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Die Löwen setzen den Rotstift an (Rheinpfalz)

KRONAU. Mit EM-dezimiertem Kader starten die Rhein-Neckar-Löwen heute (20.15 Uhr) bei HBW Balingen-Weilstetten in den Rest der Rückrunde der Handball-Bundesliga. Für die Zukunft müssen finanziell kleinere Brötchen gebacken werden, was nicht unbedingt auch kleinere sportliche heißen muss.

Zunächst aber gilt es einmal die Saison in einer Tabellenregion zu beenden, die jene internationalen Auftritte gewährleistet, die durchaus auch in den kommenden Jahren das Ziel sind. Trainer Gudmundur Gudmundsson und seine Spieler wissen um die Situation in der „heißen” Balinger Sparkassen-Arena. Sie wissen um den trickreichen HBW-Trainer Rolf Brack, der immer für ein taktisches Schmankerl gut ist. Und sie wissen um die Tatsache, dass sie mit einer EM-reduzierten Mannschaft gegen ein Team antreten, das unbelastet durchtrainieren konnte.

Der Münzwurf gegen den serbischen Rückraumspieler Zarko Sesum hat doch größere Auswirkungen, als gehofft. Sesum muss diese Woche am Auge operiert werden, aus dem er wegen einer verschobenen Linse derzeit nur noch zehn Prozent Sehkraft hat. Vier bis sechs Wochen Pause sind angesagt. In Patrick Groetzkis im November operiertem Knie hat sich in Serbien Wasser angesammelt. Börge Lund hat Leistenprobleme, Ivan Cupic ist im Training umgeknickt, Niklas Ruß beim Spiel mit Leutershausen, Krzysztof Lijewski trainiert seit Montag wieder mit. Da Uwe Gensheimer ein paar freie Tage verdient hatte, musste Gudmundsson „ab und zu in der Abwehr aushelfen”, um überhaupt ein vernünftiges Training zu gewährleisten. Am Samstag starten die Löwen im EHF-Cup beim schwedischen Vertreter Eskilstuna Guif.

International soll es auch in der kommenden Saison weitergehen, allerdings mit anderen Vorzeichen. „Wir müssen uns ein Stückweit neu ausrichten”, sagte Manager Thorsten Storm. Nach dem Motto weniger ist mehr und das im um einen siebenstelligen Betrag geschrumpften Etat.

Aus diesem Grund wurden die bis 2015 laufenden Verträge mit Karol Bielecki und Krzysztof Lijewski aufgelöst, beide wechseln in ihrer polnische Heimat zu Vive Kielce. „Das war nicht so geplant, aber ich habe es lange Zeit auf mich zukommen sehen”, sagt Storm. Mit Oliver Roggisch werde noch gesprochen, es gelte, aus den großen Verträgen herauszukommen.

Gudmundsson muss in der Saison 2012/13 umdenken. Ein Star auf jeder Position und dahinter ein vielversprechendes Talent, heißt die neue Devise der Löwen, bei denen sich Aufsichtsratsvorsitzender Jesper Nilsen dieser Tage aus allen Ämtern verabschiedete und sich ganz der AG Kopenhagen widmen will.

Neue Gesichter gibt es kommende Saison im Tor. Es kommt der vielumworbene dänische Nationaltorwart Niklas Landin, der gerade in Serbien erneut seine Klasse bewies. „Ein Riesentalent”, sagt Gudmundsson, der mit Goran Stojanovic ein „Weltklassepärchen” erwartet. Dazu rückt als dritter Mann der 18-jährige Jonas Maier. Ein Coup gelang den Löwen mit der Verpflichtung des schwedischen Jungstars Kim Ekdahl du Rietz (22). Der Man im linken Rückraum (acht Tore im EM-Spiel gegen Deutschland) gilt wie Landin (23) in den Augen von Storm und Gudmundsson als „Talent”. Der Isländer Alexander Petersson (31) kommt für den rechten Rückraum von den Füchsen Berlin. „Ein kompletter Kämpfer, vorn, hinten, er kann sogar auf Außen spielen”, sagt Landsmann Gudmundsson. Noch aber ist das Zukunft.

Von Dietmar Einzmann

 08.02.2012