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Die Rhein-Neckar Löwen beißen sich beim Rückrunden-Start durch (RNZ)

Viel Mühe nach der WM-Pause: Dank einer Steigerung in der zweiten Halbzeit ein 30:24-Sieg gegen den Bergischen HC

Mannheim. Die Pause war lang, die Ungewissheit groß. Wie haben sie die bundesligafreie Zeit also weggesteckt, die Rhein-Neckar Löwen? Das war die Frage, die sich gestern 4132 Zuschauer in der Mannheimer SAP Arena stellten. Die Antwort: eher schlecht. Holprig war’s, was die Badener zeigten. Irgendwie fehlte der Rhythmus, das Spielverständnis, der Spaß. Gereicht hat es trotzdem. Nach 60 unterhaltsamen Handball-Minuten – mit viel Pleiten, Pech und Pannen – leuchtete ein 30:24 (12:13)-Sieg vom XXL-Videowürfel. Co-Trainer Oliver Roggisch stiefelte nach getaner Arbeit grinsend in die Kabine. Erleichtert war er: „Es war das typische erste Spiel nach so einer Pause“, pustete der lange Blonde tief durch, „anfangs war da sehr viel Krampf, wir sind einfach ganz schlecht reingekommen, weil wir vorne zu viel verballert haben.“

Bergischer HC, da war doch was? Richtig, da war sogar richtig viel: Eine 23:24-Hinspielpleite, die schmerzte. Wiedergutmachung war also angesagt. Dementsprechend motiviert legten sie auch los. Grimmig marschierten die Gelben in Richtung Gäste-Tor, fanden stets Lücken im BHC-Abwehrriegel. Das Dumme dabei: Auch der Gegner fand sie auf der anderen Seite. Die Defensive um Gedeon Guardiola, dem „besten Abwehrspieler der Wüsten-WM“ (Löwen-Trainer Nikolaj Jacobsen), war zunächst alles, nur kein Bollwerk.

Und so kam es, wie es kommen musste. Es entwickelte sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen. In Zahlen: Nach 12 Minuten stand es 5:6. Für den Außenseiter, gegen die Titelkandidaten. Ein weiteres Problem bei der Rückkehr der Löwen ins „Ufo“: Kreismann Bjarte Myrhol, der wegen Knieproblemen in der zweiten Reihe Platz nehmen musste, fehlte im Angriff an allen Ecken und Enden. Für den Norweger sprangen Guardiola und David Ganshorn, der ansonsten in der Reserve am Kreis wirbelt, ein. Und Ganshorn setzte dann auch gleich mal ein dickes Ausrufezeichen. Kaum drin, tankte er sich durch, wühlte sich förmlich zum 10:9 (20.).

Genug gefreut, denn kurz darauf wurde es dann turbulent: Nachdem schon Kim Ekdahl du Rietz eine Zweiminutenstrafe abbrummte, erwischte es auch noch Löwen-Hexer Niklas Landin. Wie das? Die beiden Schiedsrichter Hanspeter Brodbeck und Simon Reich schickten ihn wegen Meckerns von der Platte. Eine fragwürdige Entscheidung, die Jacobsen auf die Palme brachte. Mit hochrotem Kopf hüpfte der Däne an der Seitenlinie auf und ab. Dass der Vizemeister mit einem 12:13-Rückstand in die Pause musste, hatte er sich aber trotzdem selbst zuzuschreiben. Denn letztlich war’s wie im Hinspiel. Die Chancenverwertung war katastrophal. BHC-Schlussmann Mario Huhnstock wurde regelrecht warmgeschossen.

Das Gute daran, es konnte eigentlich nur besser werden. Wurde es zunächst aber nicht. Das große Zittern ging weiter. Immerhin legten sie nun vor, konnten aber nie auf mehr als zwei Tore davonziehen. Bis zur 42. Minute. Da übernahm Schmid, der Denker und Lenker, Verantwortung. Körpertäuschung, Aufsetzer, drin das Ding: 21:18. Die Initialzündung? Weniger, auch danach lief der Löwen-Motor noch nicht auf Hochtouren, tuckerte aber dennoch ohne größere Aussetzer über die Ziellinie.

Ein Arbeitssieg – nicht mehr und nicht weniger. Aber im Titelkampf werden auch die gerne mitgenommen.

Rhein-Neckar Löwen: Schmid 4, Gensheimer 6/5, Sigurmannsson 3, Mensah Larsen 3, Groetzki 5, Guardiola 3, Petersson 3, Ekdahl du Rietz 2, Ganshorn 1.

Stenogramm: 3:1, 8:8, 10:12, 11:13, 12:13 (Halbzeit), 14:14, 17:15, 21:18, 24:22, 27:22, 29:24, 30:24 (Endstand).

Von Daniel Hund