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Nächster Titel-Traum geplatzt (MM)

Mannheim. Krzysztof Lijewski warf wütend seinen Tape-Verband auf den Hallenboden, Uwe Gensheimer vergrub sein Gesicht im Trikot, Ivan Cupic wählte schnurstracks den Weg in die Kabine. Um punkt 21.08 Uhr war es amtlich: Die Rhein-Neckar Löwen gewinnen auch in der aktuellen Saison keinen Titel. Mit 29:33 unterlagen die Badener im Halbfinal-Rückspiel um den EHF-Cup bei Frisch Auf Göppingen. Nach dem 33:32-Heimspiel-Erfolg war das zu wenig – auch wenn die Löwen nach acht Toren Rückstand nochmals zurückkamen. Doch die Badener sind raus während Titelverteidiger Göppingen nun auf den Finalgegner – Dünkirchen oder Magdeburg – wartet. „Ein Lob für unsere kämpferische Leistung. Aber wir haben das Spiel in den ersten 20 Minuten verloren. Insgesamt hat die bessere Mannschaft gewonnen“, musste Trainer Gudmundur Gudmundsson neidlos anerkennen.

Von Beginn an mit dabei war Uwe Gensheimer, dessen Knöchel vor dem Anpfiff zwar noch in allen Farben schillerte – doch der Löwen-Kapitän bis auf die Zähne. Und das war nötig, denn auch die Frisch-Auf-Fans zeigten mit einer grün-weißen Choreographie auf den Rängen der mit 5600 Fans ausverkauften Göppinger Arena, dass sie den EHF-Cup mit aller Macht verteidigen wollen.

Für Gänsehaut-Atmosphäre war also gesorgt und Göppingen konnte damit offensichtlich besser umgehen. Das Mini-Polster der Löwen war sofort weggeschmolzen und es sollte für die Badener sogar noch schlimmer kommen. Die 6:0-Abwehr konnte der Wucht des Frisch-Auf-Rückraums nichts entgegensetzen und hinter der Abwehrreihe kam auch Goran Stojanovic im Gegensatz zu seinem Göppinger Kollegen Bastian Rutschmann erneut nicht ins Spiel. Allein Pavel Horak (10 Tore) traf im ersten Abschnitt bereits sechsmal, sein Gegenüber Karol Bielecki blieb über die gesamte Spielzeit ohne Torerfolg.

Der Bundesliga-Neunte erhöhte von 6:3 (8.) auf 9:3 (12.) und egal, was die Löwen jetzt versuchten, – die grün-weiße Welle war nicht aufzuhalten. Die Schwaben ließen sich zunächst weder von einer Auszeit, der Abwehrumstellung auf 5:1 oder dem Torwart-Wechsel zu Henning Fritz (14.) irritieren. Als die Löwen in Überzahl den nächsten Ballverlust produzierten, erhöhte Frisch Auf sogar auf 13:5 (18.) – damit schien der EHF-Cup endgültig abgehakt.

Doch die Badener gaben sich noch nicht auf, sondern witterten Morgenluft, als Göppingen plötzlich einige 100-prozentige Chancen vergab und Henning Fritz sein Team ins Spiel zurückbrachte. Mit einer kaum noch für möglich gehaltenen Vierer-Serie kamen die Löwen von 15:8 (25.) auf 15:12 heran (28.) und die Totgesagten lebten auch beim 16:13-Halbzeitstand noch.

Die Badener nahmen den Schwung der Aufholjagd mit in die zweite Halbzeit. Beim 16:15 für Göppingen war insgesamt der Gleichstand erreicht (33.). Was für eine Wendung. Die Löwen blieben bis zum 21:19 dran. „Wir hatten noch alle Möglichkeiten“, meinte Gudmundsson. Aber es waren auch wieder die Unzulänglichkeiten im Überzahlspiel, die letztlich nicht mehr zuließen. Göppingen zog wieder auf 24:19 davon (46.) – auch weil die Badener selbst mit zwei Mann mehr Tore kassierten. Näher als auf drei Treffer kamen die Löwen nicht mehr heran, die grün-weiße Party nahm ihren Lauf.

Von Thorsten Hof