Veröffentlichung:

Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade

In Melsungen wiederholt sich die dramatische Schlussphase vom Löwen-Heimspiel gegen Leipzig

Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade: In Melsungen wiederholt sich die dramatische Schlussphase vom Löwen-Heimspiel gegen Leipzig.
Elvar Örn Jonsson im Duell mit Jannik Kohlbacher.

Ein Offensiv-Spektakel zweier Teams auf Augenhöhe, das nach der Pause mehr und mehr zu einem Kampfspiel mit zahlreichen taktischen Kniffen wird: Die MT Melsungen und die Rhein-Neckar Löwen liefern sich am Donnerstagabend in Kassel einen teils spektakulären Schlagabtausch – mit dem besseren Ende für Melsungen. Die Partie zum Auftakt des 13. Spieltages der LIQUI MOLY HBL endet 25:24 (16:16) und genauso dramatisch wie das Löwen-Heimspiel gegen Leipzig zwei Tage zuvor. Ohne fünf Stammspieler, darunter drei Torhüter, zeigen die Löwen eine kämpferische Einstellung und können sich am Ende wieder nicht belohnen: Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade

Los geht es mit einem Wettschießen. Julius Kühn bringt Melsungen mit 1:0 und 2:1 nach vorne, Lukas Nilsson und Andy Schmid gleichen postwendend aus (2:2, 2.). Schmid findet Jannik Kohlbacher am Kreis zur ersten Löwen-Führung (2:3, 3.). Der Koloss am Kreis wird in den nächsten Minuten nicht zu stoppen sein. Genauso wenig wie Nilsson. Die Balance in der Löwen-Offensive ist überragend. Und auch in der Abwehr bekommen die Gelben früher als die Roten Zugriff.

Patrick Groetzki findet das Nadelöhr zu Kohlbacher: 4:5 (6.). Benjamin Helander klaut einen Ball, Schmid trifft das Mini-Fenster zu Kohli: 4:6 (7.). Nilsson feuert zwei Raketen ab zum 5:7 und 6:8 (10.). Defensiv greift die Umstellung auf eine deutlich aktivere, nach vorne orientierte Variante, inklusive Wechsel von Ilija Abutovic zu Mait Patrail. So halten die Löwen nicht nur den 2-Tore-Vorsprung, sondern kommen beim 10:13 sogar auf drei Treffer weg (21.). Das Tor zum 10:13 ist ein phänomenaler Schlagwurf des nicht zu haltenden Nilsson.

Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade: Tolle Tore und taktische Finessen

Weil jetzt auch Melsungen reagiert, der eingewechselte Silvio Heinevetter einige Paraden landet, schmilzt die Löwen-Führung. Ein Doppelschlag von Elvar Jonsson zum 12:13 (24.) sowie von André Gomes und Yves Kunkel zum 14:14 bringen den Ausgleich (27.). Nach 30 abwechslungsreichen Minuten mit tollen Toren, taktischen Finessen und einigen spielerischen Highlights steht ein 16:16 der richtig unterhaltsamen Art.

Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade: In Melsungen wiederholt sich die dramatische Schlussphase vom Löwen-Heimspiel gegen Leipzig.
Nikolas Katsigiannis bejubelt eine Parade in Melsungen.

Durchgang zwei beginnt mit einer Co-Produktion der Helden von Halbzeit eins. Nilsson findet Kohlbacher am Kreis: 16:17 (31.). Dazu gibt es zwei Minuten gegen Jonsson. Im Tor steht Löwen-Youngster Mats Grupe, landet gegen Kai Häfner die zweite Parade nach seiner Einwechslung in Minute 27 (32.). Auf der Gegenseite meldet sich auch Heinevetter aus der Pause zurück (33.). Die Partie bleibt in Sachen Dynamik auf höchstem Niveau. Nilsson vernascht Gleb Kalarash mit brutalem Antritt: 17:18 (34.). Kühn mit einem Schmetterball wirft fast das Tor um, die Latte rettet für Grupe (36.).

Einen Durchbruch vollendet Kühn mit seinem ersten Treffer seit dem 2:1. Dieses Mal ist es das 19:19 (40.). Beide Teams tun sich jetzt viel schwerer mit dem Torewerfen, dominiert wird das Spielgeschehen von zwei entschlossen zupackenden Abwehrreihen. Der bis dahin fehlerlose Linksaußen Yves Kunkel bringt die Führung erstmals seit Minute 3 zurück zur MT (21:20, 45.). Klaus Gärtner reagiert mit einer Auszeit, bietet Lösungen für die veränderte Lage an. Dennoch gehen die beiden nächsten Offensiv-Aktionen schief. Nikolas Katsigiannis, frisch zurück auf dem Feld, bügelt mit zwei Paraden nacheinander aus (48.).

Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade: Schlusssekunden zum Verzweifeln

Nach einem Stürmerfoul ist es die Katze selbst, die mit einem Wurf ins leere MT-Tor die Führung zu den Löwen zurückholt (21:22, 50.). Beide Teams versuchen es immer mal wieder mit dem siebten Feldspieler. Dieses Mal ist es Melsungen zum Verhängnis geworden. MT-Trainer Parrondo nimmt direkt die Auszeit. Gomes wuchtet im zweiten Angriff danach zum 22:22 ein (52.). Die Antwort von Nilsson fällt genauso hart aus: 22:23 (54.). Noch krasser die Doppelparade der Katze gegen Kastening und Arnarsson (55.)! So geht es in die Crunchtime.

Eine Heinevetter-Parade und zwei Gomes-Durchbrüche lassen die Partie wieder auf die MT-Seite kippen (24:23, 58.). Kohlbacher ringt sich zum Siebenmeter durch, Schmid verwandelt mit sehr viel Glück zum 24:24 (59.). Kühn zieht gegen Groetzki ebenfalls den Strafwurf, die Katze hält gegen Kastening (60.). Irre! 17 Sekunden auf der Uhr. Chance auf die Entscheidung. Auszeit. Nilsson auf Kohlbacher. Steal. Gegenstoß. Kirkeløkke stoppt Kunkel. Kühn ballert den direkten Freiwurf unter die Latte. Doppelt irre. Das ist ein brutaler K.o.!

MT Melsungen – Rhein-Neckar Löwen 25:24 (16:16)

Handball-Wahnsinn kennt keine Gnade: In Melsungen wiederholt sich die dramatische Schlussphase vom Löwen-Heimspiel gegen Leipzig.
Kai Häfner und Gleb Kalarash nehmen sich Lukas Nilsson vor.

Melsungen: Simic (1.-10., 2 Paraden + bei zwei Siebenmetern), Heinevetter (ab 10., 10 Paraden) – Maric, Kühn (4), Beekmann, Kunkel (4), Jonsson (4), Arnarsson, Allendorf, Gomes (5), Kalarash, Häfner (4), Petersson, Fuchs, Kastening (4/1), Pavlovic

Löwen: Katsigiannis (1.-27. und ab 46., 9 Paraden, 1 Tor), Grupe (ab 28.-46., 3 Paraden) – Schmid (4/3), Zacharias, Kirkeløkke, Diocou, Patrail, Knorr, Helander (1/1), Ahouansou (1), Abutovic, Groetzki, Horžen, Gislason (1), Nilsson (9), Kohlbacher (7)

Trainer: Roberto Garcia Parrondo – Klaus Gärtner

Schiedsrichter: Julian Koppl & Dennis Regner

Strafminuten: Kalarash (2), Jonsson (2) – Gislason (2), Schmid (2), Diocou (2)

Siebenmeter: 1/2 – 4/5

Siebenmeter-Paraden: Simic hält gegen Schmid (44.) – Katsigiannis hält gegen Kastening (60.)

Spielfilm: 1:0, 2:1, 2:3, 4:6, 6:8, 7:9, 10:11, 10:13, 12:13, 12:14, 14:14, 16:16 (HZ), 17:18, 19:19, 21:20, 21:22, 22:23, 24:23, 24:24, 25:24 (EN)