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Die Pflicht erledigt (RNZ)

Rhein-Neckar Löwen schlagen Balingen-Weilstetten mit 36:25 – Rang zwei gesichert

Eigentlich ist die Luft bei den Rhein-Neckar Löwen schon lange raus. Denn für die Gelben geht es um nichts mehr: Der DHB-Pokal und die Champions League sind Geschichte und auch in der Liga ist der Meisterzug längst in Richtung Kiel unterwegs. Doch zurücklehnen ist nicht. Die Pflicht ruft. Gestern Abend zum Beispiel. Da kreuzte der HBW Balingen-Weilstetten im Harres in St. Leon-Rot auf. Ein unangenehmer Gegner, der aber schnell entzaubert war: Die Löwen schossen sich zu einem 35:25 (20:13)-Sieg und sicherten sich somit gleichzeitig vier Spieltage vor Schluss wieder die Vize-Meisterschaft.

Danach war die Erleichterung groß: „Es war schon schwierig, wieder reinzukommen“, sagte Andy Schmid, „denn die Enttäuschung nach dem Pokal-Aus in Hamburg sitzt noch tief, aber wir sind wieder aufgestanden und haben gekämpft.“ Los ging es ohne Alexander Petersson. Der Isländer saß hinter der Bank. Das Trikot hatte sich der Linkshänder zwar übergestreift, sein Einsatz war aber nicht angedacht – höchstens im äußersten Notfall. Die Leiste zwickt nach wie vor. Aber es ging auch ohne ihn. Vorne zumindest, da flutschte das Bällchen präzise durch die eigenen Reihen. Hinten drin stimmte die Abstimmung dagegen nicht. Balingens Nationalspieler Fabian Böhm nutzte das: In der Anfangsphase versenkte das Rückraum-Ass drei Würfe aus der zweiten Reihe. In Zahlen: Nach zehn Minuten leuchtete ein 5:5 von der Anzeigentafel.

Doch dann nahm er Fahrt auf, der Löwen-Express. Angeführt von Andy Schmid, dem Denker und Lenker der Badener, zog der Vize-Meister auf 9:6 davon. Konzentriert wirkten sie, brannten ein Offensiv-Feuerwerk ab. So macht Handball Spaß. Mit einer 20:13-Führung ging es in die Pause. Die Vorentscheidung war da längst gefallen. Was offenbar auch Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen so sah. Denn der Däne schonte nach dem Wechsel seinen Torjäger: Gensheimer war fortan Bankangestellter. Stefan Sigurmannsson übernahm seinen Part. Auch Marius Steinhauser und Kim Ekdahl du Rietz kamen. Und mit ihnen wechselte Jacobsen dann auch in eine Art Testmodus. Er probierte viel, unter anderem auch die Angriffsvariante mit dem siebten Feldspieler. Bislang hat man das bei den Löwen noch nie gesehen. Gut möglich, dass sich das ab der kommenden Saison ändern wird. Eine weitere neue Erkenntnis des gestrigen Abends: Andy Schmid kann es auch zwischen den Pfosten. Eine Glanzparade ging auf seine Kappe.

Enttäuschend war hingegen, was sich auf den Rängen abspielte. Gerade mal 1195 Zuschauer verirrten sich in die Ausweichspielstätte. Ernüchternd. Was allerdings auch damit zusammenhing, dass es eben kein normales Spiel war: Balingen hat sich bekanntlich erst nachträglich ins Oberhaus geklagt und somit zählte diese Partie nicht zum Dauerkarten-Paket. Sprich die Treuesten der Treuen hätten nochmals den Geldbeutel öffnen müssen und dazu waren offenbar viele nicht bereit.

Von Daniel Hund