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„Die Mannschaft will sich diese Saison selbst belohnen“

Lars Lamadé im Interview

Seit dieser Saison ist Lars Lamadé Geschäftsführer bei den Rhein-Neckar Löwen. Das ehemalige Aufsichtsratsmitglied trat beim Vizemeister kurz vor dem 1. Saisonspiel die Nachfolge von Thorsten Storm an, der zum THW Kiel wechselte. Im Interview spricht Lamadé über den bisherigen Saisonverlauf, die Titelchancen der Löwen, die Zukunftsplanungen der Badener und äußert sich neben der Personalie Uwe Gensheimer auch zu seiner eigenen Position.

Die Bundesligasaison 2014/2015 biegt auf die Zielgerade ein, wie zufrieden ist der Geschäftsführer der Rhein-Neckar Löwen mit dem Saisonverlauf?

Wir sind, nach Minuspunkten, punktgleich mit dem THW Kiel und können immer noch Deutscher Meister werden. Sportlich bin ich deshalb natürlich sehr zufrieden. Ich glaube, die wenigstens hätten uns eine Fortsetzung der so erfolgreichen letzten Spielzeit zugetraut.

Wie hoch schätzen Sie die Chancen auf die Meisterschaft ein?

Natürlich hat der THW Kiel die bessere Ausgangslage. Um es aus eigener Kraft zu schaffen, hätten wir schon in Kiel gewinnen müssen. Und auch jetzt müssen wir erst einmal unsere Spiele gewinnen. Klar ist aber, wenn Kiel noch einmal stolpern sollte, wollen wir da sein. 

Glauben Sie denn selbst noch an den Titelgewinn?

Natürlich, so lange Kiel rechnerisch noch nicht durch ist, gibt es immer eine Chance. Jedes Spiel muss erst einmal absolviert werden, Ausrutscher sind immer möglich, das zeigt der Auftritt des THW in der Champions League in Szeged. Aber wie schon gesagt, auch wir müssen erst einmal unsere Spiele gewinnen. Hier wartet am morgigen Freitag mit der HSG Wetzlar die nächste schwere Aufgabe auf uns.

Die Chance auf einen Titelgewinn dürfte beim REWE Final4 in Hamburg deutlich höher sein, hier fehlen den Löwen nur noch zwei Siege zum Pokalsieg.

Auch hier sollten wir von Spiel zu Spiel denken. Im Halbfinale wartet mit Flensburg ein richtig schwerer Brocken, die SG kann mit einem erfolgreichen Final4 die eigene Saison noch erfolgreich beenden.

Die Löwen sind für die meisten Experten der Favorit auf den Pokalsieg, immerhin wurde im Viertelfinale der THW Kiel ausgeschaltet.

Das waren wir auch in der letzten Saison, dort haben wir ebenfalls gegen Kiel gewonnen und spielten ebenfalls im Halbfinale gegen Flensburg, der Ausgang ist bekannt. (die Löwen verloren das Halbfinale gegen Flensburg mit 26:30)

Was macht Ihnen Hoffnung auf ein erfolgreiches Abschneiden in diesem Jahr?

Vielleicht die Enttäuschung aus der letzten Saison. Die Mannschaft will sich diese Saison selbst belohnen, auch die Unterstützung unserer Fans ist fantastisch, unser Kartenkontingent für das Final4 war in Rekordzeit ausverkauft.

Zurück zur Bundesliga, das zusätzliche Heimspiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten findet in St.Leon-Rot statt.

Wir wissen alle, dass die Situation nicht ideal ist. Aber hier gab es für uns keine Alternativen, neben dem Belegungsplan der SAP Arena dürfen wir auch die finanzielle Seite eines zusätzlichen Spiels nicht außer Acht lassen.

Dauerkarteninhaber müssen für dieses zusätzliche Bundesligaheimspiel ihre Eintrittskarte kaufen.

Das ist, denke ich, völlig in Ordnung. Das lief in Flensburg und Kiel nicht anders, auch wenn es Vereine gab, die dieses Spiel ihren Dauerkartenkunden ohne weitere Kosten ermöglicht haben. Unsere Dauerkarteninhaber sind aber, genau wie wir, immer nur von 17 Heimspielen ausgegangen, wobei das Spiel gegen den HSV ja in der Commerzbank Arena stattgefunden hat und auch immer so kommuniziert wurde. Für dieses Weltrekordspiel hat jeder Dauerkarteninhaber der Löwen damals eine zusätzliche Freikarte erhalten, und auch nun wollen wir unsere treuen Fans unterstützen. Es gibt ein Vorkaufsrecht und einen Sonderpreis für das Spiel gegen Balingen für unsere Dauerkartenkunden.

Wie zufrieden sind sie mit dem Zuschauerzuspruch? 

Die SAP Arena zu füllen ist eine Mammutaufgabe. Hier müssen und werden wir weiterhin kämpfen. Das Problem ist sicher unser Spielplan, kurzfristige Verlegungen, Spiele unter der Woche, späte Anwurfzeiten, das ist sicher nicht zuschauerfreundlich. Dass es anders geht, haben die Spiele gegen Gummersbach und Flensburg gezeigt.

In der kommenden Saison droht durch die Aufstockung der Champions League keine Verbesserung im Spielplan.

Die Champions League ist für uns, und da spreche ich sicher auch für die anderen deutschen Clubs, ein Zuschussgeschäft. Wenn man nicht die Endrunde in Köln erreicht, kann man sich die Königsklasse eigentlich nicht leisten. Hier ist die EHF gefordert zu reagieren.

Was meinen Sie konkret?

Die Vorgaben an die Vereine werden immer weiter verschärft. Wir haben die klare Vorgabe, unsere Champions League Spiele in der kommenden Saison in der SAP Arena auszutragen. Alle anderen Hallen in der Region wurden abgelehnt. 

Mit welcher Folge?

Wir schauen uns nun nach einer neuen Heimspielstätte, zumindest für die nicht so gut besuchten Gruppenspiele, um. Gegen Mannschaften wie Moskau und Celje ist die SAP Arena für uns einfach nicht zu finanzieren. Klar ist, in St. Leon-Rot werden wir definitiv keine Champions League Spiele mehr austragen dürfen.

Ist die Kaderplanung denn abgeschlossen? 

Wir sind ziemlich weit, haben den Markt aber natürlich immer im Blick. 

Sie haben die Verträge mit zahlreichen Leistungsträgern verlängert.

Das spricht für unser tolles Umfeld und die gute Stimmung innerhalb der Mannschaft. Das Spieler wie Andy Schmid oder Alexander Petersson bei uns bleiben ist mit Sicherheit keine Selbstverständlichkeit, zumal nicht nur sie bei ausländischen Clubs hätten deutlich mehr verdienen können.

Wann verlängert Uwe Gensheimer seinen Vertrag?

Uwes Vertrag läuft ja noch ein Jahr, und natürlich möchten wir gerne mit ihm verlängern. Uwe Gensheimer ist nicht nur das Gesicht der Rhein-Neckar Löwen, er ist das Ausgängeschild einer ganzen Region und des deutschen Handballs.

Wirkt sich der sportliche Erfolg der Löwen auch auf dem Sponsorenmarkt aus?

Der sportliche Erfolg hilft, aber Sponsoren kommen nicht von alleine. Hier sind wir alle gefordert weiter hart zu arbeiten, um auch in Zukunft weiter Spitzenhandball in der Rhein-Neckar Region bieten zu können. Mit der BGV / Badische Versicherungen und Suzuki haben zwei Partner ihr Engagement in der laufenden Saison erhöht und sind nun auf unserem Trikot zu finden. Darauf können wir durchaus stolz sein. 

Auch Ihr Vertrag läuft zum Saisonende aus. Bleiben Sie den Löwen erhalten?

Diese Entscheidung muss unser Aufsichtsrat treffen. Hier laufen die Gespräche. Natürlich kann ich mir einen Verbleib bei den Löwen unter bestimmten Voraussetzungen vorstellen.