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„Die Party ging mehrere Tage“

Mitte Dezember treten die Löwen bei TUSEM Essen zum Pokal-Achtelfinale an. Der Gegner kennt sich aus mit Überraschungen. Oli Roggisch erinnert sich.

"Die Party ging mehrere Tage": Im Dezember treten die Löwen in Essen zum Pokal-Achtelfinale an. Der Gegner kennt sich aus mit Überraschungen.
Patrick Groetzki fliegt in der Saison 20/21 durch die TUSEM-Halle.

Am 13. Dezember treten die Rhein-Neckar Löwen im Achtelfinale des DHB-Pokals bei TUSEM Essen an. Im Sportpark am Hallo sind die Gelbhemden klarer Favorit. Unterschätzen werden sie den Gegner aus der HBL2 aber auf keinen Fall. Dafür ist die zweite Liga im allgemeinen und der TUSEM im speziellen viel zu stark. Ein Löwe kennt sich mit den Essenern besonders gut aus und schaut mit großem persönlichem Interesse auf den Achtelfinal-Gegner.

Vorab ein Fun-Fact: Löwen und Essener stehen beide aktuell bei 11:9 Punkten und damit auf Platz sieben in der Tabelle. Wohlgemerkt die Löwen in Liga eins und die Essener in Liga zwei. Dennoch zeigt diese Parallele, dass beide Teams noch auf der Suche sind nach dem richtigen Flow, sich ein wenig schwertun, in die Saison und den Rhythmus zu kommen. Wem von beiden es bis zum 13. Dezember gelingt, diese Startschwierigkeiten in den Griff zu kriegen, der wird gute Chancen haben, sich durchzusetzen und den nächsten Schritt zu machen Richtung REWE Final4.

Der Essen-Experte bei den Löwen, vor allem, was den historischen Vergleich angeht, ist Oliver Roggisch. Von 2002 bis 2005 spielte der heutige Sport-Koordinator der Rhein-Neckar Löwen für TuSEM. Die Krönung dieses Abschnitts erfolgte passenderweise in der letzten Saison. Da gewann Oli mit Essen den EHF-Pokal. Allein die beiden Finalspiele gegen den SC Magdeburg, zu dem der Abwehr-Spezialist pikanterweise im Anschluss wechselte, wären einen eigenen Artikel wert.

„Die Party ging mehrere Tage“: Irre Wende im EHF-Pokal-Duell mit Magdeburg

"Die Party ging mehrere Tage": Im Dezember treten die Löwen in Essen zum Pokal-Achtelfinale an. Der Gegner kennt sich aus mit Überraschungen.
Iouri Chevtsov trainierte Löwen und Essener.

Nach dem 30:22 im Hinspiel sahen die Magdeburger wie der sichere Sieger aus. Doch in Oberhausen dann, wohin der TUSEM wegen des erhöhten Andrangs das Rückspiel verlegte, drehte die Roggisch-Truppe voll auf, gewann 31:22 und sicherte sich damit um einen Treffer die Trophäe. „Das war der erste Titel für mich als Spieler, das ist natürlich etwas ganz Besonderes. Dieses Duell nochmal zu drehen, war einfach sensationell. Die Party ging mehrere Tage.“

Wer da so feierte? Neben Oli Roggisch waren das Handball-Legenden wie Chrischa Hannawald, Viktor Szilagyi, Oleg Velyky, Michael Haaß, Gudjon Valur Sigurdsson und Dimitri Torgowanow. Der Trainer damals: kein Geringerer als Iouri Chevtsov. Dieser wechselte im Anschluss vom TUSEM zu den Rhein-Neckar Löwen, wo er dann in der Saison 2007/08 einen gewissen Oli Roggisch wiedertreffen sollte. So klein ist die Handball-Welt.

Für Essen war die Sensation von 2005 der bis heute letzte große Titel. Schon in der Saison 05/06 riss der Klub wegen mangelnder Liquidität die Lizenzkriterien, rutschte aus der Bundesliga in die Regionalliga. Es folgten äußerst wechselhafte Jahre auf recht wackeligem finanziellem Fundament. Die Folge: mehrere Auf- und Abstiege, die den TUSEM binnen kürzester Zeit zu einer klassischen „Fahrstuhl-Mannschaft“ machten. In den vergangenen Jahren hat man dies wieder ändern können, hat deutlich mehr Stabilität in den Verein gebracht und zuletzt in der Saison 2020/21 wieder Bundesliga-Luft geschnuppert.

Nach dem direkten Wiederabstieg konsolidiert sich der TUSEM aktuell in Liga zwei. Zu den Leistungsträgern gehören Torwart Lukas Diedrich (32 Prozent Paradenquote), Ex-Eule Max Neuhaus auf der Spielmacherposition (30 Tore, 11 Vorlagen) und Rechtsaußen Felix Klingler (26 Tore, 72 Prozent Trefferquote). Trainer ist der 57-fache Nationalspieler Michael Hegemann, der seit 2014 im Verein ist, 2017 vom Feld ins Co-Trainer-Amt wechselte und seit 2022 alleinverantwortlich für die Profis zeichnet.

„Die Party ging mehrere Tage“ – dieses Mal wollen die Löwen feiern

"Die Party ging mehrere Tage": Im Dezember treten die Löwen in Essen zum Pokal-Achtelfinale an. Der Gegner kennt sich aus mit Überraschungen.
Die Löwen in der Saison 23/24.

Der Weg ins Achtelfinale könnte unterschiedlicher nicht sein. Während sich die Löwen durch den Pokalsieg im April direkt für diese Runde qualifiziert haben, stieg Essen in Runde zwei ein. Durch ein 33:24 bei Drittligist Oppenweiler/Backnang kam der TUSEM in Runde drei, in der man sich beim Oberligisten Gelpe/Strombach 37:27 durchsetzte. Die Löwen sind nun mit Verlaub noch einmal ein komplett anderes Kaliber. Klar ist: Alles andere als ein Sieg des Titelverteidigers wäre eine Sensation.

„Mit den Rhein-Neckar Löwen kommt als amtierender Pokalsieger ein sehr attraktiver Gegner zu uns. Dieses Spiel wird extrem herausfordernd. Wir werden unsere Chancen suchen und schauen was geht“, kommentierte TUSEM-Coach Hegemann das Löwen-Los. Und wie sieht das der Löwen-Sport-Koordinator mit Essener Vergangenheit? „Es ist Pokal, da herrschen besondere Voraussetzungen. Die Essener haben nichts zu verlieren. Wir werden mit maximalem Respekt dort hinfahren und 100 Prozent abliefern müssen, sonst kann es gefährlich werden.“

Wie heiß die Löwenfans auf das Spiel sind, zeigt ein Blick auf die angebotene Auswärtsfahrt des Fan-Clubs Baden Lions. Diese war in kürzester Zeit ausgebucht – und so fahren rund 100 Löwen-Anhängerinnen und -Anhänger Mitte Dezember in den Ruhrpott. Hut ab vor dieser Unterstützung.