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Mit einer neuen Qualität (RNZ)

Die Löwen gewinnen auch, wenn es nicht so gut läuft

Gummersbach. Unmittelbar danach, die zwei Punkte waren gerade im Sack, waren sie gut drauf, die Rhein-Neckar Löwen. Vor allem Thorsten Storm, der Manager. Er befand sich im Dauergrinsmodus. Und klopfte Sprüche. Den zum Beispiel: „Jetzt spielst du ein Mal gut“, schrie er vor der Kabine schmunzelnd in Richtung Andy Schmid. Der Löwen-Spielmacher hatte nämlich Verspätung, war überfällig, sollte eigentlich schon längst bei der Mannschaftssitzung sein. Schwamm drüber. Gerade Schmid durfte das diesmal. Er war der gelbe Hauptdarsteller in der Eugen-Haas-Halle.

Hinter ihm schloss sich dann die Tür. Für fünf Minuten. Ungefähr. Drin sprach der Chef. Gut gelaunt tat Gudmundur Gudmundsson das. Gudmi, der Erleichterte, später zur RNZ: „Puh, das war nichts für schwache Nerven heute, oder?“ Widerspruch zwecklos. Gum- mersbach war gleichwertig, phasen- weise sogar besser.

Doch zum ganz großen Wurf reichte es nicht. Nicht gegen den Tabellenfüh- rer, nicht gegen diese Löwen. Denn die haben eine Qualität, die sie im letzten Jahr noch nicht hatten. Uwe Gensheimer und Co. gewinnen mittlerweile auch, wenn es mal nicht so läuft. Gensel bringt es auf den Punkt. Der Retro-Kapitän: „Das war heute ein schmutziger Sieg, den wir uns über den Kampf geholt haben. Darauf können wir stolz sein.“

Gedanklich schien sich der Fried- richsfelder in diesem Moment aber be- reits auf der Suche zu befinden. Nach dem Spaß-Handball der letzten Wochen, der Leichtigkeit, mit der man einen Gegner nach dem anderen von der Platte gefegt hatte. Eben der Handball, der in Gum- mersbach fehlte. Auch Gudmundsson war ein wenig ratlos. Er grübelte: „Unsere Abwehr hat mir nicht so gefallen dies- mal, das können wir besser. Und die vie- len technischen Fehler erst.“

Möglicherweise lag’s einfach am straf- fen Programm der letzten Woche. Kaum zurück von den Nationalmannschaften ging es ja schon wieder zum Gipfeltreffen in die Hansestadt, von dort zurück nach Kronau und einen Tag später nach Gum- mersbach. Oder anders ausgedrückt: Dauerstress, kaum Training, wenig Schlaf. Der Trainer wollte das nicht gelten lassen. Ausreden sind nicht sein Ding. Das ehrt ihn. Wobei auch Gudmundsson zugab, dass der „VfL irgendwie frischer wirkte“. Kunststück: Während die Ba- dener in Hamburg glänzten, lagen die Oberbergischen auf der heimischen Couch.

Ähnlich werden es die Löwen in dieser Woche machen, um dann am Sams- tag ausgeruht und topfit auf Füchse-Jagd gehen zu können.

Von Daniel Hund