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Die Löwen zeigen ihr zweites Gesicht (BNN)

Karlsruhe/Hannover. Den deutschen Handballmeister haben die Rhein-Neckar Löwen in die Knie gezwungen, doch ausgerechnet bei einem Underdog hat sich der badische Handball-Bundesligist einen bösen Fehltritt geleistet. Dem beeindruckenden 33:29-Triumph über den HSV Hamburg folgte eine bittere 32:33 (15:19)-Pleite beim TSV Burgdorf. „Wir haben schlecht angefangen, hatten über die gesamte Spieldauer eine sehr schlechte Wurfquote und sind auch an einem sehr guten Torhüter Nenad Puljezevic gescheitert“, sagte Löwen-Coach Gudmundur Gudmundsson, der in seiner Analyse besonders die 19 Gegentore in der ersten Hälfte bemängelte. Allerdings widersprach der Isländer vehement allen Kritikern, die den Badenern unterstellen wollten, sie hätten die bis dato punktlosen Niedersachsen unterschätzt: „Ich wusste, was hier auf uns zukommt – aber wir waren leider nicht in der Lage, das ordentlich zu machen.“ Letztlich reichten auch die zwölf Treffer von Kapitän Uwe Gensheimer nicht, um die erste Saisonniederlage zu verhindern.

Bereits in der Anfangsphase deutete sich vor 1 706 Zuschauern an, dass die Schützlinge von TSV-Trainer Christopher Nordmeyer den glänzend in die Saison gestarteten Löwen die Zähler keineswegs kampflos überlassen würden. Vielmehr hatten die bissig zu Werke gehenden Hausherren in der Hannoveraner AWD-Hall nach sechs Minuten mit 4:1 die Nase vorn – Gudmundsson nahm früh seine Auszeit, um seine Mannschaft neu einzustellen. Diese Maßnahme zeigte kurzzeitig die erhoffte Wirkung, und Gensheimer erzielte beim 10:9 (17.) die erste Gästeführung. Allerdings scheiterten die Badener bis zum Seitenwechsel mehrfach am bärenstarken TSV-Keeper Puljezevic und lagen deshalb zur Pause mit vier Toren zurück.

Immerhin schien Gudmundsson in der Kabine die passenden Worte gefunden zu haben, denn binnen vier Minuten glichen seine Schützlinge durch Krzysztof Lijewski sowie Gensheimer und Andy Schmid (je 2) zum 20:20 aus. „Da haben wir zeitweise gut gespielt und auf eine gute Torhüterleistung vertrauen können“, meinte der Isländer, nachdem sich Goran Stojanovic im Löwen-Gehäuse steigerte und auch seine Vorderleute nun ihr Leistungsvermögen abriefen – allerdings meist nur in der Abwehr. Für die Offensive standen unterm Strich 26 Fehlversuche sowie zwei vergebene Siebenmeter in der Statistik. Schwer ins Gewicht fiel zudem der Ausfall von Neuzugang Lijewski, der ab der 40. Minute wegen einer Adduktorenverletzung nicht mehr mithelfen konnte, die Niederlage doch noch abzuwenden.

59 Sekunden vor der Schlusssirene erzielte schließlich Vignir Svavarsson den umjubelten TSV-Siegtreffer, auf der Gegenseite hielt Puljezevic die ersten Burgdorfer Zähler der Saison fest. Die Löwen hatten dagegen wieder ihr zweites Gesicht gezeigt und so zum wiederholten Mal gegen einen vermeintlichen Außenseiter wertvolle Punkte liegen gelassen.

Von Christof Bindschädel