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Die Löwen „müssen höllisch aufpassen“ (RNZ)

Trainer Gudmundsson warnt vor dem SC Magdeburg.

St. Leon-Rot. Es war ein kurzer Moment des Glücks. Ein ganz kurzer. Celje war gerade mit 35:25 bezwungen, auseinander genommen von den Rhein-Neckar Löwen, da huschte Gudmundur Gudmundsson ein Lächeln übers Gesicht. Eher zaghaft, aber es war nicht zu übersehen. Ganz natürlich wirkte da der Trainer der Gelben. Nur wenige Sekunden später wich sein Champions-League-Grinsen dann wieder, machte Platz für Gudmundsson, den Konzentrierten, den Fokussierten.

Eben den, für den nach dem Spiel immer vor dem Spiel ist. Oder anders: Celje war, Magdeburg ist. Für einen Handball-Perfektionisten wie Gudmi ist das eine Selbstverständlichkeit. Und so machte der Isländer dann auch prompt das, was er eigentlich immer macht nach großen Erfolgen: Er warnte, hob den Zeigefinger, verwies auf Sonntag, auf das nächste Heimspiel um 20.15 Uhr in der SAP Arena: „Magdeburg darf man einfach nicht unterschätzen. Sie sind viel stärker als Celje, da müssen wir höllisch aufpassen.“ Business as usual also.

Aber natürlich redete er auch noch über Celje, den Ex-Champion in der Königsklasse. Das Kräftemessen mit den Slowenen sei ein guter Test gewesen. Vor allem, weil die Gäste ein ordentliches Tempo vorlegten. Stimmt. Blitzschnell sauste das Bällchen bei ihnen durch die eigenen Reihen. So schnell, dass sich bei den Löwen Defizite offenbarten: Immer wieder nutzte Celje riesige Lücken im badischen Abwehrbollwerk. Auch deshalb bewegten sich beide Mannschaften bis zum 5:5 auf Augenhöhe.

Doch Gudmundsson wusste Rat, zog Mitte der ersten Halbzeit die Notbremse, nahm die Auszeit und grätschte eine Minute lang verbal dazwischen. „Danach lief es dann deutlich besser“, analysierte der Löwen-Dompteur, „wir haben große Spielfreude gezeigt und die Fehler abgestellt.“

Wobei das ohnehin Jammern auf hohem Niveau ist. Denn Gudmundsson hatte die Gunst der Stunde genutzt: Da es im letzten Gruppenspiel um nichts mehr ging, der zweite Platz gefestigt war, wurde kräftig rotiert. Alle durften ran. Bis auf zwei: Kapitän Uwe Gensheimer und Torhüter Nikls Landin. Und das aus gutem Grund. Gudmundsson mit dezenten Sorgenfalten auf der Stirn: „Sie sind nicht wirklich verletzt, aber angeschlagen.“ Also am Sonntag um 20.15 Uhr in der SAP Arena einsatzbereit? „Ich denke schon“, legte der 53-Jährige nach.

Gebraucht werden sie. Denn die Sieben aus dem Wilden Osten sind unberechenbar, an guten Tagen zu allem fähig. Aber auch zu einem Auswärtscoup im „Ufo“? Gudmundsson sieht das so, wird nachdenklich und sagt: „Sie haben auf jeder Position Top-Leute, sie spielen perfekte Gegenstöße und sie sind physisch stark.“

Doch keine Angst, die Löwen sind bestens gerüstet. Denn wenn es etwas im Gudmundsson-Kosmos nicht gibt, dann sind das Überraschungen. Die Videomitschnitte lagen gestern schon bereit. Oben im Kronauer Trainingszentrum sollen sie für den perfekten Durchblick sorgen.

So wie immer eben.

Von Daniel Hund