, sagte Nikolas Katsigiannis im Interview als „REWE Spieler des Spiels“. Dem 39-jährigen Bundesliga-Routinier war deutlich anzumerken, dass er noch völlig unter dem Eindruck des gerade Geschehenen stand. Da führten die Löwen 28:27, elf Sekunden auf der Uhr, Ballbesitz. Mit 13 Paraden, viele davon in der Schlussphase, hatte die Katze zu der an und für sich komfortablen Ausgangslage beigetragen. Jetzt müssen die Löwen eigentlich nur einigermaßen geschickt die Zeit runterspielen. Und dann: ein Fehlwurf, ein langer Ball vom gegnerischen Torwart, ein Wurf des Leipzigers Wiesmach, der höchstens eine Sekunde vor der Schlusssirene über die Torlinie der Löwen fliegt. Fertig ist der Handball-Wahnsinn.
Die bewegenden Worte des Nikolas Katsigiannis: Keine Zeit für Schockstarre
Es habe schon viel passieren müssen, damit dieses Kunststück gelingen konnte, sagte Leipzig-Trainer André Haber auf der Pressekonferenz. Vielleicht passiert so etwas in einer solchen Situation nur einmal im Leben. Klaus Gärtner, Coach der Rhein-Neckar Löwen, hätte gut darauf verzichten können. Man hätte das Spiel vorher schon entscheiden können, ja müssen, sagte Gärtner, und sprach von vielen vergebenen Chancen. Tatsächlich hatten die Löwen fast das ganze Spiel hindurch geführt, wenn auch nie deutlicher als mit drei Toren.
Dass alle Versäumnisse, die Partie früher zu entscheiden, in den Schlusssekunden zu einer derart einzigartigen Verkettung von sportlichen Unglücken aus Löwen-Sicht kulminierten – das musste auch ein erfahrener Handball-Kenner wie Klaus Gärtner erst einmal verarbeiten. Und zwar möglichst schnell. Keine 48 Stunden liegen zwischen dem kuriosen Finale von Dienstag und der Start-Sirene am Donnerstag in Kassel. Und wenn sich die Löwen etwas nicht leisten werden können bei der MT Melsungen, dann ist es in Schockstarre zu verfallen.
Die MT hat sich unter dem neuen Trainer Roberto Garcia Parrondo ein neues Spielsystem gegeben und macht damit einen stabileren Eindruck als davor – wenngleich die deftige Heim-Pleite gegen Schlusslicht Minden in die Amtszeit des spanischen Champions-League-Siegers fällt. Namen wie Silvio Heinevetter, Julius Kühn, Kai Häfner, André Gomes und Timo Kastening sprechen so oder so für sich. Und dann gibt es da noch Elvar Örn Jonsson, den die MT im Sommer für die Position Rückraum Mitte verpflichtet hat. „Das ist für mich aktuell der Transfer der Saison. Er macht das Spiel, führt die zweite Welle an und verteidigt dazu im Innenblock“, schwärmt Klaus Gärtner vom isländischen Mittelmann der Melsunger.
Die bewegenden Worte des Nikolas Katsigiannis: „Der harte Kern, der uns unterstützt“
Beim Blick auf den eigenen Kader muss der Löwen-Trainer erst einmal schlucken. Zu den vier Ausfällen vom Dienstag – Gensheimer, Lagergren, Späth und Appelgren fehlen allesamt verletzt – kommt am Donnerstag Ausfall Nummer fünf. Andreas Palicka, der gegen Leipzig auf die Zähne gebissen und sich bei zwei Siebenmetern ins Tor gestellt hatte – wird in Kassel definitiv nicht mitwirken können. Und so bilden Nikolas Katsigiannis und Mats Grupe das Torwart-Duo der Löwen.
Für die Katze ist das eine weitere Gelegenheit sich auszuzeichnen und etwas zurückzugeben an die Fans vor den Bildschirmen. Die, die am Dienstag in der SAP Arena waren und die Löwen bis zum Ende nach vorne peitschten, haben sich jedenfalls in das große Herz des Ruhrpott-Kindes geklatscht. Im Interview nach dem Spiel sagte er mit Blick auf die Tribünen: „Wir sind alle nicht damit zufrieden, wie die Saison läuft. Ich möchte mich bedanken bei denen, die hier sind. Ich weiß, das ist der harte Kern, der uns unterstützt. Wir wollen es besser machen. Wir wollen fighten. Und wir wissen, dass ihr diejenigen seid, die auch in schwierigen Zeiten zu uns halten.“