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Die „Hölle Süd“ war zu heiß (RNZ)

Göppingen. Eigentlich heißt sie ja EWS Arena. Doch wer nennt sie schon so? Niemand. Zumindest in Handball-Kreisen nicht. Da heißt sie „Hölle Süd“. Kurz und knapp. Einprägsam. Gestern war ihr Name mal wieder Programm. Diesmal gingen die Rhein-Neckar Löwen durch die Hölle. Heiß war’s, ungemütlich, teilweise fast schon furchteinflößend. Und die Gelben verbrannten sich dort die Finger, unterlagen im Halbfinal-Rückspiel des EHF-Cups vor 5100 Zuschauern mit 29:33 (13:16). Was nach dem knappen 33:32 Hinspiel-Sieg das Aus im internationalen Wettbewerb bedeutete.

Manager Thorsten Storm nahm das Scheitern gefasst auf. Er sprach ruhig, in kurzen Sätzen: „Das ist ein ganz bitterer Moment für uns. 14 Gegentore in den ersten 15 Minuten sind zu viele. Wir hatten darauf keine Antwort.“ Kurz vor Spielbeginn atmeten die Löwen-Sympathisanten auf: Uwe Gensheimer, der Kapitän, die Tormaschine von der linken Außenbahn, lief sich warm, bereitete sich mit den anderen auf den Derby-Kracher vor. Zur Erinnerung: „Gensel“ war im Halbfinal-Hinspiel in der SAP Arena umgeknickt und verletzte sich dabei am rechten Knöchel. Doch gestern war er zurück. Samt Stirnband.

Die nötige Sicherheit brachte der Kapitän zunächst nicht. Die Löwen liefen sofort hinter her. Bastian Rutschmann, der Ex-Krösti im Tor der Schwaben, zog den Badern den Zahn, parierte auf einem ganz hohen Niveau. Wie im Hinspiel war er meist genau in der Ecke, die Michael Müller und Co. anvisierten. Nach elf Minuten stand es 8:3. Für Göppingen, gegen die Löwen. Ein Desaster deutete sich an. Löwen-Trainer Gudmundur Gudmundsson sah es offenbar ähnlich. Der Isländer bat zur Auszeit, zum einminütigen Krisengipfel.

Genutzt hat es nichts. Es ging weiter mit Einbahnstraßen-Handball. Die Löwen wurden überrannt, lagen in der 19. Minute bereits mit 6:13 zurück. Doch plötzlich drehte sich das Blatt. Die Gudmundsson-Sieben biss sich fest, kam endlich in der Partie. Und wie! Mit Henning Fritz, der Goran Stojanovic ablöste, im Kasten holte man Tor um Tor auf. Zur Pause waren es nur noch drei (13:16).

Vieles sprach nun für die Gäste. Kaum raus der Kabine schien das Nachbarschafts-Duell beim Stand von 18:19 gegen die Löwen endgültig zu kippen. Aber es kam wieder mal anders. Vorne zu überhastet, hinten zu löchrig – Frisch Auf übernahm erneut das Kommando, legte auf 27:21 (48.) vor. Ein Schock, von dem sich die Löwen nicht mehr erholten.

Am Ende war dann nur noch Trauer, der totale Frust. Mit hängenden Schultern und gesenkten Köpfen schlichen die Löwen in die Kabine. So, wie man eben aussieht, wenn der letzte Titeltraum geplatzt ist.

Von Daniel Hund