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Die Löwen basteln an „Projekt 3“

Heidelberg. Gewinnen alleine reicht diesmal nicht. Nicht nach diesem Hinspiel, nach der 27:29_Pleite in der SAP Arena. Ein Drei-Tore-Vorsprung ist das Ziel, vielleicht genügen an der französischen Mittelmeerküste aber auch schon zwei Treffer: Die Rhein-Neckar Löwen stehen am Samstag um17 Uhr gegen HB Montpellier, im Viertelfinal-Rückspiel der Champions League, unter Druck. Eine Topleistung muss her. Nur sie lässt den Traum vom Final Four wahr werden. Manager Thorsten Storm weiß das. Nervös ist er nicht. Er hofft diesmal auf eine Gala in zwei Akten.

> Thorsten Storm, wie sehen Sie die Chancen im Rückspiel?

Wir haben eine fast perfekte erste Halbzeit im Hinspiel hingelegt. Nur neun Gegentreffer kassiert. Dann haben wir den Faden verloren. Du musst dich in diesen Spielen 60 Minuten konzentrieren. Drei Tore besser sein oder drei Fehler weniger machen als der Gegner. Aber es ist generell falsch auf das Ergebnis zu schauen. Mit Leidenschaft und Spaß in diesem Viertelfinale muss jeder versuchen, etwas besser als sein Gegenspieler zu sein. Ich nenne es Projekt 3 und glaube, dass es machbar ist, wenn wir diesen Weg als gesamte Mannschaft gehen.

> Wie wichtig wäre die Final-Four-Teilnahme für den Verein? Würde sich das auch finanziell auszahlen?

Natürlich gibt es viel Geld. Alleine die Teilnahme bedeuten gut 300 000 Euro pro Verein. Aber für uns ist es eine Ehre, dieses Viertelfinale zu spielen. Wenn es dann für das Final Four reicht, geht ein Traum für das Team in Erfüllung. Es hat schon Großes in dieser Saison geleistet. Verletzungspech in den entscheidenden Phasen wie jetzt bei uns muss man immer einkalkulieren. Mit dem nötigen Glück, das die Jungs jetzt brauchen, ist sogar noch mehr drin.

> Als Manager und Spieler haben Sie schon einiges erlebt. Gab es schon mal eine ähnliche Konstellation?

Mit Kiel gab es einmal einen Zehn-Tore-Sieg im Hinspiel über Zagreb und dort lag die Mannschaft dann eine Minute vor Schluss mit neun Toren zurück. Aber es ist dann doch gut gegangen. Gegen Montpellier habe ich in meiner Flensburger Zeit erlebt wie die Mannschaft einen 13-Tore-Rückstand aus dem Hinspiel aufgeholt hat. Es hätte gereicht, dann hat ein direkt verwandelter Freiwurf zum Ausscheiden geführt. Alles ist möglich. Hamburg hat in Montpellier mit vier Toren gewonnen und das Hinspiel in der Gruppenphase mit einem Tor zuhause verloren. Wichtig ist, dass wir 60 Minuten alles geben und davon bin ich überzeugt.

> Karol Bielecki und Olafur Stefansson hatten im Hinspiel nicht ihren besten Tag…

Karol stand nicht lange auf dem Feld und braucht ein Erfolgserlebnis. Er ist vielleicht etwas zu ungeduldig und schaut immer nur auf seine Torquote. Natürlich sind seine Tore wichtig, aber wenn er durch seine Gefahr Raum für andere schafft, ist es egal, wer trifft. Olafur hatte einen schlechten Tag und wir hoffen, dass er im Rückspiel wieder einen guten hat. Spielt Ole gut, läuft es auch bei den anderen besser. Und da hier noch Potenzial nach oben ist, bedeutet dies auch eine große Chance für das Rückspiel.

> Apropos Bielecki, kann es sein, dass ihn die Störfeuer aus Kopenhagen zu sehr belasten?

Karol ist sensibel. Aber er muss lernen, mit seinem Umfeld umzugehen. Hier muss er sich weiterentwickeln. Das ist ja auch sein Anspruch, wenn es um seinen Status und die Erwartungen an den Verein geht.

Von Daniel Hund

 28.04.2011