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Die Löwen haben es „verzockt“ (RNZ)

Mannheim. Was für ein Handball-Krimi gestern Abend in der mit 6.513 Zuschauern nur mäßig gefüllten SAP Arena. Die Löwen hielten im Pokal-Achtelfinale gegen den HSV Hamburg den Sieg schon in den Händen, verstolperten aber beim 32:33 (14:12, 28:28, 31:31) nach Verlängerung den Viertelfinaleinzug, der gleichzeitig den Traum von der siebten Final-Four-Teilnahme in Serie jäh beendete. „Das war ein Dusel-Sieg des HSV, wir waren 59 Minuten lang besser“, sagte Manager Thorsten Storm.

Die Voraussetzungen bei den Löwen waren alles andere als gut. Lijewski (Mandelentzündung) und Sesum (Ellenbogenverletzung) fehlten, Schmid, Lund und Myrhol gingen angeschlagen in diesen Pokalfight. Vom Anpfiff weg entwickelte sich eine dramatische, intensive und ausgeglichene Partie. „Das wird eine enge Kiste“, hatte Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer schon vorab prognostiziert. Gensheimer, der nachmittags noch bei einer Präsentation des Team London in der Heidelberger Print Media Academy persönlich erschienen war, hing sich vorbildlich gegen den Pokalsieger von 2010 rein. Alle Löwen kämpften, rackerten und machten – sie hatten eben nichts zu verlieren und fast jeder holte das Optimale aus sich heraus.

Herausragend war in der Endphase der ersten Halbzeit die Defensivarbeit, nahezu neun Minuten lang gelang den Hanseaten kein einziger Treffer, was Präsident Martin Schwalb und Mäzen Andreas Rudolph die Zornesröte ins Gesicht trieb.

Selbstverständlich war beim 14:12 zum Seitenwechsel noch nichts entschieden. Im Gegenteil – der HSV glich aus. Doch mit einer weiteren Energieleistung schafften die Gelbhemden nach einem Steal von Ivan Cupic und dem frenetisch gefeierten Treffer des Rechtsaußen zum 18:15 (39.) eine erstmalige Drei-Tore-Führung. „Hoffentlich halten unsere Kräfte“, bibberte Löwen-Manager Thorsten Storm am Spielfeldrand. Sie hielten zunächst. Man wurde zusehends selbstbewusster – und als Michael Müller gar auf 26:21 (53.) durch die Beine von HSV-Keeper Dan Beutler erhöhte, schien fast schon alles klar zu sein. Der Rautenklub indes deckte immer offensiver undkamauf 26:24 bedrohlich heran.

Die Nordbadener hatten die passende Antwort parat. Eine Traumkombination von Gensheimer und Cupic bedeutete das 28:24, es sollte indes noch lange nicht die Entscheidung sein. Als Riesenrückhalt erwies sich Goran Stojanovic, der beim Stand von 28:26 den allein auf ihn zustürmenden Hans Lindberg (58.) mit einem Fußreflex „demütigte“. Hamburg versuchte alles, agierte gar mit sieben Feldspielern. Leider verzockten die Löwen den greifbar nahen und eigentlich verdienten Sieg in den letzten 90 Sekunden der regulären Spielzeit auf fahrlässige Art und Weise. Ein Ballverlust jagte leider den anderen.

In den beiden Verlängerungen profitierten die Hamburger sowohl vom psychologischen als auch vom konditionellen Vorteil. Ein ganz bitteres Aus…

Von Joachim Klaehn