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Die Löwen-Niederlage ärgert (nicht nur) Trainer Jacobsen (RNZ)

Die Niederlage in Wetzlar sorgt bei den Rhein-Neckar Löwen für Ratlosigkeit

Oliver Roggisch hatte schon ein paar Tage vorher ein Plädoyer gehalten. „Wenn wir am Ende Zweiter werden, ist das eine Riesensache, dann haben wir eine Weltklasse-Saison gespielt“, sagte der Co-Trainer der Rhein-Neckar Löwen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Badener ihr Auswärtsspiel bei der HSG Wetzlar (27:31) noch gar nicht verloren. Vermutlich war dieses Gefühl aber mit ursächlich dafür, dass die letzte theoretische Chance auf den Gewinn der Meisterschaft in der Rittal-Arena ausgelassen wurde.

Die Akteure der Löwen glaubten schlicht nicht mehr an den Titel, nachdem es im Spitzenspiel in Kiel (23:23) nicht zu einem Sieg gereicht und der THW ein paar Tage später die vermeintlich höchste Hürde in Magdeburg souverän übersprungen hatte. „Wir hätten in Kiel gewinnen müssen“, sagte Nikolaj Jacobsen. Der Trainer der Löwen suchte nach einem Erklärungsansatz, warum seine Mannschaft bei den bestens vorbereiteten Mittelhessen keine Mittel fanden, um ihre beeindruckende Serie in der Liga fortzusetzen. In diesem Jahr hatten die Badener zuvor alle Partien gewonnen, ausgenommen nur das Remis beim Tabellenführer, als die Löwen allerdings eine richtig starke Leistung gezeigt hatten. „Dass wir es in einem so wichtigen Spiel in Wetzlar dann nicht schaffen, unsere beste Leistung zu bringen, ist eine Enttäuschung“, ärgerte sich Jacobsen.

Im engen Terminkalender hatten die Badener vor den 60 Minuten in Wetzlar – ungewohnt – zehn Tage frei, was der Coach genutzt hatte, um den Spielern fünf Tage frei zu geben. Vor dem Endspurt der Saison sollten sie ihre Seelen baumeln lassen und so frische Kraft sammeln. In Wetzlar dankten es die Löwen-Cracks ihrem Chef nicht, dass er ihnen einen Kurzurlaub gegönnt hatte. Möglicherweise schafften sie es nicht, rechtzeitig die nötige Spannung aufzubauen. „Die Jungs haben in der Woche vor dem Spiel gut trainiert“, glaubte Jacobsen nicht, dass die Erholungspause der Grund für den schwachen Auftritt in Wetzlar war.

Andy Schmid stand in den Katakomben der Arena und zuckte mit den Schultern. „Wir waren heute nicht bereit, das müssen wir uns anlasten“, sagte der Spielmacher. Vor allem in der ersten Halbzeit fehlte dem Schweizer wie seinen Teamkollegen der nötige Biss, um in einem Auswärtsspiel in der Bundesliga bestehen zu können. Mit Leidenschaft und Hunger auf den Erfolg schaffte es die HSG, den Favoriten zu distanzieren. „Wir haben bei vielen Gegnern gesehen, welche Probleme sie gegen die Löwen hatten, wir haben aber die richtigen Mittel gefunden“, freute sich Florian Laudt. Der Rückraumspieler der HSG erzielte in der zweiten Halbzeit wichtige Tore, als die Löwen drauf und dran waren, der Partie noch mal eine Wendung zu geben.

Letztlich reichte es aber nicht mehr, weil die Hypothek der ersten Hälfte zu groß war, als die Löwen nur zehn Tore erzielten. Zu Beginn der zweiten Hälfte waren die Wetzlarer sogar auf sieben Tore davon gezogen und hatten die Schwächen der Badener schonungslos aufgedeckt. „Wir haben nicht unsere Struktur behalten und sind hektisch geworden“, sagte Uwe Gensheimer. Anschließend lief er mit hängenden Schultern zum Mannschaftsbus.

Von Michael Wilkening