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Die Löwen mussten sich reinbeißen (RNZ)

Gummersbach. Die Rhein-Neckar Löwen eilen in dieser Saison von Sieg zu Sieg. Elf Mal durften sie bereits feiern, haben 22:0 Punkte auf dem Konto, sind Tabellenführer und strahlen immer größeres Selbstbewusstsein aus. Auch wenn es einmal nicht so gut läuft. Auch wenn sie unverhofft in Rückstand geraten. In Situationen also, in denen in der jüngsten Vergangenheit dem mit Stars gespickten Team dann unverständlicherweise noch die Felle davonschwammen. Nicht so in dieser Saison.

Das haben sie am Samstag beim Altmeister VfL Gummersbach bewiesen. Im Hexenkessel mit dem Namen Eugen-Haas-Sporthalle. Vor 1825 lautstarken Handballfans. Und einer zog exzellent die Fäden im Löwenspiel: Andy Schmid, der Regisseur, trieb seine Nebenleute unermüdlich an und machte, wenn es nötig war, die Tore. Und das war in der Schlussphase sogar bitter nötig, denn noch in der 52. Minute hieß es 24:24-Unentschieden. Danach warf der Schweizer noch vier seiner insgesamt neun Tore und führte seine Mannschaft zum 30:28 (12:12)-Erfolg gegen den zwölffachen Meister. „Das war verdammt hart heute. So ein Spiel haben wir gebraucht, das war wichtig für unsere Köpfe, denn wir mussten uns reinbeißen und genau das haben wir geschafft“, sagte der Schweizer. „Aber die Gummersbacher sind keine Gurkentruppe, es ist immer schwierig, hier zu gewinnen.“ Und dann folgte der Satz, der bei den Löwen in dieser Saison immer häufiger zu hören ist. Von allen Spielern: „Es macht Spaß, mit diesen Leuten zu spielen.“

Während also Andy Schmid glänzte, hatte ein anderer mit seiner Wurfausbeute zu kämpfen. Der letztjährige Bundesliga-Torschützenkönig Uwe Gensheimer hatte in Gummersbach verwachst. Alleine der Linksaußen hätte in seineer gewohnter Form eine vorzeitige Entscheidung herauswerfen können. Aber „Gensel“ biss die Zähne zusammen, machte weiter und wurde von seinen Mitspielern immer wieder aufgemuntert. Mit Erfolg: In der 57. Minute gelang ihm dann ein ganz wichtiger Treffer, der das 28:26 bedeutete, die Zwei-Tore-Führung kurz vor Schluss. „Ich habe mir zwischendrin auch meine Gedanken gemacht“, sagte der dienstälteste Löwe. „Ich bin aber froh, dass ich zum Schluss das wichtige Tor gemacht habe. Das war das erste Mal in dieser Saison, dass wir die Situation hatten, in der wir nicht wegziehen konnten.“

Die Erinnerung an den Pokalsieg gegen Gummersbach steckte vielleicht doch noch in den Köpfen der Löwen, denn damals hieß es schnell 11:2, und die Oberbergischen hatten sich die Zähne an der Löwen-Deckung ausgebissen. Vielleicht steckte dem Team von Trainer Gudmundur Gudmundsson auch noch das schwere Spiel nur drei Tage zuvor beim HSV Hamburg in den Knochen.

„Wir haben vorne viele Fehler gemacht und drei Siebenmeter verworfen, dann wird es natürlich nicht einfach“, sagte der Coach. „Wir lagen mit zwei Toren hinten, da kann alles passieren, aber ein Riesenlob an die Mannschaft, sie hat mit Herz und Willen gespielt.“ Pech für den VfL: Spielmacher Schindler musste wegen einer Ellbogenverletzung passen und dann fiel auch noch der zweite blau-weiße Regisseur, der Franzose Kentin Mahé, ab der 14. Minute mit einer Fußverletzung aus.

VfL Gummersbach: Pfahl 9/4, Kopco 5, Putics 5, Krause 4, Sprem 2, Zrnic 2/1, Mladenovic 1 
Rhein-Neckar Löwen: Schmid 9/3, Gensheimer 5/2, Petersson 5, Ekdahl du Rietz 4, Groetzki 3, Myrhol 3, Sesum 1/1 
Zuschauer: 1825 – Strafminuten: 12/4 
Stenogramm: 1:3, 2:4, 6:5, 9:7, 12:12 (Halbzeit), 12:13, 14:13, 16:15, 22:18, 23:24, 26:29, 28:30 (Endstand)

Von Hasso Waldschmidt