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Die große Ernüchterung

Mannheim. Rückstand statt Ruhepolster – die Rhein-Neckar-Löwen stehen in der Handball-Champions-League nach der 27:29 (12:9)-Heimschlappe im Viertelfinal-Hinspiel gegen Montpellier HB vor dem Aus.

Ausgerechnet Montpelliers Nikola Karabatic machte den den gefrusteten Löwen Mut, das Final Four doch noch erreichen zu können. „In der Champions League kann alles passieren, und die Rhein-Neckar-Löwen sind auswärts fast besser als zu Hause”, sagte der Handball-Star mit Blick auf deren Siege in Barcelona und Zagreb. Nikola Karabatic war der Motor des Angriffsspiels der Franzosen, aber als Vollstrecker blieb er im Gegensatz zu seinem Bruder Luka (6) schwach. Zwei Tore aus zehn Würfen sind unter seinem Niveau. Wenn er im Rückspiel am Samstag (17 Uhr) auch noch trifft …

Die Rhein-Neckar-Löwen sprachen bei der Analyse weniger über die Stärken des Gegner als vielmehr über die eigenen Schwächen. Und die waren vor allem in der zweiten Halbzeit eklatant. „Dort haben wir viel zu viele technische Fehler gemacht”, benannte Trainer Gudmundur Gudmundsson das große Defizit. 13 solcher Fehler verzeichnete seine Statistik – zu viele für eine Mannschaft, die unter die besten Vier Europas kommen will. Dabei hatte es phasenweise gut ausgesehen für die Gastgeber. Dank Slawomir Szmal, der in der lange Zeit ausgeglichenen ersten Halbzeit mit zehn Paraden glänzte, setzten sie sich auf drei Tore (11:8, 28.) ab.

Dieser Trend setzte sich zu Beginn des zweiten Durchgangs fort. Vier Tore betrug die Führung nach Robert Gunnarssons 15:11 in der 34. Minute, als schlampige Abspiele Montpellier wieder ins Spiel brachten. Vor allem Olafur Stefansson leistete sich einige grobe Schnitzer. Sein Pendant im rechten Rückraum Montpelliers machte es besser. Vid Kavticnik nahm die von den Löwen weggeworfenen Bälle auf und brachte seine Mannschaft mit einer Dreier-Serie auf 15:16 (38.) heran. Erstmals nach dem 8:7 (19.) wieder in Führung gingen die Gäste in der 43. Minute nach einem von Michael Guigou abgeschlossenen Tempogegenstoß zum 20:19. Es waren die leichten Tore, die die Rhein-Neckar-Löwen immer deutlicher ins Hintertreffen brachten – nach David Accambrays Treffer vier Minuten vor Schluss sogar bis aus vier Tore (24:28). „20 Gegentore in der zweiten Halbzeit sind zu viel”, monierte Gudmundsson die schwache Abwehrleistung nach der Pause. Montpellier spielte seine Angriffe lange aus und zermürbte die Löwen mit seiner Zähigkeit.

„Da waren wir oft nicht konzentriert genug”, bekannte Linksaußen Uwe Gensheimer, der mit sieben Treffern aus neun Versuchen bester Werfer der Rhein-Neckar-Löwen war. Er sorgte mit seinen Toren zum 26:29 und 27:29 auch dafür, dass sich der Rückstand in Grenzen hielt. Der Hoffnungsfunke glimmt noch …

Rhein-Neckar-Löwen: Szmal (1. bis 41., 50. bis 60.), Rominger (41. bis 50.) – Stefansson, Sesum (2), Tkaczyk (6) – Cupic (4), Gensheimer (7/1) – Gunnarsson (3) – Roggisch, Myrhol, Bielecki (1), Groetzki, Müller (4), Schmid, Sigurdsson (n.e.), Rigterink (n.e.)

Montpellier HB: Stochl (1. bis 30., 40. bis 60.), Robin (31. – 40.), Desbonnet (n.e.) – Kavticnik (7), Nikola Karabatic (2), Accambray (6) – Joli, Guigou (3/1) – Luka Karabatic (6) – Hmam, Di Panda (2), Bojnovic (3/1), Grebille, Markez (n.e.), Honrubia (n.e.), Zens (n.e.)

Spielfilm: 4:4 (9.), 6:8 (17.), 10:8 (25.), 12:9 (Halbzeit), 15:11 (34.), 16:12 (35.), 16:15 (38.), 19:20 (43.), 23:26 (52.), 24:28 (56.) – Zeitstrafen: 5 – 3 – Siebenmeter: 1/1 – 2/2 – Beste Spieler: Gensheimer, Tkaczyk – Accambray, Luka Karabatic, Kavticnik – Zuschauer: 10.292 – Schiedsrichter: Nikolic/Stojkovic (Serbien).

Von Christian Gaier

 26.04.2011