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„Die Meisterschaft wäre das I-Tüpfelchen“ (BNN)

Handball-Europameister Pekeler über die Bedeutung von EM-Gold und die Ziele mit den Löwen

Europameister Hendrik Pekeler (24) hat der Alltag wieder. Seit Wochenbeginn bereitet sich der Kreisläufer der Rhein-Neckar Löwen auf die Aufgaben beim Bundesliga-Tabellenführer vor. Vor dem heutigen Start des Clubs ins Handball-Jahr 2016 mit dem Champions-League-Heimspiel gegen Vardar Skopje unterhielt sich unser Redaktionsmitglied Reinhard Sogl mit Pekeler im Trainingszentrum Kronau.

Herr Pekeler, Sie haben Ihre Goldmedaille zum Pressetermin mitgebracht. Wo hat sie sonst ihren Platz?
Pekeler: Ich hatte sie bisher die ganze Zeit noch im Rucksack vom Finale. Aber in Zukunft wird sie den passenden Ort in meiner Wohnung finden.
Welche Bedeutung hat dieser Titel für Sie persönlich und welche für den deutschen Handball?
Pekeler: Das ist der größte Erfolg in meiner Karriere, auch wenn ich Junioren-EM- und WM-Titel gewonnen habe. Das ist im Männerbereich international der anerkannteste Titel überhaupt, weil am schwersten zu gewinnen. Dass wir diesen Titel geholt haben, ist für alle im deutschen Handball von großem Wert. Das Interesse an der Sportart ist extrem gestiegen, auch die Löwen wollen mehr Zuschauer in der Halle sehen. Und es hilft hoffentlich auch, dass wir so schnell wie möglich wieder einen Hauptsponsor finden.
Mit welchen Triumphen im Sport lässt sich Ihrer Ansicht nach dieses Sensations-Gold vergleichen?
Pekeler: Ich würde diesen EM-Titel gleichsetzen mit den EM-Siegen der griechischen Fußballer 2004 oder der Dänen 1992. Das waren auch Mannschaften, die keiner auf dem Zettel hatte. Vielleicht war es bei uns noch überraschender, weil im Laufe des Turniers sechs, sieben Leute ausgefallen sind. Wegen der Verfassung, in der wir waren, ist dieser Titelgewinn gar nicht hoch genug zu bewerten.
Wie wirkten sich die EM in Polen und die Ehrungen danach bei Ihnen körperlich und mental aus?
Pekeler: Mit jedem Spiel kam ein Wehwehchen dazu. Acht Spiele in 16 Tagen steckt man halt nicht ganz so leicht weg. Auch im Kopf nicht. Aber im Erfolgsfall kann man das einfach viel besser verkraften. Ich hätte mir gewünscht, nach der EM noch zwei Tage mehr Pause zu haben, aber aufgrund unseres Spielplans war das einfach nicht möglich. Jetzt gilt es für mich persönlich, da weiterzumachen, wo ich bei der EM aufgehört habe.
Sie waren bis Oktober langzeitverletzt, dann fielen Sie auch noch einmal im November aus. Wie weit war Polen für Sie weg?
Pekeler: Weit. Als es doch geklappt hat, ist für mich ein kleiner Traum wahr geworden. Nach meiner neuerlichen Verletzung habe ich nicht so richtig daran geglaubt, dass ich so schnell noch so zurückkommen kann und wir dann als Mannschaft auch so eine EM spielen würden. Aber Trainer Dagur Sigurdsson hat beim Supercup im November zu mir gesagt, ich soll gucken, bis Ende Dezember fit zu werden, weil er mit mir viel vor habe. Das hat sich am Ende dann ja auch bezahlt gemacht.
Wie schwer fällt es, nach der EM den Schalter wieder umzulegen?
Pekeler: Man muss sehen, wie gut es mir gelingt, von dieser unfassbaren Euphorie wieder herunterzukommen und mich neu konzentrieren. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich mich da fokussieren kann, weil wir einfach auch so eine große Chance haben, mit den Löwen noch einen oder zwei Titel zu holen. Die Meisterschaft wäre das I-Tüpfelchen für mich.
Welche Parallelen gibt es zwischen der Nationalmannschaft und den Löwen?
Pekeler: Nach der Niederlage im ersten Spanien-Spiel mussten wir jedes Spiel gewinnen, um eine realistische Halbfinal-Chance zu haben. So ist es für uns in der Bundesliga auch. Wir haben es selbst in der Hand, den Titel zu holen.
Von Reinhard Sogl