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Großes Vertrauen in die eigene Stärke

Mannheim. Die Niederlage war schmerzhaft, denn niemand hatte sie erwartet. Zu stark traten die Rhein-Neckar Löwen in den vergangenen Wochen auf, zu deutlich waren die Siege, zu konstant die Leistung – doch ausgerechnet im Viertelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Montpellier AHB kassierte der Handball-Bundesligist mit dem 27:29 (12:9) die erste Heimniederlage in dieser Saison. Der Ausrutscher kam zur Unzeit, doch ihren Mut und ihren Humor haben die Löwen nicht verloren. Warum auch? Schließlich haben sie am Samstag beim Rückspiel in Südfrankreich die Chance, sich doch noch fürs Final Four zu qualifizieren.

„So weit ich weiß, sind die Tore und das Spielfeld in Montpellier genauso groß wie Mannheim“, brachte Uwe Gensheimer mit einem Augenzwinkern zum Ausdruck, dass es keinen Grund gibt, den Kopf in den Sand zu stecken – auch wenn die Franzosen in vier Tagen einen Heimvorteil genießen.

Vier Tore Vorsprung reichen nicht

Denn es gibt berechtige Hoffnung aufs Weiterkommen – und das aus mehreren Gründen. Erstens: Montpellier trat in der SAP Arena nicht wie eine unschlagbare Übermannschaft auf. Zweitens: Die Löwen haben in dieser Saison bereits in Kiel und Barcelona ihre Auswärtsstärke gezeigt. Drittens: Es ist schwer vorstellbar, dass sich die Badener innerhalb einer Woche zweimal eine Leistung mit so vielen individuellen Unzulänglichkeiten erlauben.

„13 technische Fehler hat sich meine Mannschaft geleistet. Mit solch einer Quote kann man kein Spiel gewinnen“, wusste Trainer Gudmundur Gudmundsson, dass sich sein Team die Niederlage zu einem großen Teil selbst zuzuschreiben hatte. Nach einigen Problemen zu Beginn und einem 6:8-Rückstand (18.) legten die Löwen-Spieler kurz nach der Pause ein 13:9 (31.) vor. Sie hatten sich in dieses Kampfspiel, in diesen Abnutzungskampf hereingearbeitet.

Doch dann riss der Faden, immer mehr Unkonzentriertheiten und leichtfertige Ballverluste schlichen sich ein. „Diese Fehlpässe kann man sich auf diesem Niveau nicht erlauben“, meinte Slawomir Szmal mit Blick auf die vielen Löwen-Geschenke. Ihren Höhepunkt erreichte die badische Gastfreundlichkeit in der 43. Minute: Erst kassierten die Badener das 19:19, beim anschließenden Anwurf spielte Zarko Sesum den Franzosen Michael Guigou und nicht einen seiner Kollegen an – 19:20. Michael Müller ärgerte sich zwar über diese Szene, sah sie indirekt aber auch als Mutmacher fürs Rückspiel: „Wir müssen zwei Treffer aufholen. Und dass man diese innerhalb von 20 Sekunden erzielen kann, haben wir am eigenen Leib erfahren. Wir machen uns jetzt keinen Stress.“

Drei Minuten vor Spielende lagen die Löwen sogar mit vier Toren zurück, weshalb sie letztendlich mit dem 27:29 noch gut bedient waren. „Dafür, dass wir so viele Fehler gemacht haben, ist das Ergebnis eigentlich okay. Wir werden viel aus diesem Spiel lernen und haben noch alle Möglichkeiten, die nächste Runde zu erreichen“, sagte Gudmundsson, der mit der Defensivleistung nach der Pause unzufrieden war: „20 Gegentreffer – das geht nicht.“ Manager Thorsten Storm vermisste dagegen in der Offensive den Druck von den Halbpositionen: „Da muss von Karol Bielecki und Ólafur Stefánsson mehr kommen.“

Hoffnung aufs Final Four hat der Geschäftsführer trotz der Hinspiel-Niederlage: „Pendeln sich unsere Fehler auf Normalniveau ein, können wir weiterkommen.“ Keine Frage: Aufgegeben haben sich die Löwen noch lange nicht. Sie sind gewillt, in Montpellier den Spieß umzudrehen. „Wir haben zu wild und mit zu wenig Ordnung gespielt“, sagte Gensheimer und versprach: „Das werden wir verbessern.“

Von Marc Stevermüer

 26.04.2011