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Die Löwen wissen um ihre Chance

MANNHEIM. Die Rhein-Neckar-Löwen starten am Sonntag (17.15 Uhr, live, Eurosport) einen erneuten Versuch, auf dem Weg zu internationalen Ehren den THW Kiel aus dem Weg zu räumen. Um ins Halbfinale der Champions League der Handballer einzuziehen müssen sie dabei die 28:29-Hinspielniederlage mehr als ausgleichen.

Ein Sieg mit zwei Toren Unterschied würde die Fahrkarte zum Final Four (29./30. Mai in Köln) bedeuten, bei einem Erfolg mit nur einem Tor Vorsprung müssten die Löwen mindestens 30 Treffer erzielen. Nun ist Kiel nicht nur für die Löwen ein sehr unbequemes Reiseziel, wenn es um Handball geht. Der Auftritt im Hinspiel aber gibt trotz der Niederlage Anlass, an sich zu glauben.

„Wir waren auf Augenhöhe, der THW hat das Spiel für sich entschieden, weil wir in einigen Szenen nicht clever genug waren, und weil er eben zwei, drei absolute Weltklasseleute in seinen Reihen hat,“ sagt Löwen-Manager Thorsten Storm rückblickend. Die Löwen fahren mit der Überzeugung nach Kiel, das „schaffen zu können“. Wenn es ihnen gelingt, daraus im Laufe des Spiels ein „wir schaffen das“ zu machen, dann dürfte der in dieser Saison gar nicht einmal überraschende Sprung ins große Geld gelingen.

„Einige müssen sich steigern“, befand der knieverletzt zuschauende Kapitän Gudjon Valur Sigurdsson und war sich darin einig mit seinem isländischen Landsmann Olafur Stefansson. Der war auch gemeint, denn in der SAP-Arena zeigte er nicht durchgängig seine Klasse. Am Mittwoch bei der „verschärften Übungseinheit“ beim 29:27 gegen den TBV Lemgo war das schon wieder besser. Auch bei Patrick Groetzki, dem Pechvogel beim Viertelfinal-Hinspiel mit drei vergebenen Tempogegenstößen innerhalb von drei Minuten, war in der Europhalle nichts von Verunsicherung zu sehen.

„Zum Glück ist niemand verletzt“, erklärte Trainer Ola Lindgren, der wohl wieder mit seinem schnellen Innenblock Manojlovic/Myrhol beginnen wird. Dies, obwohl diese Formation gegen den THW nicht gleich im Bilde war. Gegen Lemgo funktionierte das wieder.

Die Hoffnungen der Löwen gründen auch auf der Tatsache, dass THW-Trainer Alfred Gislason auf Rückraumstratege Kim Andersson (Knieoperation) verzichten muss. Zurück kam aber schon im Hinspiel Daniel Narcisse, und das überraschend stark, nachdem er Tage davor mit Frankreichs Nationalmannschaft zwar in Island war, aber nur Reha-Training machte. Im THW-Rückraum muss auch mit dem wurfgewaltigen Aron Palmarsson gerechnet werden, der im Hinspiel wegen einer Grippe hatte passen müssen.

Bessere Chancenverwertung der anderen und wieder ein treffsicherer Karol Bielecki sind die Grundlagen für die Hoffnung der Löwen. Der Pole traf im Hinspiel zehn Mal, am Mittwoch ließ er acht Treffer gegen Lemgo folgen. Lindgrens Schützlinge wissen um ihre Aufgabe, verschreckt aber werden sie bei den Zebras sicher nicht beginnen. Sie haben nur das Wissen um ihre Chance im Hinterkopf, nicht das Halbfinale in der Champions League der vergangenen Saison. Da ließen die Kieler die Löwen vom 9:7 zwischen der 15. und der 27. Minute bis zum 18:7 im Regen stehen und gewannen 37:22. Aber das soll nach Löwen-Überzeugung nur noch Geschichte sein.

Von Dietmar Einzmann

 30.04.2010