Veröffentlichung:

Die Löwen denken von Spiel zu Spiel (RNZ)

Mannheim. Vorgenommen hatten sie sich viel. Wollten dominieren, glänzen und vor allem eins: punkten. Und das taten die Rhein-Neckar Löwen dann auch. Aber anders: nicht doppelt, nur einfach. In der Merkur-Arena leuchtete am Mittwochabend ein 24:24 von der digitalen Anzeigetafel. Ein Unentschieden bei der TuS N-Lübbecke, einem Kellerkind. Zu wenig, verdammt ärgerlich – gerade als Spitzenreiter. Noch ärgerlicher wird’s, wenn man sich die Statistik ein wenig genauer anschaut: Nach 37 Minuten lagen die Löwen komfortabel vorne, führten mit sechs Toren (17:11). Was dann passierte, erinnerte ein wenig an früher, an damals, als die Gelben gerne mal einen Gang zurückschalteten, plötzlich mehr verwalteten als spielten.

Aber diesmal war es anders. Manager Thorsten Storm grübelte gestern noch, trauerte: „Wir haben durch zu viele eigene Fehler den Sack nicht zugemacht. Am Ende war es allerdings aufgrund des Kampfes ein verdienter Punkt für den Gegner.“ Wer Storm, den Ehrgeizigen, kennt, der weiß: Leicht fällt ihm solch eine Analyse nicht. Er steht gerne am Platz an der Sonne, schaut von oben auf den Rest der Liga herunter. Doch er ist auch Realist, sagt: „Wir haben in der Hinrunde deutlich über unserem Niveau gespielt, befinden uns nach wie vor in einem großen Umbruch und tun gut daran, weiter nur von Spiel zu Spiel zu denken.“

Eine Art Knackpunkt war der Platzverweis von Oliver Roggisch. Bereits in der 30. Minute war sein Arbeitstag beendet. Da hatte der Abwehrchef schon drei Mal hingelangt. Macht rot. Und als Bonbon gab es noch eine weitere Zeitstrafe obendrauf. Wegen Meckerns. Ein Rückfall in alte Zeiten. Solche, die niemand braucht. Er nicht und die Mannschaft nicht. Storm sah es so: „Die zweite Zeitstrafe war sehr unclever. Eine Fußabwehr zieht in der Regel eben immer eine Hinausstellung nach sich. Auch die Meckerei hilft nur dem Gegner und schadet uns.“

Roggisch als alleiniger Sündenbock? Sicher nicht, da waren auch andere, die nicht das brachten, was sie eigentlich bringen können. Kim Ekdahl du Rietz zum Beispiel. Der Schwede hat seine Leichtigkeit verloren, hebt nur noch selten ab. Und ohne seine Kunstschüsse haben die Löwen ein Problem. Ein Shooter-Problem. Sie brauchen einen für die einfachen Tore. Einen, der auch mal aus dem Nichts, aus der zweiten Reihe, einen Treffer erzielt. Genau so einer wie du Rietz eben. Der kann’s nämlich, was er in der Hinrunde eindrucksvoll bewiesen hat. Und jetzt, im Frühjahr 2013? Da wirkt er irgendwie gehemmt. Schuld ist wohl sein Knie. Das will nicht so wie er will. Egal, Storm glaubt trotzdem an seinen Zopfträger aus dem hohen Norden. Der Manager: „Kim ist ein großes Talent, das in seiner ersten Bundesliga-Saison sofort eingeschlagen hat, ich bin mir sicher, dass er sich wieder stabilisieren wird, wenn er wieder 100 Prozent fit ist.“ Und weiter: „So lange müssen andere, die länger dabei sind, in die Bresche springen. Bei uns spielen derzeit einige leider nicht in Bestform.“

Weiter geht es für die Löwen am Samstag um 19 Uhr in der Mannheimer GBG-Halle. Es ist EHF-Cup-Zeit. Der HC Motor Zaporozhye kreuzt in der Quadratestadt auf. Kanonenfutter? „Auf keinen Fall“, erklärt Storm, “ das ist ein Gegner, der sicherlich nicht schlechter als Lübbecke ist. Ich hoffe diesmal deshalb auf zwei gute Halbzeiten unserer Mannschaft.“ Das hoffen auch die Fans.

Von Daniel Hund