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„Die MT liefert überragende Leistungen ab“ (HNA)

Interview: Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer zollt Melsungen Respekt und erklärt sein besonderes Verhältnis zu Michael Roth

Löwen-Kapitän Uwe Gensheimer zollt Melsungen Respekt und erklärt sein besonderes Verhältnis zu Michael Roth. Der große Tag ist gekommen. Heute findet ab 19 Uhr in der Kasseler Rothenbach-Halle das Topspiel der Bundesliga zwischen der MT Melsungen und den Rhein-Neckar Löwen statt. Nach Minuspunkten belegen die beiden Teams die ersten beiden Plätze. „Das wird tolle Werbung für den Handball“, sagt Uwe Gensheimer, der Superstar der Löwen. Wir haben den Kapitän der Mannheimer zudem nach der Ausgangssituation vor dem Gipfel sowie zu seiner Gefühlslage nach den Terroranschlägen in Paris befragt. Er wechselt im kommenden Sommer in die französische Hauptstadt.

Glückwunsch zu zwei erfolgreichen Auftritten in der Champions League.

Uwe Gensheimer: Danke. Im Heimspiel in Frankfurt war das 40 Minuten richtig gut. Dann hat die Konzentration etwas nachgelassen. Aber für uns zählen nur die Punkte.

Doch ganz normale Spiele waren es nicht.

Gensheimer: Nein, das war schon etwas Besonderes, vor allem das Spiel am Sonntag in Montpellier. Erst war nicht klar, ob die Partie nach den Terroranschlägen in Paris überhaupt stattfinden würde. Dann sind wir nach Frankreich geflogen und laufen in den Nationalfarben der Franzosen auf. Das war Gänsehaut pur.

Nach der Saison wechseln Sie nach Paris. Inwieweit haben Sie sich jetzt mit der Situation in Ihrem zukünftigen Arbeitsort beschäftigt?

Gensheimer: Für mich persönlich ändert es nichts an der Entscheidung, zu Paris St. Germain zu wechseln. Das wäre auch rechtlich gar nicht möglich. Aber natürlich macht man sich gesellschaftlich im Allgemeinen Gedanken. Vielleicht ist so etwas auch bei uns möglich.

Bis zu Ihrem Abschied aus der Bundesliga haben Sie noch mindestens dreimal das Vergnügen mit der MT Melsungen.

Gensheimer: Hin und wieder schaut man schon, gegen wen man noch alles so spielt. Mein Ziel ist es, alle Hallen als Sieger zu verlassen. Das gilt natürlich auch für heute.

Kaum eine Mannschaft, die Sie so oft als Gegner hatten wie Melsungen. Das erste Pflichtspiel war 2004 in der 2. Liga. Wie viel MT-Experte steckt in Ihnen?

Gensheimer: Ich kenne einige Spieler sehr gut. Und zu Trainer Michael Roth habe ich ein besonderes Verhältnis, das war mein erster Trainer im Herrenbereich bei Kronau/Östringen. Zur MT kann ich auf jeden Fall sagen, dass sie sich sehr gut entwickelt und bislang in dieser Runde überragende Leistungen abgeliefert hat.

Wie sehen Sie die Rollenverteilung vor dem Duell?

Gensheimer: Der Tabellenerste und der -drite sind beteiligt, das ist ein echtes Topspiel. Ich rechne damit, dass das tolle Werbung für den Handball sein wird.

Einige Experten hatten vor dieser Saison erwartet, dass die Löwen an das überragende Niveau der beiden vergangenen Jahre nicht so leicht herankommen dürften. Jetzt stehen Sie und Ihre Kollegen mit 26:0 Punkten an der Tabellenspitze. Was macht Ihr Team so stark?

Gensheimer: Wichtig in diesem Geschäft ist ja, dass Automatismen greifen. Nun haben wir schon seit einiger Zeit einen festen Stamm. Und weil unser Trainer schon im letzten Jahr da war, wussten wir im Sommer genau, was uns erwartet und was wir zu tun haben. Wir mussten uns nicht neu finden.

Aber Sie haben Torwart Niklas Landin verloren – und auch Kreisläufer Bjarte Myrhol, der mit Spielmacher Andy Schmid eine starke Achse bildete.

Gensheimer: Alle Spieler, die neu zu uns kamen, haben sich sofort als Verstärkungen herauskristallisiert. Dazu muss man allerdings sagen, dass wir diese Jungs gut eingebaut haben. Das ist auch eine Qualität.

Welchen Anteil hat der Ex-Melsunger Mikael Appelgren am Erfolg?

Gensheimer: Menschlich ist das ein Super-Typ. Der hat sich von null auf hundert integriert. Und sportlich hat er schon oft bewiesen, dass er zu den besten Torhütern der Liga gehört.

Sie sind quasi Nachbarn in Heidelberg und haben mit ihm sowie Patrick Groetzki eine Fahrgemeinschaft zum Training. Hat „Apfel“ schon ein paar Tipps für Samstag gegeben?

Gensheimer: Vielleicht kann er uns da etwas helfen. Aber wir kennen die Melsunger Mannschaft auch so sehr gut.

Die Atmosphäre in der Halle in Kassel werden Sie demnächst noch einmal genießen können.

Gensheimer: Ja, beim Länderspiel. Das Hauptaugenmerk gilt dem Duell mit Melsungen. Da wird ganz sicher eine Super-Stimmung herrschen, noch eine Nummer besser als in früheren Duellen. In der Partie steckt aber auch viel Brisanz.

Von Björn Mahr