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Die Löwen mussten bei ihrem 26:25-Sieg in Hamburg lange zittern (RNZ)

Noch in Feiertagsstimmung – Kim Ekdahl du Rietz machte den Unterschied

Hamburg. Am Ende wollten sie alle nur zu einem: zu Kim Ekdahl du Rietz, dem Mann von der Königsposition. Das Rückraum-Ass stand im Mittelpunkt. Jeder gratulierte ihm, feierte ihn für eine Schlussphase, die er entscheidend geprägt hatte. Mit wichtigen Toren, mit jeder Menge Power. Kurzum: Der Schwede war’s, der die Rhein-Neckar Löwen vor 12.036 Zuschauern zum 26:25 (14:12)-Sieg beim HSV Hamburg warf. Klar, dass sich da auch der Kapitän verneigte: „Ein Riesen-Dank an Kim“, grinste Uwe Gensheimer erleichtert, „er hat sich immer wieder mit einem enormen Willen durch die Hamburger Abwehr getankt.“

Die Konstellation vor dem Anwurf war seltsam. Da trafen zwei Aushängeschilder des deutschen Handballs aufeinander. Ein Duell also, über das jahrelang eine Überschrift passte: Spitzenspiel. Doch diesmal war es anders. Nationale Spitze sind nur noch die Badener, Hamburg steht mittlerweile hingegen eher für Mittelmaß. Und es kann sogar noch schlimmer kommen. Allzu weit ist der Abstiegskampf nämlich nicht mehr entfernt. Gegen die Löwen zählte für die Hanseaten deshalb nur eins: gewinnen. Siegen um jeden Preis.

Der Anfang war durchwachsen. Bei den Gelben fehlte die Spannung, der Biss. Sie lagen zunächst permanent hinten, wirkten fast so, als seien sie noch im Feiertagsmodus. Ihr Trainer sah das ähnlich. Nikolaj Jacobsen tobte, stampfte an der Außenlinie mit hoch rotem Kopf auf und ab. Beim Stand von 6:8 hatte der Däne dann genug gesehen: Auszeit! Und die hatte es in sich. Jacobsen zum Rest: „Jungs, der Urlaub ist jetzt vorbei, wir rennen hier rum, als ob es uns scheißegal wäre.“

Die Standpauke fruchtete. Zwei, drei starke Löwen-Minuten später führten plötzlich die Löwen mit 10:8. Ein Höhenflug mit zwei Hauptdarstellern: Patrick Groetzki und Mads Mensah Larsen. Die Wende war’s trotzdem nicht. Denn die Heim-Sieben kam zurück (11:11/27.). Allerdings mit freundlicher Unterstützung der Gäste. So versemmelten Uwe Gensheimer und Andy Schmid zwei Siebenmeter in Serie.

Für die 14:12-Pausenführung reichte es trotzdem. Und wer die Löwen kennt, der weiß: Nach der Pause legen sie in der Regel noch eine Schippe drauf. Ab nicht am Samstag. Der Vize-Meister war kaum wiederzuerkennen.

An Jacobsen lag es nicht. Der probierte alles. Wechselte und wechselte. Spieler und Systeme. Doch es wurde schlimmer, immer schlechter. In Zahlen: In der 45. Minute setzte sich der HSV erstmals auf drei Tore ab (21:18). Das große Zittern begann. Allerdings eher bei den mitgereisten Fans auf der Tribüne, die Mannschaft schaltete nun nämlich einen Gang hoch. Jetzt stimmte der Einsatz. Tor um Tor wurde aufgeholt. Richtig einfach sah es nun aus.

Den Lösungsansatz steuerte Jacobsen bei: Er stellte die Abwehr um. Von der offensiveren 5:1 auf die defensivere 6:0. Und ja, dann war da ja auch noch du Rietz. Immer wieder wuchtete der sich nun durch die HSV-Riesen und versenkte den Harzball im Netz. Und das reichte. Letztlich zitterten sich die Löwen über die Ziellinie. Vorgestellt hatten sie sich das ganz anders. „Eigentlich“, grübelte Gensheimer, „eigentlich wollten wir zeigen, dass uns die längere Pause gut getan hat, aber all das, was wir uns vorgenommen hatten, hat leider nicht geklappt.“

Themenwechsel: Mittlerweile steht der zweite Löwen-Torhüter für die kommende Saison fest. Vom Balkan sickerte durch, dass die Besten aus dem Südwesten sich mit Darko Stanic, 36, auf einen Zweijahresvertrag geeinigt haben. Ein Routinier, den die RNZ schon im Sommer als Landin-Nachfolger ins Spiel brachte. Seine Klasse ist unbestritten, der beste Ruf eilt dem Bietigheimer dennoch nicht voraus: Zwischen 2006 und 2008 wurde der Serbe wegen eines positiven Kokaintests gesperrt.

Am Rande des Löwen-Gastspiels in Hamburg kam zudem das Gerücht auf, dass mit Andreas Wolff von der HSG Wetzlar bereits ein Stanic-Nachfolger bei den Löwen feststehen würde. Das soll nach RNZ-Informationen aber eine Ente sein. Wobei Wolff durchaus zu haben wäre. Der 23-Jährige besitzt bei den Hessen zwar noch einen Vertrag bis 2017, hat sich ab 2016 jedoch eine Ausstiegsklausel in seinem Kontrakt verankern lassen. Und es kommt noch besser: Auch im Sommer 2015 ist er zu haben, allerdings wäre dann eine Ablöse von 100.000 Euro fällig.

Wie auch immer, mit Stanic und Mikael Appelgren sind die Löwen für die nächste Saison gut aufgestellt.

Von Daniel Hund