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Die Löwen sind auf Kurs (RNZ)
Wetzlar. Die Rhein-Neckar Löwen sind auf Kurs. 9:1 Zähler aus den vergangenen fünf Partien in der Handball-Bundesliga. Und im EHF-Pokal dürften die OCI Lions aus den Niederlanden für die Löwen aus Baden auf dem Weg ins Achtelfinale kein Stolperstein sein. Nach der kleinen Länderspielpause am kommenden Wochenende warten dann in der Liga mit dem Gastspiel beim TuS N-Lübbecke (19. 11.) und dem Heimspiel gegen Aufsteiger Eintracht Hildesheim (26.11.) auch noch zwei durchaus lösbare Aufgaben. Kaum auszudenken, wie sich die Bilanz lesen würde, hätte die Mannschaft beim Außenseiter TSV Hannover- Burgdorf nicht zwei Punkte liegen gelassen. Man wäre ganz dicht dran an Spitzenreiter THW Kiel.
„Die Niederlage in Hannover hat uns sehr deutlich gezeigt, dass wir in jedes Spiel hochkonzentriert gehen müssen.Ich glaube, wir haben aus dieser Niederlage gelernt. In Wetzlar haben wir das sehr gut hinbekommen“, sagte Spielmacher Börge Lund am Freitagabend nach dem souveränen 33:27-Auswärtssieg der Löwen bei der HSG Wetzlar. Überhaupt gab es dafür Lob von allen Seiten. „Meine Mannschaft hat das ganz toll gemacht“, urteilte Trainer Gudmundur Gudmundsson nach den 60 Minuten, die wenig spannend verlaufen waren. Manager Thorsten Storm ging in seinem Fazit sogar noch einen Schritt weiter: „Das war ein souveräner Sieg und eine gute Mannschaftsleistung. Da wächst ein Team zusammen. Das sieht man besonders an der tollen Abwehrarbeit. Und wir haben mit Goran Stojanovic meistens den besseren Torhüter. Die Jungs wirken sehr konzentriert und fokussiert. Sie arbeiten in Ruhe und das zahlt sich in den letzten Wochen aus.“ Nur zwölf Gegentore hatten die Löwen im ersten Durchgang einstecken müssen. Dies wertete nicht nur der Coach als einen „eindrucksvollen Beweis der Stärke“. Die Wetzlarer hatten sich am 6:0-Bollwerk der Gäste die Zähne ausgebissen. Selten hatten es die Mittelhessen geschafft, den Abwehrriegel überhaupt in Bewegung zu bringen.
Wenn doch, waren sie meist kläglich an Löwen-Keeper Stojanovic gescheitert, der sich für einige seiner insgesamt 17 Paraden (12 ballgewinnbringende) überhaupt nicht bemühen musste. Auf der anderen Seite war es den Hausherren nicht gelungen, die Anspiele an den Kreis zu Bjarte Myrhol zu unterbinden, der vier Treffer erzielte. Alles in allem kamen die Löwen in Mittelhessen immer wieder zu einfachen Treffern. „Ich hatte das Gefühl, wenn die Löwen ein Tor brauchten, haben sie es sich geholt“, lobte HSG-Keeper Niko Weber am Ende den soliden Auftritt des Favoriten, der „das Duell von Beginn an kontrolliert“ hatte, wie Oliver Roggisch sagte. „Wir wussten sehr schnell, da brennt nichts an“, sagte der Abwehrspezialist, der Mitte der zweiten Hälfte nach seiner dritten Zeitstrafe die Rote Karte gesehen hatte. Zu diesem Zeitpunkt aber war die Begegnung längst entschieden.
„Wir haben das, was wir uns vorgenommen hatten, sehr gut umgesetzt. Wir wollten erst gar keine Zweifel an einem Sieg aufkommen lassen. Das war unsere interne Marschroute. Ich finde, wir haben eine herausragende erste Hälfte gespielt und in der zweiten dann den Vorsprung verwaltet. Wenn wir weiter voll aufs Gaspedal gedrückt hätten, hätten wir viel höher gewinnen können, aber wir sind auch so sehr zufrieden“, erklärte Uwe Gensheimer nach der Partie, in der die Löwen eine Manndeckung gegen Lijewski durch ihre individuelle Überlegenheit genauso lässig gelöst hatten, wie einige Unterzahlsituationen. Auch wenn Coach Gudmundsson noch vor dem Spiel gesagt hatte, Selbstläufer gebe es in dieser Liga nicht mehr, und er beim 25:30 (53.) durch Wetzlars Christian Rompfper Auszeit zur Ordnung rufen musste, allzu sehr bemühen hatten sich seine Jungs nicht müssen, um die beiden Zähler einzufahren.
„Wir haben ganz ordentlich gespielt. Vorne und hinten. Und besonders im Angriff wenig Fehler gemacht“, erklärte Lund nach dem 33:27-Auswärtssieg bei Wetzlarern, die froh sein konnten, dass die Gäste in der zweiten Hälfte „zwei Gänge zurückgeschaltet hatten“, was HSG-Coach Gennadij Chalepo nicht unverborgen geblieben war. Auch Löwen- Linkshänder Michael Müller hatte die kleine Schwächephase der Gäste bemerkt und sich darüber geärgert. „Wir haben wieder den Faden verloren. Es darf uns nicht immer wieder passieren, dass wir den Gegner noch einmal aufbauen“, schimpfte Müller über die Phase, in der die Hausherren vom 21:29 noch einmal auf 25:30 herangekommen waren. Letztlich stimmte der Rückraumspieler aber auch mit Trainer, Manager und Kollegen überein. „Wir sind eine super Truppe und haben eine tolle Moral. Im Moment passt einfach alles“. Die Löwen sind auf Kurs.
Von Marc Schäfer