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Die Guardiolas – doppelt hält besser (MM)

MANNHEIM. Wer ist wer? Wenn die Zwillingsbrüder Isaías und Gedeón Guardiola auf dem Feld stehen, lässt sich die Frage schnell beantworten. Der eine wirft den Ball mit links, spielt im rechten Rückraum und trägt die Rückennummer 6 (Isaías), der andere wirft den Ball mit rechts, spielt am Kreis und trägt die Rückennummer 30 (Gedeón). Etwas schwieriger wird es jedoch, wenn die beiden Neuzugänge des Handball-Bundesligisten Rhein-Neckar Löwen in zivil unterwegs sind. Nur die Frisur hilft ein wenig, die dunklen Haare von Isaías sind leicht nach oben gestylt. Sonstige Unterschiede? Fehlanzeige!

Schiedsrichter irrt sich

Kein Wunder, dass die Ähnlichkeit der Zwillingsbrüder schon häufig zu Verwechslungen führte. Sogar auf dem Handball-Feld – trotz unterschiedlicher Rückennummern. „Es kam vor, dass ein Schiedsrichter mir und nicht Isaías eine Zeitstrafe gegeben hat“, erinnert sich der drei Minuten ältere Gedeón an die gemeinsame Jugendzeit und berichtet mit einem schelmischen Grinsen, dass er auch schon mal in der Schule die Rolle mit seinem Bruder tauschen wollte: „Aber Isaías hat da leider nicht mitgespielt.“

Die beiden 27-jährigen Spanier lachen viel, sie scherzen und flachsen. Und sie freuen sich darüber, endlich wieder bei einem Klub vereint zu sein. Gedeón spielte zuletzt in der Liga Asobal für SDC San Antonio, Isaías trug das Trikot von Atletico Madrid. „Es ist schön, wieder mit meinem Bruder zusammen in einer Mannschaft zu stehen“, sagt Isaías und strahlt.

Bei BM Valencia und CB Ciudad de Logrono standen die in Petrer (bei Alicante) geborenen Zwillinge gemeinsam unter Vertrag, 2009 trennten sich dann durch Gedeóns Wechsel nach San Antonio ihre Wege – die jetzt erst in Deutschland wieder zusammenführten. Genauer gesagt in Heidelberg, wenn auch nicht in einer gemeinsamen Wohnung. Ein wenig Abstand muss dann doch sein.

Um die Deutsch-Kenntnisse des Duos ist es indes noch nicht so gut bestellt. Beide pauken zwar fleißig, aber der fließend spanisch sprechende Co-Trainer Tomas Svensson muss meistens als Dolmetscher einspringen. „Das erleichtert uns die Eingewöhnung ungemein. Tomas ist eine große Hilfe für uns“, sagt Gedeón. Als Svensson gerade die Frage übersetzen soll, ob die beiden Neuzugänge ein Navigationssystem für den Weg von Heidelberg zum Kronauer Trainingszentrum brauchen, fällt ihm Isaías ins Wort und tippt mit seinem Zeigefinger auf seinen Kopf: „No, no!“ Das Gelächter ist groß – und was der Rückraumspieler sagen will klar: Die Strecke hat er sich schon eingeprägt.

Während Gedeón bei den Olympischen Spielen weilte, ist Isaías schon seit der ersten Trainingseinheit Mitte Juli bei den Löwen. „Wir haben als Mannschaft viel Spaß, mussten aber auch ganz schön hart arbeiten“, sagt der Spanier und pustet erst einmal kräftig. Solch ein hartes und intensives Pensum kannte er aus seiner Heimat nicht, „doch jetzt fühle ich mich richtig fit“.

Das Duo musste nicht lange überlegen, als die Löwen Interesse an einer Verpflichtung zeigten. „Für die spanischen Klubs wird die Situation durch die Wirtschaftskrise immer dramatischer. Deshalb verlassen auch so viele Profis die Liga. Als Gedeón und ich dann die Möglichkeit bekamen, zusammen nach Deutschland zu gehen, war unsere Entscheidung schnell gefallen. Die Löwen sind ein seriöser Klub, die Bundesliga ist die Nummer eins in der Welt. Und uns hat die Herausforderung gefallen, noch einmal etwas ganz Neues zu machen.“

Sogar das Wetter passte in den vergangenen Wochen. Die zwei sonnenverwöhnten Kraftpakete freuten sich über Temperaturen weit über der 30-Grad-Marke. „Das war richtig angenehm, Wetter wie in Spanien“, meint Isaías, ehe Gedeón ihm ins Wort fällt: „Ich fürchte nur, dass es nicht mehr lange so bleiben wird. Ein bisschen Angst vor dem Winter habe ich schon.“

Von Marc Stevermüer