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Die Löwen zeigen einen gelungenen Endspurt (RNZ)

Zum Saisonauftakt in der Handball-Bundesliga noch viel Sand im Getriebe: 24:23-Sieg gegen Magdeburg

Mannheim. Was für ein Auftakt, was für ein Spiel. Da sahen die Rhein-Neckar Löwen 50 Minuten lang wie der sichere Verlierer aus, ehe sie in der Schlussphase eiskalt und begeisternd zurückschlagen. Aus Sorgenkindern wurden binnen von Minuten umjubelte Helden. Spieler, die in der eigenen Kurve, unmittelbar nach der Schluss-Sirene, nach dem 24:23 (8:11)-Sieg über Magdeburg, frenetisch gefeiert wurden. „Puh, was ein Ding“, pustete Co-Trainer Olli Roggisch tief durch, „uns hat lange die Lockerheit gefehlt, aber dann haben wir Moral bewiesen.“

Los ging es durchwachsen. Vom Zauber-Handball der letzten Saison war noch nichts zu sehen. Vieles blieb Stückwerk. Magdeburg nutzte das, führte nach sieben Minuten mit 3:2 in der Höhle der Löwen. Besonders bitter: In doppelter Überzahl (!) kassierten Niklas Landin und Co. auch noch das 2:4. Die Höchststrafe!

Jacobsen sah’s mit Grausen und tat das einzig Richtige: Er bat bereits in der zehnten Minute zur Auszeit, zum einminütigen Krisengipfel. Besser wurde es trotzdem nicht. Wo war sie nur, die Leichtigkeit des Seins, mit der die Löwen noch vor ein paar Monaten ganz Handball-Europa verzaubert hatten. Klar, es war das erste Saisonspiel, aber in den Vorjahren klappte es da ja auch. Vor zwei Jahren brannten sie in Göppingen ein Feuerwerk ab, letztes Jahr in Balingen.

Das Problem war diesmal vor allem die eigene Offensive. Am gegnerischen Kreis fehlte es an zündenden Ideen, an durchdachten Spielzügen – und an der Präzision im Abschluss. Reihenweise wurden „Hundertprozentige“ verballert. Von allen. Wie auch immer: Nach 25 Minuten rieb sich dann so mancher Löwen-Fan verwundert in die Augen. Denn auf dem Videowürfel stand etwas, das im Vorfeld wohl kaum jemand für möglich gehalten hatte: Löwen 6, Magdeburg 10.

Wenig später schlichen die Löwen mit hängenden Köpfen und einem 8:11-Rückstand in die Pause. Aussichtslos ist anders. Aber da war nicht wirklich viel, was Mut machte. Andererseits: Eigentlich konnte es nur besser werden. Bei so viel individueller Klasse, bei solch einer atemberaubenden Heimbilanz im „Ufo“ – die Löwen sind seit rund 17 Monaten zuhause ungeschlagen.

Und es ging dann tatsächlich aufwärts. Insbesondere wegen einem: Uwe Gensheimer, dem Kapitän. Der kämpfte nun wie ein Löwe, war plötzlich überall. Drei Mal schlug der Friedrichsfelder unmittelbar nach der Pause zu: 13:14 (37.). Die Partie schien zu kippen, aber nur kurz. Denn die Gladiators kamen zurück, zogen immer wieder auf zwei, drei Treffer davon. Bis, ja bis die Flügelzange zuschnappte. Zuerst Gensheimer, dann Groetzki: 21:20 (53.), die erste Löwen-Führung seit dem 1:0. Die Wende? Noch nicht ganz, jedoch der Anfang eines fulminanten Schluss-Spurts. Der nun vor allem in Landin seinen Hauptdarsteller hatte. Der Däne lief zu Hochform auf, krallte sich Ball um Ball. „Überrascht hat mich das ganz und gar nicht“, erklärte Roggisch, „Niklas wird bis zum Schluss alles für uns geben. Er will dem THW beweisen, welch starker Torhüter er ist.“

Kurioses am Rande: Gleich im ersten Saisonspiel kehrte Tomas Svensson in die SAP Arena zurück. Der ehemalige Co-Trainer der Löwen, der in der letzten Saison noch mit Gudmundsson die Kommandos gab, steht nun beim SCM in Lohn und Brot. Vielleicht lag es ja auch am listigen schwedischen Insider, dass der Löwen-Express nie ins Rollen kam. Sicher nicht die schlechteste Variante.

Rhein-Neckar Löwen: Gensheimer 9, Groetzki 5, Myrhol 4, Kneer 2, Ekdahl du Rietz 2, Larsen 1, Reinkind 1

SC Magdeburg: Weber 9, Lie Hansen 3, Jurecki 3, Rojewski 2, Musche 2, Natek 2, Bezjak 2

Zuschauer: 5571

Von Daniel Hund