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Schnelle Beine und viel Routine (MM)

Auch wenn Rückkehrer Nikola Manojlovic alles andere als ein Defensivspezialist ist, erledigt der serbische Nationalspieler bei den Rhein-Neckar Löwen perfekt seinen Job und bildet mit dem Spanier Gedeon Guardiola ein kaum zu überwindendes Abwehr-Bollwerk.

Was andere Profi-Handballer in der Defensive mit purer körperlicher Präsenz bewerkstelligen, ist nicht die Art und Weise, mit der Nikola Manojlovic die Abwehrarbeit interpretiert. Beim serbischen Nationalspieler in Diensten der Rhein-Neckar Löwen funktioniert die Verteidigung eher nach dem „Hase-und-Igel“-Prinzip. Da, wo der Angreifer hin will, ist Manojlovic oft schon zur Stelle. Seine stattlichen 1,96 Meter bringt der 32-Jährige mit seinen schnellen Beinen in Schwung, meistens kommt der Routinier durch seine Erfahrung ohne Fouls mit Konsequenzen wie Strafwürfen oder Zeitstrafen aus und trägt so dazu bei, dass die Löwen eine der besten Abwehrreihen der Liga stellen.

Kommt das Gespräch auf das Thema Abwehr, ist das für Manojlovic allerdings ein zweischneidiges Schwert. Dass er mittlerweile als Defensivspezialist wahrgenommen wird, schmeckt dem Serben nicht besonders. „Ich war immer Angreifer“, betont Manojlovic, der bei seinem ersten Engagement bei den Löwen in der Saison 2009/2010 auch im Rückraum ran durfte und bei seinen folgenden Stationen in Slowenien ebenfalls stets als torgefährlicher Spielmacher gefordert war. Doch seit seiner Rückkehr zu den Badenern kommt er in der Regel nur dann zum Einsatz, wenn sich Regisseur Andy Schmid in der Defensive seine Auszeit nimmt, und verlässt das Parkett, wenn es wieder in den Angriff geht – Manojlovic ist bei den Löwen ein typischer „Role Player“, einer der einen festen Job übernimmt. Und das macht er inzwischen so gut, dass er im Zusammenspiel mit dem Spanier Gedeon Guardiola im Innenblock sogar Nationalmannschaftskapitän Oliver Roggisch aus der Stamm-Sieben verdrängt hat.

Und selbst wenn diese Rollenverteilung einen Spielertypen wie Manojlovic natürlich nicht ausfüllen kann, ist der Rechtshänder Profi genug, die Situation zu akzeptieren. „Natürlich würde ich auch gerne im Angriff mehr Akzente setzen, aber jeder hat hier seine Aufgabe und der Erfolg gibt diesem System schließlich recht“, sagt der gebürtige Belgrader, der seine Rückkehr zu den Löwen bislang keinen Tag bereut hat.

„Wir haben perfekte Trainingsmöglichkeiten, die Menschen hier sind sehr offen und wir können in einer tollen Halle spielen, in der die Fans hinter uns stehen, auch wenn es mal nicht so läuft“, bilanziert Manojlovic, für den derzeit auch privat alles im Lot ist. Im November wurde in Belgrad Töchterchen Valentina geboren, inzwischen sind seine Frau Ivana, Sohnemann Mateja und Baby Valentina nach Leimen gekommen und bleiben dort bis zum Saisonende. Für Familienmensch Manojlovic ein ganz entscheidender Faktor, um regelmäßig Leistung bringen zu können.

„Meine Frau und die Kinder geben mir die Energie, die man als Profi-Sportler benötigt“, denkt der 32-Jährige nur ungern an die Zeit zurück, als er Ende des vergangenen Jahres ständig mit den Löwen unterwegs war und das Töchterchen noch nicht ins Flugzeug durfte. „Das war hart, da war das Handy mein bester Freund“, zeigt Manojlovic auf sein Mobilgerät, mit dem er den Kontakt aufrechterhielt. „Nur die Rechnung am Monatsende war nicht immer lustig“, lacht der Serbe, der nun wieder ohne Bedenken in die Zukunft schaut, selbst wenn sein Vertrag bei den Löwen am Saisonende nicht verlängert werden sollte. „Ich bin ohnehin niemand, der langfristig Pläne macht, und entscheide mich immer erst, wenn ich muss. Bis dahin tun sich vielleicht ganz neue Chancen auf“, sagt Manojlovic, der sicher noch einmal auch seine Qualitäten im Angriff unter Beweis stellen möchte. 

Von Thorsten Hof