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Die nächste Gensheimer-Gala

Ludwigshafen. Sie haben sich gut verkauft: Die Bundesliga-Handballer der TSG Ludwigshafen-Friesenheim konnten mit ihrem Derby-Auftritt am Samstagabend beim 26:30 (10:17) gegen die Rhein-Neckar-Löwen zufrieden sein. Die Löwen halten durch den Sieg den Kontakt zur Spitze.

Es war aber einmal mehr ein Abend des Uwe Gensheimer. Der Linksaußen der Rhein-Neckar-Löwen erzielte zehn Tore, acht davon schon in der ersten Halbzeit. Er bestach mit seinen kernigen Würfen, in der Abwehr nahm er zudem Gunnar Dietrich aus dem Spiel. Das Derby geriet zur Gensheimer-Gala.

„Friesenheim hat gut Paroli geboten. Wir haben unsere Leistung nicht über 60 Minuten abgerufen. Durch unsere Schwächephasen haben wir die Eulen immer wieder herankommen lassen. Das wollten wir unter allen Umständen vermeiden“, kommentierte der Nationalspieler. Da Friesenheim vor der Pause zu viele Schwächen im Angriff zeigte, kam der Favorit immer wieder zu seinen Tempogegenstößen. „Am Ende haben wir die klare Führung verspielt, Friesenheim wird zu Hause noch wichtige Spiele gewinnen“, anerkannte Gensheimer.

Nach Ansicht von Patrick Groetzki spiegelt das Ergebnis von 26:30 nicht den Leistungsunterschied der beiden Teams wieder. Die Löwen drehten immer dann auf, wenn die TSG bedenklich nahe kam. Karol Bielecki bekam in der zweiten Halbzeit eine ganz lange Ruhepause.

„Unsere Mannschaft hat viel Moral gezeigt. Wichtig ist, dass wir in diesem Derby von einer international erfahrenen Truppe nicht abgeschossen worden sind“, meine TSG-Mittelmann Benjamin Matschke, der ein sehr gutes Spiel lieferte. Vor allem die Vierer-Serie am Ende mit Toren von Alexander Becker, Benjamin Matschke, Christian Dissinger und Niklas Ruß sorgte – aus TSG-Sicht – für einen schönen Abschluss des Derbys. „Uns darf man nicht abschreiben. Diese Niederlage ist kein Beinbruch“, befand Niklas Ruß. Mit 17 Paraden zeichnete sich Torhüter Kevin Klier aus und erklärte: „Mit dem Ergebnis können wir gut leben. Die Zuschauer haben wieder gesehen, dass wir nicht aufgeben.“

Überzeugend trat insbesondere wieder die Abwehr auf. 30 Gegentore gegen solch ein Starensemble – das kann sich sehen lassen.

„Meine Mannschaft hat erkannt, dass, wenn sie 60 Minuten dagegenhält, auch gegen solche Top-Teams etwas zu holen ist“, lobte TSG-Trainer Thomas König.

Evgeni Pevnov sagte gestern, er dürfe seinen Wechsel zu den Füchsen Berlin erst erläutern, wenn der Klub den Transfer bestätigt hat.

Erstmals in dieser Saison war Wilfried Job in der Ebert-Halle. Der frühere TSG-Trainer fand den Auftritt der Löwen nach klarer Führung phlegmatisch. „Ausnahmen: Gensheimer und Groetzki, Jungs aus der Region. Sie geben bis zum Schluss alles, die TSG hat das gespielt, was sie kann“, sagte Job, der die TSG einst von der Oberliga in die Zweitliga-Spitze führte.

Pikant: Job war ohne Eintrittskarte, bat um Einlass, doch Geschäftsführer Werner Fischer ließ ihn nach Jobs Darstellung mit den Worten „Die Halle ist ausverkauft“ am Eingang stehen. „Das hat mich getroffen“, sagte Job. Durch eine unbürokratische Hilfe aus dem TSG-Team kam Job doch noch rein. So oder so: Es war ein feuriges Derby, nicht immer hochklassig, aber kurzweilig und mit vielen tollen Momenten.

Von Udo Schöpfer und Steffen Naumer

 20.12.2010